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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Hinsicht bemitleidenswert und rührend. Er ist zu sehr auf Frauen angewiesen, um glücklich zu sein. Ein Mann ist ein Narr, wenn er zuläßt, daß so etwas geschieht. Ich bewundere einen Mann, der seine Frau immer in gewissem Abstand hält, auf dem Platz, der ihr zukommt–aber in unserer Familie werde ich der Mann sein. Früher oder später wird Arden mir gehören, zweifle nicht daran.«
    Ihre langen Nägel kratzten, als sie mich brutal auf die Seite drehte, um die Laken zu wechseln. Sie schob mich so dicht an den Rand, daß ich fast zu Boden gefallen wäre. Ich wurde an meinem Haar und einem nackten Bein gepackt und wieder an einen sicheren Platz gezerrt. Dann schlug sie mir kräftig aufs Gesäß, als hätte ich absichtlich versucht, vom Bett zu rollen. Als nächstes drehte sie mich von der Seite auf den Rücken, kam dann auf die andere Seite meines Bettes und stopfte das saubere Laken fest, ehe sie meinen nackten Körper abschätzend musterte.
    Es war entsetzlich, so nackt und verletzlich zu sein, unfähig, selbst etwas tun zu können–und ihre Augen waren nicht freundlicher als die Augen jener Jungs im Wald.
    »Ja, ich kann sehen, warum er dich einmal geliebt hat. Hübsche Brüste«, sagte sie und kniff mich so fest in die Brustwarzen, daß ich einen dumpfen Schmerz verspürte. Schmerz…das bedeutete, daß ich mich erholen würde–wenn sie mir Zeit ließ. »Schmale Taille dazu, flachen Bauch, hübsch, sehr hübsch. Aber deine Schönheit verläßt dich, Audrina, schnell sogar. All die vollen, jungen Kurven werden bald nur noch schlappes Fleisch sein, dasan deinen Knochen hängt, und dann wird er dich nicht mehr haben wollen.«
    Ich lag da und starrte an die Decke über mir. Wo war Papa? Warum besuchte er mich nicht?
    In der Ecke beugte sich Sylvia vor. Ihre wasserblauen Augen beobachteten Vera aufmerksam. Ganz vorsichtig, Zentimeter für Zentimeter, rutschte sie näher. Im Dämmerlicht des großen Zimmers konnte ich schwach erkennen, wie sich ihr langes Haar bewegte. Und doch versuchte ich ihr meinen Willen aufzuzwingen, sie mit meinen Gedanken dazu zu bringen, etwas zu tun, um zu helfen. Wenn du nicht in eines dieser schrecklichen Heime gesteckt werden willst, Sylvia, dann hilf mir! Hilf mir! Tu etwas, um mein Leben zu retten, und deines auch!
    Sylvia war weit genug vorwärts gerutscht, um einen Flecken verirrten Sonnenlichts zu finden, das auf ihr Haar fiel und es kupfern färbte. In ihrer Hand drehte sie ständig ihren Kristall und betrachtete wie ein Baby die bunten Lichtstrahlen, die wie Myriaden von Regenbogen durchs Zimmer tanzten. Einen scharlachroten und orangefarbenen Strahl sandte sie direkt in Veras Spinnenaugen.
    »Hör sofort auf!« brüllte Vera. »Das hast du auch mit meiner Mutter getan, nicht wahr? Und mit Billie auch, oder nicht?«
    Wie ein Krebs rutschte Sylvia seitlich wieder zu ihrem Platz im Schatten zurück, behielt aber Vera und mich sorgfältig im Auge.
    Vera plapperte und plapperte, als wäre ich ihr Beichtvater. Wenn sie mich unter die Erde brachte, würde ich ihre Geheimnisse mitnehmen, und nie wieder würde sie von den schrecklichen Dingen geplagt werden, die sie getan hatte.
    »Weißt du, liebe Schwester, es gibt Zeiten, da glaubeich, daß Arden denkt, ich hätte seine Mutter die Treppe hinuntergestoßen. Wenn er glaubt, daß ich schlafe, stützt er sich auf einen Ellbogen und starrt in mein Gesicht hinab. Ich frage mich dann, ob ich im Schlaf rede und Dinge sage, die er hört. Er redet im Schlaf. Er ruft deinen Namen, versucht, dich zurückzurufen, von wo immer es ist. Und wenn ich ihn aufwecke, wendet er sich von mir ab, außer ich will mit ihm schlafen. Ich spüre, daß das alles ist, was er von mir will. Ich glaube, er traut mir in vieler Hinsicht nicht, liebt mich auch nicht wirklich, braucht mich nur dann und wann. Aber ich werde dafür sorgen, daß er mich mehr liebt als dich. Zehnmal mehr liebt als dich. Du warst nie eine richtige Ehefrau für ihn, Audrina. Wie konntest du auch, nach allem, was geschehen ist?«
    Ihr dünnes Lachen war spröde wie Glas, klimperte wie die Mobiles unter der Kuppel. »War das nicht ein hübsches Geburtstagsgeschenk, was die Jungs für Audrina hatten?«
    Genau in diesem Augenblick kam Arden ins Zimmer. Er packte Vera bei den Schultern. »Was sagst du da zu ihr? Vielleicht hört sie dich! Ihre Ärzte haben mir erzählt, daß ein Patient im Koma manchmal sehen und hören und denken kann, ohne daß irgend jemand es bemerkt. Bitte, Vera, selbst

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