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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wärest mit einem Wesenverheiratet, das nur noch dahinvegetiert, und das für den Rest deines Lebens. Und wenn Damián tot ist, hättest du auch noch Sylvia–vergiß das nicht. Wenn du für die beiden sorgen müßtest, würdest du zu Gott beten, daß du getan hättest, was ich jetzt vorschlage. Aber dann wird es zu spät sein. Dann bin ich fort. Und du, mein Lieber, wirst niemals den Mut haben, es allein zu tun.«
    Mut wozu?
    Die beiden kamen näher. Ich wollte den Kopf drehen und zusehen, wie sie mein Zimmer betraten. Ich wollte Ardens Gesicht sehen, Veras Augen, wollte wissen, ob sie ihn wirklich liebte. Ich wollte die Füße auf den Boden stellen und aufstehen. Aber ich konnte mich nicht rühren, konnte nichts, überhaupt nichts tun außer daliegen, ein steifes, regloses Ding, ich fühlte geistigen Schmerz und unerträgliche Trauer. Wieder und wieder überkam mich Panik. Ich drohte, darin zu versinken. Wie konnte das geschehen? War ich denn nicht mehr dieselbe wie am Abend, wie gestern abend? Was hatte mich zu dem gemacht, was ich jetzt war?
    »Vera, mein Liebling«, sagte Arden und hörte sich an, als wäre er noch näher, »du verstehst nicht, was ich fühle. So wahr mir Gott helfe, selbst so, wie sie jetzt ist, liebe ich meine Frau immer noch. Ich möchte, daß Audrina sich erholt. Jeden Morgen, ehe ich zur Arbeit fahre, komme ich hierher, knie neben ihrem Bett und bete für ihre Genesung. Jeden Abend, ehe ich zu Bett gehe, tue ich dasselbe. Ich knie nieder und warte darauf, daß sie die Augen öffnet, daß ihre Lippen sich teilen und sie zu sprechen anfängt. Ich träume davon, sie wieder gesund zu sehen. Ich fühle mich wie in der Hölle, und ich werde die Hölle niemals mehr hinter mir lassen, solange sie nicht wieder sie selbst ist. Nur ein einziges Lebenszeichen, und ich würde niemals…niemals einwilligen…«
    Er brach ab, schluchzte und würgte hervor: »Selbst so, wie sie jetzt ist, möchte ich doch nicht, daß sie stirbt.«
    Aber Vera wollte es. Ich wußte jetzt, daß Vera irgendwie für diese Situation verantwortlich war, so, wie sie für die meisten verhängnisvollen Ereignisse meines Lebens verantwortlich war.
    »Also schön!« kreischte Vera. »Wenn du Audrina immer noch liebst, dann kannst du mich unmöglich lieben. Du hast mich benutzt, Arden, ausgenutzt! Du hast mich bestohlen! Es ist sehr gut möglich, daß ich wieder dein Kind in mir trage–wie ich schon einmal ein Kind von dir in mir getragen habe–und du hast es nicht einmal gewußt.«
    »Ein einziges Mal, Vera, nur ein einziges Mal. Du weißt nicht, ob ich wirklich der Vater war. Zu vieles spricht dagegen. Du bist auch zu mir gekommen, hast mir zu verstehen gegeben, daß du mich haben wolltest, und du warst bereit, alles zu tun, und ich war jung und Audrina noch ein Kind.«
    »Und sie wird immer ein Kind bleiben!« kreischte Vera. Dann senkte sich ihre Stimme um eine Oktave, und sie versuchte weiter, ihn zu überreden. »Du hast mich auch begehrt. Du hast mich genommen und hast es genossen, und ich mußte den Preis dafür zahlen.«
    O Gott, o Gott…immer wieder mußten wir alle einen Preis zahlen, dachte ich. Meine Gedanken liefen im Kreis, als ich versuchte, irgend etwas Festes zu greifen.
    »Aber wenn du sie liebst, Arden, dann behalte sie. Ich hoffe nur, daß ihre Arme dich trösten, wenn du Trost brauchst, und daß ihre Küsse deine Lippen wärmen und ihre Leidenschaft deine Begierde stillt. Der Himmel weiß, daß ich niemals einen Mann gekannt habe, der eine Frau mehr braucht als du. Und steh nur nicht da und glaube, dukönntest eine andere Pflegerin an meiner Statt anstellen. Du weißt es vielleicht nicht, Arden, aber Audrina braucht mich. Auch Sylvia braucht mich. Irgendwie, trotz allem, was du mir darüber erzählt hast, daß Sylvia auf niemanden als auf deine Frau eingeht, ist es mir gelungen, sie dazu zu bringen, mich zu mögen und mir zu vertrauen.«
    »Sylvia traut niemandem und mag niemanden außer Audrina«, erklärte Arden.
    Ich starrte Vera an. Ihr leuchtendes aprikosenfarbenes Haar blitzte unter einer gestärkten Haube hervor. Jede einzelne Strähne saß perfekt an ihrem Platz. Ihre blasse Haut schimmerte sanft, aber dennoch wirkte sie sehr hübsch in Weiß, mit ihren glitzernden, schwarzen Augen. Harte, grausame Spinnenaugen, dachte ich.
    So, wie ich es immer getan hatte, nahm sie Ardens hübsches Gesicht zwischen die Hände, legte ihre langen, zinnoberroten Fingernägel auf seine Wangen. »Liebling, es gibt viele

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