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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sind es auch nicht. Dein Vater sagt, deine Tante sei Lehrerin gewesen und hätte sich um deine Ausbildung gekümmert. Du solltest es ohne Schwierigkeiten in der fünften oder sechsten Klasse schaffen. Wir fangen in der fünften Klasse an, und wenn du dort leicht mitkommst, versetzen wir dich.«
    Sie lächelte mir noch einmal aufmunternd zu. »Dein Vater ist ein sehr gutaussehender Mann, und er hält seine Tochter für absolut einmalig. Aber ich bin sicher, daß er das am besten beurteilen kann.«
    Ich sah die Kinder an, die mich anstarrten. Ihre Kleidung war sehr lässig, genau wie Vera vorausgesagt hatte. Und doch hatte Vera mir an dem Tag, ehe wir einkaufen gingen, gesagt, daß die Sachen, die ich jetzt anhatte, genau das richtige wären. Ich hätte wissen müssen, daß Vera log. Die Mädchen trugen alle Jeans. Kein einziges hatte eine Schleife im Haar. Verstohlen löste ich das Band und ließ es zu Boden fallen. »He!« rief ein Junge hinter mir. »Du hast deine Schleife verloren!«
    Ein paar Schüler hatten sie schon mit ihren Schuhen beschmutzt. Ich wußte nicht, was ich damit tun sollte. Deshalb steckte ich sie in meine kleine Tasche.
    »Mädchen, Jungs«, sagte die Direktorin, die vor der Klasse stand, »ich möchte, daß ihr Audrina Adare kennenlernt. Tut, was ihr könnt, damit sie sich hier wohl fühlt.«
    Sie lächelte mir noch einmal zu, deutete auf einen leeren Platz und verließ das Klassenzimmer. Noch hatte sich der Lehrer nicht gezeigt. Ich saß mit meinem Block und meinen neuen Bleistiften da und wußte nicht, was ich tunsollte. Irgendwo weit hinten in meinem Kopf klingelte etwas–ich brauchte Bücher. Die anderen Schüler hatten alle Bücher. Vor mir saß ein hübsches Mädchen mit dunklem Haar und blauen Augen. Sie wandte sich lächelnd zu mir um. »Schau nicht so ängstlich«, flüsterte sie. »Unsere Lehrerin wird dir gefallen. Sie heißt Miß Trible.«
    »Ich habe keine Bücher«, flüsterte ich zurück.
    »Ach, die geben sie dir schon. Mehr Bücher, als du heimschleppen kannst.«
    Sie zögerte und musterte mich noch einmal. »Sag mal, bist du denn noch nie zur Schule gegangen?«
    Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht sagen, daß ich das nicht getan hatte. Ich log: »Doch, natürlich, aber eine Weile konnte ich nicht…ich…ich hatte mir das Bein gebrochen.«
    Wenigstens hatte Vera einmal einem guten Zweck gedient. Ich konnte ihre Verletzungen heranziehen und wahrheitsgetreu darüber berichten. Bald drehten sich alle Mädchen zu mir um, um über meine gebrochenen Knochen zu hören, die mich daran gehindert hatten, die Schule zu besuchen, bis ich elf Jahre alt war.
    Als Miß Trible in die Klasse kam, warf sie mir einen langen, merkwürdigen Blick zu. Ihr Lächeln war verkniffen. »Laßt uns alle aufstehen und vor der Flagge salutieren«, ordnete sie an. »Danach kommt die Anwesenheitsliste. Jeder einzelne von euch wird mit ›anwesend‹ antworten.«
    Ein Junge hinter mir kicherte. »He, was ist denn mit der los? Die tut ja so, als wenn wir nicht wüßten, was kommt.«
    Ich war aufgeregt, verwirrt, besorgt und nicht allzu glücklich. Ich hatte nicht das Gefühl, daß Miß Trible michmochte. Ich dachte, daß die Gruppen von Kindern in der Pause über mich flüsterten.
    Ich fand es nicht annähernd so wundervoll, mit Mädchen meines eigenen Alters zu sprechen, wie ich gedacht hatte. Ich fühlte mich so viel älter als sie alle. Aber andererseits war ich wie ein Erstkläßler, fürchtete mich davor, daß ich auf die Toilette mußte. Wo war die Toilette?
    Je mehr ich über das Problem nachdachte, desto schlimmer wurde es. Bald mußte ich so dringend, daß es schon schmerzhaft war. Ich schlug die Beine übereinander, nahm sie wieder auseinander. »Audrina, stimmt etwas nicht?« fragte die Lehrerin.
    »Nein, Ma’am«, log ich, weil ich mich vor den Jungs schämte zu sagen, was los war.
    »Wenn du dich entschuldigen mußt, die Mädchentoilette ist am anderen Ende des Flügels. Du mußt nach links gehen, wenn du aus dem Zimmer kommst.«
    Mit rotem Gesicht und todunglücklich sprang ich auf und rannte. Die ganze Klasse lachte. Als ich zurückkam, schämte ich mich so sehr, daß ich nicht einzutreten wagte. »Komm nur herein, Audrina«, rief Miß Trible. »Der erste Tag in einer neuen Schule ist immer ein schlimmes Erlebnis, aber du wirst bald sehen, wie du zurechtkommst, und wissen, wo alles ist. Wenn du etwas nicht weißt, dann frag einfach.«
    Dann klopfte sie mit ihrem Stock an die Tafel und

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