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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Sylvia und ich eine enge Beziehung zueinander entwickelt.
    Mütter und Tanten konnten sterben, Töchter und Söhneauch, und doch ging das Leben weiter; die Sonne schien immer weiter, auch der Regen fiel immer wieder, die Monate kamen und gingen. Papa merkte man immer deutlicher an, daß er älter wurde–und damit auch weicher.
    Ich wußte, daß Arden und Vera sich häufig außerhalb von Whitefern trafen. Selbst unter meinem eigenen Dach bemerkte ich die beiden in einem Zimmer, das nur selten benutzt wurde. Ich verschloß Gedanken und Augen und tat so, als bemerkte ich Ardens gerötetes Gesicht nicht, und auch nicht die Art, wie Vera ihr enges Kleid glattstrich. Sie lächelte mich ironisch an, als wollte sie mir sagen, daß sie gewonnen hatte. Warum war es mir nicht mehr wichtig?
    Eines Abends, als ich nicht mehr damit rechnete, daß Arden noch in mein Zimmer kommen würde, öffnete er die Tür und setzte sich auf die Kante meines Bettes. Zu meiner Verblüffung fing er an, sich Schuhe, dann auch die Strümpfe auszuziehen. Ich wollte etwas Sarkastisches über Vera sagen, die den ganzen Tag Gemeinheiten verteilt hatte, aber ich verkniff es mir.
    »Falls es dich interessiert«, meinte er steif, »ich habe nicht die Absicht, dich anzurühren. Ich möchte bloß wieder einmal in diesem Zimmer schlafen und dich in meiner Nähe spüren, ehe ich beschließe, was ich mit meinem Leben tun will. Ich bin nicht glücklich, Audrina. Ich glaube, du bist es auch nicht. Ich möchte, daß du weißt, daß ich mit Damián gesprochen habe. Dein Vater arbeitet jetzt nicht mehr mit Geld, das er von seinen ruhenden Konten ›borgt‹. Er betrügt die Leute nicht mehr, indem er ihnen alte Aktien, die von großem Wert sind, abschwätzt. Er war überrascht, daß ich ihm auf die Schliche gekommen bin, und hat nichts abgestritten. Alles, was er sagte, war: ›Ich hab’s für einen guten Zweck getan.«
    Er sagte all dies vollkommen gleichgültig, als würden die Worte nur gesprochen, um die Kluft zwischen uns zu überbrücken. Jetzt, wo Arden Vizepräsident in der Firma meines Vaters war, sprach er nicht mehr davon, eines Tages wieder zu seiner ersten Liebe, der Architektur, zurückzukehren. Er räumte sein Handwerkszeug fort, seine Stifte, den Zeichentisch, den Billie ihm gekauft hatte, als er sechzehn war, genauso, wie er die Träume seiner Jugend fortschob. Ich glaube, wir haben alle dasselbe getan. Das Schicksal hat uns den Weg vorgeschrieben, den wir gegangen sind. Aber es tat weh, zu sehen, wie diese Sachen auf den Speicher geschleppt wurden, denn nur allzu selten fand irgend etwas von dort oben wieder seinen Weg zurück.
    Ich sah zu, wie er seine Kreativität ablegte wie etwas Nutzloses, und ich war enttäuscht zu sehen, daß er die Sehnsucht nach Geld hatte wie Papa–nach Macht und noch mehr Geld.
    Obwohl ich wieder und wieder versuchte, endgültige Beweise dafür zu finden, daß er wirklich Veras Liebhaber war, wollte ich es wahrscheinlich wohl doch nicht wissen, sonst hätte ich sie ja leicht erwischen können.
    Und wieder verging die Zeit, mal langsam, mal schnell, in der Monotonie des Alltags, und schon war ich zweiundzwanzig. Noch ein Frühling und noch ein Sommer würden bald in die Leere entschwinden, die ich für mich selbst geschaffen hatte.
    Nur um etwas zu haben, mit dem ich mich beschäftigen konnte, wandte ich mich ernsthaft Mammis Rosengarten zu. Ich kaufte Bücher zum Thema der Rosenzucht, nahm an den Versammlungen des Rosenclubs teil, und immer nahm ich Sylvia mit, stellte sie das erste Mal der Außenwelt vor. Sie sagte zwar nur wenig, aber die meisten hielten sie bloß für schüchtern. (Oder wenigstens gabensie vor, das zu denken.) Ich zog Sylvia hübsche Kleider an und frisierte ihr Haar schön. Sie hatte immer Angst und schien erleichtert, wenn wir wieder daheim waren und sie ihre alten Kleider anziehen konnte.
    An einem heißen Samstag Ende Mai lag ich auf den Knien in Mammis Rosengarten und kratzte mit einer Handharke den Boden auf, ehe ich Düngemittel goß. In der Nähe lagen Blumenzwiebeln, die ich bald einpflanzen würde. Sylvia war im Haus, um ein Nickerchen zu machen, und Vera war mit Papa in die Stadt gefahren, weil sie sich neue Kleider kaufen wollte.
    Plötzlich fiel ein langer Schatten kühl auf mich. Ich schlug die Krempe meines Strohhutes zurück und starrte zu Arden empor. Ich hatte angenommen, er wäre mit seinen Freunden beim Golfspielen. Eine leise Stimme in meinem Hinterkopf hatte auch geflüstert,

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