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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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mich, warum du mich geheiratet hast. Ich hoffe, nicht nur um deinem Vater zu entfliehen.«
    »Ja, ich liebe dich«, erklärte ich ohne Zögern. »Vielleicht ist es nicht die Art Liebe, die du dir wünschst…aber eines Tages, vielleicht schon bald, wirst du möglicherweise überrascht sein.«
    »Hoffen wir’s«, murmelte er, ehe er erschöpft einschlief.
    Wenn ich doch in jener Nacht bloß im Bett geblieben wäre und Arden gegeben hätte, was er brauchte! Wenn ich nur nicht gedacht hätte, ich könnte immer alles in Ordnung bringen.
    Ich erwartete, daß Papa um fast drei Uhr früh schlafen würde. Ganz bestimmt erwartete ich nicht, Licht unter seiner Tür hindurchschimmern zu sehen, genausowenig, wie ich erwartete, sein Lachen und das wohlige, erstickteKichern einer Frau zu hören. Ich blieb auf der Stelle stehen, wußte nicht, was ich denken oder tun sollte. War er so rücksichtslos, eine seiner ›Gespielinnen‹, wie Mammi sie ironisch genannt hatte, mit nach Hause gebracht zu haben?
    »Jetzt hör damit auf, Damián«, sagte eine Stimme, die ich einfach erkennen mußte. »Ich muß jetzt gehen. Wir können nicht riskieren, daß die Kinder etwas merken.«
    Nicht eine Sekunde lang überlegte ich, was ich zu tun hatte, sobald ich erst einmal wußte, wer bei ihm war. Ich dachte auch nicht über die Konsequenzen meines impulsiven Handelns nach.
    Ich riß die Tür auf und trat in das schwach erleuchtete Zimmer, das Papa neu eingerichtet hatte, nachdem Mammi gestorben war. Rote Tapeten und goldgerahmte Spiegel ließen das Zimmer wie ein Bordell aus dem achtzehnten Jahrhundert aussehen.
    Sie lagen zusammen im Bett, Ardens beinlose Mutter und mein Vater, und trieben intime Spielchen miteinander. Als sie mich sahen, stöhnte Billie auf und zog ihre Hand zurück. Papa zog hastig die Decken hinauf, um sie beide zu bedecken. Aber ich hatte genug gesehen.
    In mir loderte helle Wut. Alles, was ich Billie jetzt entgegenschleuderte, war: »Du Hure!«
    Dann wandte ich mich an ihn. »Du dreckiger Hundesohn! Verlaß mein Haus, Billie! Ich will dich nie wiedersehen! Arden und ich werden dich verlassen, Papa, und Sylvia mitnehmen.«
    Billie fing an zu weinen. Papa schlüpfte unter der Decke hervor und in einen roten Brokatmantel. »Du dummes, kleines Mädchen«, sagte er und schien überhaupt nicht verlegen. »Solange Billie bleiben möchte, darf sie das auch.«
    Beleidigt, in dem Gefühl, daß Billie mich und auch Arden verraten hatte, wirbelte ich herum und raste in mein Zimmer zurück, wo Arden bereits wieder über der Arbeit saß. Aber er war so müde und erschöpft, daß sein Kopf vornübergesunken war und er tief schlief. Mitleid verdrängte meinen Zorn, und sanft weckte ich ihn, zog ihm seinen Morgenmantel aus. Dann legte ich einen Arm um seine Taille, half ihm ins Bett und lag dann in seinen Armen, als er einschlief.
    Die ganze Nacht überlegte ich hin und her, bis ich einen Entschluß gefaßt hatte. Es war nicht Billies Schuld–es war Papas. Er hatte sie mit seinen Gaben verführt, mit seinem Charme und dem guten Aussehen, damit er das perverse Vergnügen haben konnte, mit einer beinlosen Frau zu schlafen. Ich konnte Billie nicht hinausjagen. Es war Papa, der gehen mußte, damit wir alle ein anständiges Leben führen konnten.
    Und jetzt hatte ich die perfekte Waffe, um ihn zum Gehen zu zwingen. Ich würde damit drohen, ihn anzuzeigen. Selbst wenn er die belastenden Unterlagen versteckt hatte, ich hatte alle nötigen Informationen über seine illegale Beraterfirma in San Francisco und das allein wäre schon belastend genug.
    Aber es sollte nicht so kommen.
    Schon früh am nächsten Tag kam Billie zu mir, gleich nachdem Arden und Papa zur Arbeit gefahren waren. Ihre Augen waren rotgerändert und geschwollen, ihr Gesicht sehr blaß. Ich drehte ihr den Rücken zu und bürstete weiter mein Haar.
    »Audrina…bitte. Ich wäre gestern nacht am liebsten im Erdboden versunken, als du ins Zimmer gestürmt bist. Ich weiß, was du denkst, aber so war es nicht, wirklich nicht.«
    Wütend riß ich die Bürste aus meinem Haar.
    »Hör mit bitte zu!« jammerte sie. »Ich liebe Damián, Audrina. Er ist der Mann, den ich mir immer gewünscht, aber nie bekommen habe.«
    Ich wirbelte herum. Meine Augen blitzten, als ich ihr all meinen Zorn entgegenschreien wollte–und es dann doch nicht konnte, weil sie weinte. Die Farben in ihren Augen riefen ein sonderbares Gefühl in mir wach, wie es zu viele Farben immer taten. Sie hatte die Angewohnheit,

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