Das Netz
Sie?« Er trug einen grauen Anzug und schien hellwach zu sein.
»Wir würden gern mit Ihnen sprechen«, sagte Marler.
»Dann rufen Sie gefälligst in der Redaktion an und lassen sich einen Termin geben«, fauchte Franklin und knallte ihnen die Tür vor der Nase zu. Marler zuckte die Schultern und ließ sich von Paula weiter zu Victor Warners märchenschlossartiger Behausung führen.
Hier war alles dunkel, und nachdem Marler mehrmals erfolglos geklingelt hatte, sah er Paula mit einem resignierten Lächeln an. »Wenn es Ihnen recht ist, würde ich hier lieber nicht einbrechen«, sagte er. »Immerhin ist Warner unser Sicherheitsminister.«
Als sie zurück zu ihrem Wagen gingen, tauchte auf einmal eine große, hagere Gestalt aus dem Nebel auf. Marler zog die Walther, erkannte dann aber rechtzeitig, dass es Superintendent Buchanan war, der offenbar schon auf sie gewartet hatte.
»Nicht schießen, außer Sie wollen, dass in Scotland Yard eine Stelle frei wird«, sagte er und lachte.
»Haben Sie Martin Hogarths Leiche gefunden?«, fragte Paula.
»Nein. Der rechte Bungalow war doch der seine, nicht wahr?«
»Ja.«
»Da liegt keine Leiche, und es deutet auch nichts darauf hin, dass es dort jemals eine gab. Auch der andere Bungalow, der wohl seinem Bruder gehören dürfte, ist leer. Dort hat jemand ziemlich dilettantisch die Tür aufgebrochen.«
»Nummer fünf«, sagte Paula tonlos. »Das ist jetzt schon die vierte Person, die hier oben spurlos verschwunden ist.«
42
Der ursprünglich für drei Uhr morgens angesetzte große Kriegsrat, wie Tweed ihn nannte, fand erst um sechs Uhr statt, weil Paula und Marler nicht früher aus Carpford zurück waren. Kaum waren sie in der Park Crescent angekommen, führte Tweed sie in das Besucherzimmer und ließ sich erzählen, was sie herausgefunden hatten. Dabei zeigte er keine Reaktion, selbst dann nicht, als Marler ihm beschrieb, wie sich Martin Hogarth das Leben genommen hatte. Als Marler am Ende seines Berichts angekommen war, nickte Tweed nur und stand auf.
»Das bestätigt meine Vermutung. Und Palfry war ganz bestimmt nicht in Carpford?«
»Wir konnten ihn zumindest nirgendwo finden«, sagte Marler.
»Dann gehen wir hinauf zu den anderen. Sie warten schon in meinem Büro. Jetzt kommt es darauf an, dass keiner von uns einen Fehler macht, sonst schaffen wir es nicht, die El Kaida hier in London auszuschalten.«
Als sie das Büro betraten, stellte Paula überrascht fest, dass sämtliche Stühle und Sessel in zwei Reihen hintereinander vor Tweeds Schreibtisch aufgestellt waren. Paula setzte sich neben Newman auf einen Stuhl in der ersten Reihe.
Neben Newman saß Buchanan und links neben Paula Jules Beaurain, der ihr zur Begrüßung lächelnd die Hand gab. Neben dem Belgier hatte es sich Howard mit verschränkten Armen in einem Sessel bequem gemacht.
In der Reihe hinter ihnen sah Paula Marler, Harry Butler, Pete Nield und Monica. Tweed stand auf und ergriff mit leiser Stimme das Wort, wobei er seinen Blick immer wieder von einem zum anderen schweifen ließ.
»Nachdem wir nun wissen, dass die El Kaida von dem Kraftwerk an der Themse aus operiert, habe ich mir eine Strategie überlegt, mit der wir sie ein für alle Mal ausschalten können. Die Ziele der El Kaida sind die sechs wichtigsten Themsebrücken, die eine nach der anderen in die Luft gesprengt werden sollen. Zuerst die Waterloo Bridge, dann Westminster, Lambeth, Vauxhall, Chelsea und schließlich die Albert Bridge. Wenn Ihnen etwas nicht klar ist, dann unterbrechen Sie mich bitte.« Er blickte auffordernd in die Runde, aber niemand hatte eine Frage.
»Der Angriff wird von sechs Frachtkähnen aus erfolgen, die momentan noch vor dem Kraftwerk festgemacht sind«, fuhr Tweed fort.
»Jetzt hätte ich doch eine Frage«, meldete sich Newman zu Wort. »Weshalb sind Sie sich so sicher, dass die Brücken in der von Ihnen erwähnten Reihenfolge in die Luft gesprengt werden?«
»Weil ich immer wieder darüber nachgedacht habe, was ich tun würde, wenn ich einen solchen Anschlag planen würde. Die sechs Kähne fahren doch flussabwärts. Die erste Brücke, die sie passieren, ist die Albert Bridge, und wenn die von dem ersten Kahn aus in die Luft gejagt wird, könnten die anderen nicht mehr weiterfahren, weil Reste der zerstörten Brücke ihnen den Weg versperren. Also fahren die Kähne nacheinander zu den Brücken, und jeder Kahn wird dafür zuständig sein, eine bestimmte Brücke zu zerstören.«
»Und wie soll das Ihrer
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