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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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versuchte mit dem Baum zu ›kommunizieren‹, indem sie seine ›Haut‹ ertastete, und daß ein Sinn in ihrem Tun lag. So war sie nun einmal, immer aktiv, niemals still, solange sie wach war; die ganze Zeit tat sie nie etwas, das im Grunde nichts war.
    Arden begleitete Sylvia und mich bis an den Waldrand. Ich fühlte mich wieder so wohl, daß ich mit ihm glückliche Pläne für den Abend und den nächsten Tag schmieden konnte.
    Mein Vater und meine Tante waren in der Küche und stritten.
    Kaum hörten sie mich das Haus betreten, da verstummten sie, und ich hörte diese unnatürliche Stille, die verrät, daß man ein privates Gespräch unterbrochen hat. Ich eilte mit Sylvia die Treppe hinauf.
    Arden kehrte ins College zurück. Das letzte Semester hatte angefangen, und ich schickte mich an, zusammen mit Papa das Haus herzurichten, bis es schöner war als neu. Jetzt, da Papa dafür bekannt war, daß sich alles, was er anfaßte, in Gold verwandelte, sagte Tante Elsbeth oft, daß sein Kopf bald so groß sein würde, daß er nicht mehr durch die Doppeltür des Eingangs passen würde.
    Papa zeigte ihr eine lange Nase und befahl den Arbeitern, Wände einzureißen, einige Zimmer zu vergrößern, andere zu verkleinern. Er ließ seinen Zimmern und auch meinem ein eigenes Bad hinzufügen, desgleichen bei zwei weiteren Zimmern. Er beschloß, daß er zwei große, begehbare Kleiderschränke für seine vielen Anzüge und unzähligen Schuhe benötigte. Mein Zimmer wurde vergrößert, ein Ankleideraum angebaut, und inmeinem Bad fühlte ich mich herrlich mondän, mit all dem Kristall und den goldenen Armaturen und dem elektrischen Licht um meinen Spiegel. Schließlich schien es mir, als würde unser Haus noch übertreffen, was es einst gewesen war. Papa suchte so lange, bis er all die Antiquitäten fand, die die Whiteferns Vorjahren verkauft hatten, und bewies so, daß alles, was meine Tante meiner Mutter über ›Fälschungen‹ ins Gesicht geschleudert hatte, stimmte. Selbst das große Bett, das meine Mammi für echt gehalten hatte, erwies sich als Reproduktion.
    Ungläubig lauschte ich all seinen Plänen. Er war so geizig, wenn es um alltägliche Dinge ging, und so verschwenderisch, wenn es sein Haus und seine Kleider betraf.
    Für jedermann in der Finanzwelt war er der ›Messias‹ des Börsenmarktes. Dadurch erhielt er so viel Zuversicht und Selbstvertrauen, daß er anfing, einen Börsenratgeber zu verfassen. Er führte die Aktien auf, die man kaufen oder verkaufen sollte. Und dann kaufte er, was er seinen Kunden zu verkaufen riet. Innerhalb weniger Stunden machte er auf diese Weise Tausende von Dollars Profit. Es schien unfair, und das sagte ich ihm auch. Aber er erwiderte, daß das ganze Leben unfair sei. »Ein ständiger Kampf der Geister ums Überleben, Audrina. Die Siege im Leben gehören jenen, die sich am schnellsten und am klügsten bewegen–und das ist kein Betrug. Schließlich sollten die anderen mehr Vernunft besitzen, nicht wahr?«
    Papa schickte seine Veröffentlichungen an einen Freund in San Francisco, und dieser Freund hatte einen Verlag, und alle ›Freunde‹ dieser Art waren nur zu gern bereit, bei dem Betrug mitzuarbeiten.
    Dann kam der wundervolle Tag, an dem Arden aus demCollege zurückerwartet wurde. Er hatte sein Diplom erhalten. Papa war so herzlos gewesen, mir zu verbieten, an der Abschlußfeier teilzunehmen.
    Ohne daß Papa es wußte–denn er wollte, daß ich immer von ihm abhängig blieb–,hatte Arden mir schon vor Jahren das Autofahren beigebracht. So war es ein leichtes, mir einen von Papas alten Wagen zu ›leihen‹, die in der Garage standen, Sylvia schön anzuziehen und mich auf den Weg zum Flughafen zu machen, um dort auf das Flugzeug zu warten. Der Augenblick war gekommen. Ich war dumm genug, zu glauben, ich wäre zu allem bereit.

Eines langen Tages Reise
    Arden lief im Flughafen auf mich zu. Gleich darauf wurde ich so fest umarmt und leidenschaftlich geküßt, daß ich zurückwich, überwältigt von seinen Gefühlen. Verzweifelt suchte ich nach Sylvia, die im selben Augenblick verschwunden war, als Arden mich in die Arme nahm. Nach einer Stunde fanden wir meine kleine Schwester. Sie starrte die bunten Zeitschriften an. Sie war bereits wieder vollkommen zerzaust, und dabei hatte ich Arden doch zeigen wollen, wie hübsch sie war, wenn sie frisch und sauber war. Alles wurde noch schlimmer dadurch, daß irgend jemand, der freundlich sein wollte, ihr ein Schokoladeneis gekauft hatte. Die

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