Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Sachen kümmern, weil seine wichtiger waren–und jetzt muß ich das nachholen.«
    Er stand auf und streckte sich, ging dann unter die Dusche. »Kaltes Wasser macht mich schon wieder wach.«
    Einen Augenblick später stand er schon wieder an derBadezimmertür, fing an, sich auszuziehen, und erzählte besorgt: »Weißt du, da saß ich nun in Damians Büro, verantwortlich, und ich wußte verdammt gut, er erwartete, daß ich jeden nur möglichen Fehler machen würde, damit er mich wieder vor allen anbrüllen und beschämen konnte. Es war ein ruhiger Tag, und als ich hinter seinem Schreibtisch saß und darauf wartete, daß das Telefon klingelte, fing ich an, etwas zu suchen. Dabei entdeckte ich, daß die Schubladen sehr kurz waren. Ich konnte nicht verstehen, warum ein so großer Schreibtisch so kleine Schubladen hatte. Also fummelte ich herum, und bald fand ich ein paar kleine Geheimfächer hinten in den Schubladen.«
    Arden war jetzt ganz ausgezogen und stand nackt in der Tür, als wollte er, daß ich ihn ansah, etwas, das ich nie tun konnte, ohne zu erröten und zu zittern. Obwohl er nichts Anzügliches sagte oder auch nur andeutete, daß er mehr von mir wollte, als daß ich zuhörte, spürte ich doch eine gewisse Erwartung.
    »Audrina, ich bin kein perfekter Buchhalter, aber als ich in einem dieser Geheimfächer einen Ordner fand, konnte ich nicht widerstehen. Ich habe ihn durchgeblättert und dabei gerechnet. Dein Vater ›leiht‹ Geld von seinen ruhenden Konten, investiert es für sich persönlich, und wenn er damit Gewinn gemacht hat, zahlt er das Geld Monate später wieder zurück. Seine Kunden merken nie etwas davon. Und das treibt er jetzt seit Jahren!«
    Ich starrte ihn verständnislos an.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Arden fort. »Erst neulich hörte ich, daß er einer seiner reichsten Klientinnen erzählte, die Aktien, die sie auf ihrem Speicher gefunden hätte, wären wertlos. Sie könnte sie höchstens einrahmen lassen. Sie hat sie ihm geschickt, damit er sie in seinem Büro aufhängen kann–ein kleines Geschenk, so hat sie esausgedrückt. Audrina, das waren Aktien der Union Pacific. Mit ihrem ›kleinen‹ Geschenk hat sie ihm Hunderttausende Dollars geschenkt–die Frau ist zweiundachtzig Jahre alt. Reich, aber alt. Er denkt wahrscheinlich, sie hätte genug und würde es nicht annähernd so gut gebrauchen können wie er, und wahrscheinlich hat er sich überlegt, daß sie so alt ist, daß sie nicht mehr merkt, daß er sie betrügt.«
    Wieder gähnte er und rieb sich die Augen, und wieder schien er jungenhaft und sehr verletzlich. Aus irgendeinem Grund war ich gerührt. »Weißt du, ich habe mich schon lange gefragt, warum er alte Aktien sammelt. Jetzt weiß ich es. Er verkauft sie an der Westküste. Kein Wunder, daß er jetzt so reich ist, überhaupt kein Wunder.«
    »Ich hätte wissen müssen, daß er etwas Unehrliches tut, weil er so viel Geld ausgeben kann, wo wir uns noch vor wenigen Jahren nicht einmal täglich Fleisch leisten konnten. Oh, wie dumm von mir, es nicht schon Vorjahren erraten zu haben!«
    Besorgt sah ich Arden an.
    Etwas Liebes, Junges, Trauriges und Sehnsüchtiges stand in seinen Augen, die mich anflehten, zu ihm zu kommen. Und diesmal spürte ich in meinem eigenen Körper, daß sich eine Sehnsucht regte und auf sein Flehen reagierte. Beunruhigt von dieser überraschenden Entdeckung drehte ich mich um und wollte gehen. Ich konnte mich von Arden nicht ablenken lassen. Ich mußte Papa zur Rede stellen.
    »Arden, du hast doch nicht mit Papa darüber gesprochen, oder?«
    Ich hörte ihn seufzen. »Nein. Außerdem waren die Geheimfächer in seinem Schreibtisch leer, als ich sie später noch einmal überprüft habe.«
    Er schaute zum Fenster, seine Lippen waren zusammengepreßt. Es war, als würde er resignieren und mich nicht mehr verführen wollen. Er unternahm nichts mehr und sagte auch nichts, was mich bei ihm zurückgehalten hätte. »Ich vermute, Damián denkt an alles und merkte irgendwie, daß jemand an den Papieren gewesen ist.«
    »Geh ins Bett. Ich spreche mit Papa.«
    »Ich wünschte, das würdest du nicht tun. Er wird sich fragen, woher du es weißt.«
    »Ich werde nichts sagen, was ihm verraten könnte, von wem ich es weiß.«
    Ich wartete darauf, daß er noch einmal protestierte, aber er drehte sich um und ging zum Bett. Ich beugte mich über ihn und küßte ihn.
    »Audrina…?« murmelte er. »Liebst du mich wirklich? Manchmal wache ich in der Nacht auf und frage

Weitere Kostenlose Bücher