Das Netz
Meinung nach genau ablaufen?«, fragte Paula.
»Im mittleren Frachtraum jedes Kahns befindet sich nicht etwa Kohle, sondern eine Abschussrampe für die raketenähnliche Waffe. Diese wird gezündet, sobald sich der Kahn direkt unter einer Brücke befindet. Das Projektil ist mit einer Mischung aus Semtex und einem anderen hochbrisanten Sprengstoff gefüllt und soll direkt in der Mitte der Brücke explodieren. Daraufhin wird die ganze Brücke zusammenbrechen und die Menschen auf ihr werden entweder bei der Explosion umkommen oder im Fluss ertrinken.«
»Aber das bedeutet doch, dass auch der Lastkahn, der ja direkt unter der Brücke ist, von der Explosion zerstört wird«, warf Paula ein.
»Schon vergessen, dass wir es hier mit Selbstmordattentätern zu tun haben?«, erwiderte Tweed. »Die glauben, dass sie direkt in den Himmel kommen, wenn sie für eine gerechte Sache sterben.«
»Und wie wollen Sie verhindern, dass die Brücken in die Luft gejagt werden, Tweed?« fragte Beaurain.
»Der SAS hat uns ein Team von Spezialisten geschickt, das mit einem modernen und äußerst zielgenauen Granatwerfer ausgerüstet ist, der auf einer abgelegenen Insel vor der schottischen Küste ausgiebig getestet wurde. Dessen Geschosse haben eine so steile Flugbahn, dass sie von oben in die Ladeluke fallen, dort explodieren und die Raketen zerstören, bevor sie zum Einsatz kommen.«
»Aber was ist, wenn ein Geschoss die Ladeluke verfehlt?«, fragte Beaurain.
»Für diesen Fall hat ein anderes SAS-Team den Auftrag, den Kahn mit einer Rakete zu versenken.«
»Ein kluger Plan«, sagte Beaurain.
Tweed sah die Anwesenden nacheinander an und spürte, wie angespannt sie alle waren.
»Ein Frachtkahn! Natürlich! Jetzt kommt es mir erst!«, rief Paula plötzlich aus. »Das sollte die Zeichnung auf dem Zettel bedeuten, den Eddie in der Monk’s Alley zusammengeknüllt in der Hand hatte. Einen Frachtkahn!«
»Wann schätzen Sie, dass die Anschläge erfolgen sollen?«, fragte Beaurain.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bomben zwischen fünf Uhr und sechs Uhr nachmittags hochgehen sollen. Ich persönlich tippe auf halb sechs.«
»Großer Gott!«, flüsterte Paula. »Mitten im Berufsverkehr!«
»Genau«, sagte Tweed. »Um diese Tageszeit kommt der Verkehr auf den Brücken praktisch zum Erliegen. Linienund Schulbusse, Pkws und Lieferwagen... Die Opfer würden in die tausende gehen - und genau darauf hat es die El Kaida abgesehen. Je mehr Opfer, desto spektakulärer der Anschlag.«
Auf einmal wurde es ganz still im Büro, weil alle mit einem Mal erkannten, was hier auf dem Spiel stand. Schließlich ergriff Beaurain das Wort.
»Wir müssen die Kähne unbedingt zerstören, bevor sie ihre Ziele erreichen. Das muss doch zu schaffen sein.«
»Monica«, sagte Tweed, »bitte reichen Sie doch die Kopien der Zeichnung herum, die Jules mit Paulas Hilfe erstellt hat. Und auch die Kopien des Fotos, das Newman vom Krankenhaus aus geschossen hat, das, auf dem man die Waffe der Terroristen sehen kann.«
»Könnten wir nicht einfach die Brücken sperren?«, fragte Nield.
»Genau das habe ich vor. Weder auf den Brücken noch entlang der Themse wird heute Abend auch nur ein einziges Auto fahren. Die Einzigen, die sich entlang des Flusses aufhalten, werden die Sondereinheiten des SAS und der Polizei sein. Und wir natürlich.«
»Und was genau ist unsere Aufgabe?«, fragte Nield.
»Sie werden an wichtigen Punkten am linken Themseufer in Stellung gehen. Harry hat unten im Keller ein beachtliches Waffenarsenal für Sie zusammengestellt. Vergessen Sie nicht, dass der Londoner Terrorzelle ungefähr dreißig Mann angehören, möglicherweise sogar mehr. Die meisten von ihnen werden auf den Kähnen sein, aber wenn sie merken, dass sie die ursprünglich geplanten Anschläge nicht mehr durchführen können, versuchen sie vielleicht, ans Ufer zu kommen, um dort eine möglichst große Zerstörung anzurichten. Bestimmt haben sie irgendwelche Beiboote an Bord.«
»Sie haben vorhin gesagt, dass es sich um Selbstmordattentäter handelt«, sagte Paula. »Werden die sich dann am Ufer in die Luft sprengen?«
»Davon müssen wir ausgehen. Deshalb dürfen Sie sie auch nicht nahe an sich herankommen lassen und müssen sie schon vorher töten.«
»Das bedeutet, dass wir keine Gefangenen machen können«, sagte Newman.
»Richtig. Und jetzt muss ich Ihnen leider noch etwas mitteilen.« Tweed machte eine kurze Pause, und es war ihm deutlich anzumerken, dass ihm das, was
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