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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ihre Brüste gebräunt waren. »Aber Papa wird das nicht glauben«, antwortete sie listig und schüttelte sich den Sand aus dem Haar. »Papa wird alles glauben, was die Dorfbewohner ihm erzählen. Also sei lieber nett zu mir, Audrina.«
    Mir war übel, als sie aufstand, zum Spiegel ging und ihren Badeanzug auszog, um mir zu zeigen, was sie hatte und ich nicht. Dann, noch immer nackt, schlenderte sie aus meinem Zimmer, ließ den nassen Bikini auf meinem Teppich zurück.
    Jetzt war ich nervös bei meinen Musikstunden, hatte Angst vor dem Mann, dem ich vorher vertraut hatte. Ich fuhr zusammen, wenn er sich über mich beugte, schrak zurück, wenn seine Hand mich zufällig berührte. Sein hübsches Gesicht verriet Erstaunen, und seine Augen versuchten, meinen Blick aufzufangen, aber es gelang ihnen nicht. »Was ist denn los, Audrina?«
    »Nichts.«
    »Ich verabscheue es, wenn jemand ›nichts‹ sagt, obwohl ganz offensichtlich etwas nicht in Ordnung ist. Warum vertraust du mir nicht mehr?«
    »Ich habe da ein paar Sachen gehört«, flüsterte ich mit gesenktem Kopf. »Ich kann leider nicht mehr kommen.«
    »So«, fing er verbittert an, »dann bist du also genau wie die andern und glaubst nur das Schlimmste von mir.«
    Er sprang auf und ging in dem kleinen Zimmer auf und ab. »Du bist zufällig die einzige Schülerin hier, die mich in diesem elenden Dorf festhält. Ich sage mir immer wieder: Selbst wenn ich nicht gut genug für den Broadway bin, so verhelfe ich der Welt doch immerhin zu einer guten Pianistin.«
    Ich hatte Mitleid mit ihm und mit mir, denn es gabkeinen anderen guten Lehrer hier, außer in der Stadt, dreißig Meilen entfernt, und da kam ich nicht hin. »Mr. Rensdale–«fing ich an.
    »Lámar–warum nennst du mich nicht beim Vornamen?« fuhr er mich wütend an, verschränkte die langen Finger ineinander und reckte sie.
    »Ich kann Sie nicht mit dem Vornamen anreden. Papa hat mich gewarnt, das zu tun, weil es der erste Schritt wäre…«
    Ich stockte, mir wurde heiß. »Vera redet eine Menge, vergessen Sie das nicht. Wenn sie Papa von Ihrem Ruf erzählt, würde er Sie verfolgen. Papa ist riesig, und er wartet nicht erst ab, um sich die Wahrheit anzuhören. Er würde alles glauben, was Vera ihm erzählt…und sie haßt mich. Er weiß, daß sie mich haßt, aber trotzdem würde er glauben, was sie sagt, denn er traut keinem Mann, wenn es um junge Mädchen geht. Wenn er nicht geglaubt hätte, daß ich rein und kindlich bin, dann hätte er mich sowieso gar nicht erst herkommen lassen.«
    »Ich werde mit Vera reden, wenn sie das nächste Mal zum Unterricht kommt.«
    Er blieb vor mir stehen. »Sie vergeudet ihre Zeit mit dem Klavierunterricht und das Geld deines Vaters. Sie ist überhaupt nicht musikalisch, und doch besteht sie darauf, weiter herzukommen. Sie will dir Konkurrenz machen, Audrina. Sie will alles haben, was du hast. Sie will ebenso deinen Freund wie die Liebe, die dein Vater dir gibt und ihr nicht. Sie ist eifersüchtig auf dich und auch gefährlich. Hüte dich vor Vera.«
    Ich sah ihn an und begegnete seinem Blick. Er berührte ganz leicht mein Haar, dann meine Wange, über die eine Träne gelaufen war. »Weinst du meinetwegen, oder um dich selbst?« fragte er leise. »Wer wird dir Klavierspielenbeibringen, wenn ich fort bin? Was wird aus deinem Talent? Wirst du es unter der Hausarbeit und den Kindern verstecken, die du bekommen wirst, genau wie deine Mutter?«
    »Ich komme wieder«, flüsterte ich. Ich hatte entsetzliche Angst, dieselbe Enttäuschung zu erleiden wie meine Mutter. »Ich werde riskieren, daß Vera Papa ihre Lügen erzählt, aber hüten auch Sie sich vor ihr.«
    Sein Lächeln war dünn und schief, als er mir die Tränen fortwischte. Es war ein Lächeln, das dem von Vera sehr ähnlich war.
    Von Tag zu Tag spielte ich besser und besser Klavier. An unserem Flügel fühlte ich mich wie Mammi, war entzückt von der Musik, die ich erklingen ließ, und irgendwie enttäuscht von dem Leben, das ich führte. Irgend etwas fehlte, aber ich wußte nicht, was es war.
    In diesem Winter starrte ich auf den sanft niederfallenden Schnee. Ich war traurig und glaubte, daß es Sylvia war, die ich brauchte, um Erfüllung zu finden. Wenn ich Sylvia erst einmal bei mir daheim hätte und ich ihr all die Liebe und Zärtlichkeit geben könnte, die sie gewiß brauchte, würde ich glücklich sein. Wie schon so oft fragte ich mich, was mit Sylvia nicht stimmte. War es so schrecklich, daß Papa glaubte, die

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