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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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legte. »Alles in Ordnung mit dir?« flüsterte er. »Du siehst so blaß aus.«
    Ich antwortete nicht, kuschelte mich aber an ihn, fühlte mich sicherer mit seinem Arm um mich. Vera stand auf. Trotz ihrer hohen Absätze war sie noch immer einen Kopf kleiner als Papa, sah aber dennoch ehrfurchtgebietend aus. In der Ecke des großen Zimmers hockte Sylvia auf den Fersen und ließ ihren Kopf herumrollen, als wollte sie absichtlich all die Erfolge zunichte machen, die wir beide so mühsam erkämpft hatten.
    »Ich mußte heimkommen, Papa, um das Grab meiner Mutter zu besuchen«, sagte Vera leise, in entschuldigendem Ton. »Eine Freundin hat mich angerufen und mir gesagt, daß sie tot ist. Ich habe die ganze Nacht über geweint und wäre wirklich gern zur Beerdigung gekommen. Aber ich hatte Dienst und habe erst jetzt frei bekommen. Ich bin inzwischen Krankenschwester. Außerdem hatte ich nicht genug Geld, um hierherzukommen, und ich wußte, daß du es mir nicht schicken würdest. Es ist immer ein solcher Schock, wenn ein gesunder Mensch durch einen Unfall stirbt. Dieselbe Freundin hat mir auch die Zeitung mit der Todesanzeige geschickt. Sie kam am Tag der Beerdigung an.«
    Sie lächelte, legte den Kopf auf charmante Art schief, stand mit gespreizten Beinen da, die Arme in die Seiten gestemmt. Plötzlich wirkte sie nicht mehr süß, sondern trotzig, maskulin, beanspruchte fast ebensoviel Raum wie Papa, wenn er die Beine spreizte und sich auf einen Angriff vorbereitete.
    Papa grunzte und funkelte sie an. Er schien ihre Herausforderung anzunehmen. »Wann reist du wieder ab?«
    »Bald«, sagte Vera, schlug die Augen nieder, friedlich und bescheiden, während sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Aber ihre Füße blieben breit stehen, und das verriet, daß ihre Schwäche aufgesetzt war. »Ich fand, ich schuldete es meiner Mutter, so bald wie möglich zu kommen.«
    Arden beugte sich vor, um ihr Gesicht besser sehen zu können, zog mich mit sich, da er vergaß, seinen Arm fortzuziehen.
    »Ich will dich in meinem Haus nicht sehen!« fuhr Papa sie an. »Ich weiß, was hier vorgegangen ist, ehe du es verlassen hast.«
    Lieber Gott! Vera warf Arden einen nervösen Blick zu.
    Augenblicklich löste ich mich aus seinem Arm und rutschte ans äußerste Ende des Sofas. Nein, versuchte ich mir einzureden, Vera versuchte absichtlich, Arden in die Geschichte hineinzuziehen, um meine Ehe zu zerstören. Aber Arden sah so schuldbewußt aus. Mein Herz bekam einen Knacks. Die ganze Zeit hatte er behauptet, ich wäre die einzige gewesen, die er je geliebt hatte. Und doch mußte Vera die Wahrheit erzählt haben, als sie vor langer Zeit behauptete, mit Arden zu schlafen.
    »Papa«, flehte Vera mit ihrer verführerischen, kehligen Stimme, »ich habe Fehler gemacht. Vergib mir, daß ichnicht gewesen bin, was ich hätte sein sollen. Ich habe mir immer gewünscht, dein Wohlgefallen zu finden, zu sein, was du dir gewünscht hast, aber niemand hat mir dabei geholfen. Ich wußte nicht, was Mr. Rensdale wollte, als er mich küßte und anfing, mich anzufassen. Er hat mich verführt, Papa!«
    Sie schluchzte, als würde sie sich schämen, neigte den Kopf mit dem glänzenden Aprikosenhaar. »Ich bin zurückgekommen, um meiner Mutter die letzte Ehre zu erweisen, um den Thanksgiving Day mit der einzigen Familie zu verbringen, die ich besitze, und um unsere Familienbande zu erneuern. Und ich bin auch gekommen, um die Wertgegenstände zu holen, die meine Mutter mir hinterlassen hat.«
    Wieder grunzte Papa. »Deine Mutter hatte nichts von Wert, das sie dir hinterlassen konnte, nachdem du fortgelaufen warst und alles an Schmuck gestohlen hattest, was sie besaß, und auch alles, was meine Frau Audrina hinterlassen hat. Bis zum Thanksgiving Day ist noch eine Woche. Erweise deiner Mutter heute an ihrem Grab die letzte Ehre, und morgen früh reist du ab.«
    »Damián!« meldete sich Billie vorwurfsvoll. »Ist das die Art, mit seiner Nichte zu sprechen?«
    »Genau die richtige für diese Nichte!« wütete Papa und marschierte zur Treppe hinüber. »Und nenn mich nie wieder Papa, Vera!«
    Er sah noch einmal zu Billie hinüber. »Hast du vergessen, daß heute unser Abend in der Stadt ist? Ein Abendessen in einem guten Restaurant, und dann ins Kino. Warum bist du noch nicht umgezogen und bereit zum Gehen?«
    »Wir können doch das Haus nicht an dem Tag verlassen, an dem deine Nichte heimkehrt«, meinte Billie in ihrerruhigen Art. »Sie liebt dich wie einen Vater,

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