Das Netz
mit meinem Patienten hier soweit alles in Ordnung ist. Er war die ganze Zeit auf seinem Zimmer und ist nur zum Essen runtergekommen. Ich habe ihm ein paar Krimis besorgt, die er regelrecht verschlingt.«
»Danke für die Meldung...«
Tweed legte auf und wandte sich wieder zu den anderen um.
»Laut Butler befindet sich Billy Hogarth in seinem neuen Hotel in Sicherheit.«
»Mir kommt gerade eine Idee«, sagte Buchanan. »Nach allem, was Sie über diesen Hogarth erzählt haben, kann man ihm durchaus Glauben schenken. Ich könnte ja mal Jean zu ihm rüberschicken, damit sie ihn ein wenig über das aushorcht, was er in Carpford so alles mitbekommen haben will.«
»Wer ist denn Jean?«, fragte Newman.
»Eine ebenso kluge wie attraktive Polizistin. Vielleicht taut Billy bei ihr ja auf.«
»Einen Versuch wäre es wert«, sagte Tweed und gab ihm die Adresse des Hotels.
»Dann wollen wir nur hoffen, dass er bei dieser Jean nicht allzu sehr dahinschmilzt«, bemerkte Newman mit einem ironischen Augenzwinkern.
»Und jetzt auf zur fröhlichen Schlauchbootsuche!«, sagte Tweed, wobei er Paulas wütenden Seitenblick geflissentlich ignorierte.
Beaurain, der sich zuvor den Stadtplan von London genau angesehen hatte, lenkte den Wagen. Paula saß neben ihm auf dem Beifahrersitz, während Tweed und Newman auf der Rückbank Platz genommen hatten. Nachdem sie die Innenstadt hinter sich gelassen hatten, holperten sie auf einer mit Schlaglöchern übersäten Straße durch eine Art Wildnis, in der es keine Häuser gab, dafür aber hohes Gras und struppiges Gebüsch, in dem sich aller nur erdenkliche Unrat verbarg. Immer wieder tauchten im Licht der Scheinwerfer rostige Autowracks, Müllhaufen und weggeworfene Plastikkanister auf.
»Was in aller Welt machen wir denn hier?«, knurrte Newman.
»Warten Sie doch ab«, fuhr ihn Paula an. »Jules wird schon seine Gründe haben.«
Sie wusste inzwischen, dass Beaurain einen untrüglichen Instinkt besaß und mit Sicherheit nicht umsonst in Schrittgeschwindigkeit durch diese gottverlassene Gegend kurvte. Als im Licht der Scheinwerfer schließlich eine Frau mit einem Pudel an der Leine auftauchte, hielt er an.
»Was wollen Sie hier eigentlich?«, fragte Tweed. »Wenn mich nicht alles täuscht, müssten wir hier an der Themse sein, ein gutes Stück flussaufwärts von der Albert Bridge.«
»Lassen Sie Jules doch machen, Tweed. Er weiß schon, was er tut«, sagte Paula.
Nachdem Beaurain den Motor abgestellt hatte, stieg er aus und ging auf die Frau mit dem Pudel zu. Sie drehte sich zu Beaurain um, der sie freundlich begrüßte. Auch Paula, Tweed und Newman stiegen nun aus und gingen zu den beiden hinüber.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Beaurain und streichelte den Pudel, »wir sind von der Polizei. Sind Ihnen vielleicht irgendwelche seltsamen Vorkommnisse in dieser Gegend aufgefallen?«
»Haben Sie denn einen Ausweis?«, fragte die Frau misstrauisch.
Tweed zeigte der Frau seinen Dienstausweis, den er mit einer Taschenlampe beleuchtete.
»Sieh mal einer an, Sie sind vom SIS«, stieß die Frau hervor. »Erst heute hat Drew Franklin doch etwas über Sie in der Zeitung geschrieben. Er ist ja wirklich ein kluger Kopf, aber manchmal schießt er für meinen Geschmack ein bisschen über das Ziel hinaus. Das mit dem ›halbwegs professionell‹ hätte er sich schenken können.« Sie drehte sich zu Beaurain um. »Aber nun zu Ihrer Frage. Ich bin hier jeden Abend mit dem Hund unterwegs, und normalerweise ist hier kein Mensch. Aber heute waren auf einmal so arabisch aussehende Männer da und haben etwas ziemlich Schweres und Sperriges aus einem weißen Lieferwagen getragen. Die Männer sind inzwischen wieder verschwunden, aber der Lieferwagen steht noch immer da unten. Sehen Sie ihn?«
Ein Stück entfernt stand ein weißer Lieferwagen mit der Aufschrift Frische Blumen neben dem Weg.
»Grundgütiger!«, flüsterte Newman überrascht. »Das muss der Lieferwagen sein, den Mrs Sharp gesehen hat.«
»Können Sie uns den schweren und sperrigen Gegenstand näher beschreiben?«, fragte Beaurain.
»Nichts leichter als das. Er sah aus wie eine Art Flugzeugbombe mit kleinen Flügeln dran. Sie müssen wissen, dass mein verstorbener Mann beim Militär war. Ich weiß also, wie so etwas aussieht. Das Ding war auf eine Art Stativ montiert, das auch gut eine Abschussrampe sein könnte. Sie haben es auf so einen motorisierten Lastkarren geladen, der dann den kleinen Weg direkt am Flussufer
Weitere Kostenlose Bücher