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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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näher. Ich konnte ihn mit jeder Faser spüren. Ich atmete seinen männlichen Geruch, fühlte seine Nacktheit, spürte meine eigene Verwundbarkeit unter dem Nichts von einem Nachthemd. Meine Haut schien zu erwachen und sich in eine Million Antennen zu verwandeln; jedes nahezu unsichtbare Härchen bebte, befahl mir, etwas zu tun, und zwar schnell. Zurück, zurück, ich kehrte zu dem Schaukelstuhl zurück, in jene Zeit, als er mich noch geängstigt hatte, ehe ich gelernt hatte, den Schrecken des Waldes zu entfliehen. Ich fühlte mich schaukeln, hörte eine kindliche Stimme singen, sah die Spinnen ihre Netze weben, sah die Augen der Stofftiere funkeln, hörte die Bodenbretter knarren. Der Wind blies, und gleich würden Blitze zucken und Donner grollen.
    Arden sagte etwas Liebes. Warum konnte ich ihn nicht richtig verstehen? »Ich liebe dich«, vernahm ich, seine Stimme drang durch einen Nebel zu mir. Mein Herz klopfte so laut, daß ich ihn über den Lärm in meinem Innern kaum hören konnte.
    Jetzt war Arden ganz nah, drehte sich auf die Seite undstreckte vorsichtig die Hand aus, um mich ganz leicht am Oberarm zu berühren. Seine Fingerspitzen streiften die linke Seite meiner Brust. Nicht, nicht, tu’s nicht! wollte ich schreien. Aber ich lag da, sprachlos vor Angst, die Augen so weit aufgerissen, daß sie zu schmerzen anfingen. Mein Mund wurde trocken.
    Er räusperte sich und bewegte sich, bis sein Fleisch an meinem lag, heißes Fleisch, behaartes Fleisch. Seine Lippen, noch heißer und feucht, suchten meine. Ich wich zurück, versuchte, einen Schrei zu unterdrücken. »Was ist denn los?« fragte er. »Liebst du mich schon jetzt nicht mehr, Audrina?«
    Aus irgendeinem Loch in meinem Gedächtnis kam eine Entschuldigung. Mammi sagte zu Papa, daß sie zu müde wäre. »Ich bin bloß so müde, Arden. Es war ein langer Tag. Meine Tante ist heute morgen gestorben. Warum kannst du mich heute nacht nicht einfach in den Armen halten und mir wieder und wieder sagen, daß du mich liebst. Dann würde ich mich vielleicht nicht so schämen.«
    »Aber du hast überhaupt keinen Grund, dich zu schämen«, sagte er. »Du fühlst wie viele Bräute–hat man mir erzählt. Da du meine erste bist, und hoffentlich auch meine letzte, kann ich nicht aus Erfahrung sprechen.«
    Ich wollte ihn fragen, ob ich das erste Mädchen war, mit dem er schlafen würde, aber ich fürchtete, er könnte nein sagen. Ich wollte, daß er genauso unerfahren wäre wie ich; und dann wieder wollte ich, daß er genau wüßte, was zu tun wäre, damit mir gefiele, was ich so unaussprechlich fürchtete. Wenn ich wirklich wüßte, daß er auf mich gewartet hatte, dann würde das beweisen, daß er mich genug liebte.
    Seine Finger streichelten meinen Arm, als er sich über mich beugte und mich zwang, die Augen zu schließen.
    Hatte ich nicht meine eigene Mutter sagen hören, daß Jungs immer eher zum Sex bereit waren als Mädchen? Damals hatte sie mit meiner Tante gescherzt und mit Tante Mercy Marie, die lächelnd auf dem Flügel stand.
    Jetzt wagten seine Hände sich weiter, liebkosten meine Brüste, ehe seine Finger anfingen, meine Brustwarzen zu umkreisen, die von dem dünnen Stoff kaum bedeckt waren. Ich schauderte, wand mich und fragte: »Hast du schon mal mit jemandem geschlafen?«
    »Mußt du das ausgerechnet jetzt fragen?«
    »Ist es falsch, so etwas zu fragen?«
    Sein Seufzen klang verzweifelt. »Es heißt, daß es Unterschiede in der Gefühlswelt von Männern und Frauen gibt. Vielleicht stimmt das, vielleicht auch nicht. Ich habe gehört, daß eine Frau ein recht glückliches Leben führen kann, auch ohne Sex, aber ein Mann hat eine bestimmte Menge Sperma, die auf die eine oder andere Weise verkleinert werden muß, um ihm Erleichterung zu verschaffen. Am schönsten ist das mit der Frau, die er liebt. Lieben heißt auch teilen, Audrina. Sich gegenseitig Vergnügen und Freude schenken, ohne Schmerz, ohne Scham.«
    »Hat Billie dir gesagt, du solltest mir das erzählen?« fragte ich heiser.
    Seine übereifrigen Lippen brannten in meiner Kehle, ehe er murmelte: »Ja. Ehe wir das Häuschen verlassen haben, hat sie mich beiseite genommen und mich gebeten, heute nacht ganz sanft und liebevoll mit dir umzugehen. Aber das hätte sie mir nicht zu sagen brauchen. Ich hätte es sowieso getan. Ich möchte alles richtig machen. Gib mir eine Chance, Audrina. Vielleicht ist es gar nicht so schrecklich, wie du glaubst.«
    »Warum sagst du das? Warum glaubst du, daß ichdenke, es

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