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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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diese inszenierte Geschichte am Canary Wharf Tower vor Augen. Da marschiert dieser Tim O’Leary - der bestimmt nur deshalb für diesen Job ausgewählt wurde, weil er in der IRA ist - am helllichten Tag vor dem Hochhaus herum und fotografiert es immer wieder von allen Seiten. Glauben Sie denn im Ernst, dass ein erfahrener IRA-Mann es nicht bemerken würde, wenn zwei Polizisten in der Nähe sind?«
    »O’Leary war der Köder«, fügte Tweed mit einem Lächeln hinzu, »und Victor Warner hat angebissen. Jetzt zappelt er am Haken und merkt es nicht einmal.«
    »Und das ist für einen Sicherheitsminister ein ziemliches Armutszeugnis«, sagte Beaurain.
    »Paula«, sagte Tweed, »ich möchte, dass Jules über alles im Bilde ist. Würden Sie ihm bitte berichten, was sich vor dem Ivy zugetragen hat?«
    Paula holte tief Luft und schilderte ausführlich ihr Erlebnis. Beaurain hörte ihr mit immer finsterer werdender Miene zu und ließ sie nicht eine Sekunde aus den Augen. Schließlich nickte er und sagte in ernstem Ton: »Diese Geschichte ist doch höchst aufschlussreich, finden Sie nicht auch? Es sieht ganz danach aus, als ob man Sie entführen und irgendwo einem Verhör unterziehen wollte. Wenn nicht noch Schlimmerem. Sie sollten vielleicht mal überlegen, mit wem Sie sich getroffen haben und was sie diesen Personen alles gesagt haben. Und vergessen Sie dabei Carpford nicht. Offenbar haben Sie mit irgendeiner Bemerkung bei jemandem einen Nerv getroffen.«
    »Sie meinen...«
    »Ich meine, dass dieser Jemand allem Anschein nach glaubt, Sie hätten etwas gesehen - oder gehört -, was seinen Plänen gefährlich werden könnte. Überlegen wir doch einmal, wer alles davon wusste, dass Sie im Ivy waren. Da hätten wir zum Beispiel den Motorradfahrer, der Sie verfolgt hat. Wer war das? Und dieser Eva Brand würde ich auch gern mal auf den Zahn fühlen. Irgendwie scheint mir die auch nicht ganz koscher zu sein.«
    »Eva wird Ihnen bestimmt gefallen. Sie ist eine ausgesprochen attraktive Frau«, sagte Paula neckisch.
    »Ob Sie’s nun glauben oder nicht«, antwortete Beaurain mit einem spöttischen Grinsen, »in unseren belgischen Gefängnissen sitzen zurzeit mehrere ausgesprochen attraktive Frauen, die mir eine Menge zu erzählen hatten.«
    »Apropos Belgien«, mischte Tweed sich neugierig ein. »Sie haben uns noch gar nicht erzählt, was Sie bei Ihrem Bankier in Brüssel in Erfahrung bringen konnten, Jules.«
    »Ich musste ihm nur ein paar kompromittierende Unterlagen zeigen, und schon hat er geredet wie ein Wasserfall. Ist schon erstaunlich, was man alles erfährt, wenn man jemandem mit ein paar Jahren Gefängnis droht.« Beaurain schüttelte leise lächelnd den Kopf. »Also: Die Mieteinnahmen aus Carpford, bei denen es sich Monat für Monat um eine beträchtliche Summe handelt, bleiben nicht in Belgien, sondern werden per elektronischer Überweisung an einen gewissen Mario Murano in Mailand transferiert. Ich kenne den Mann übrigens persönlich, er hat mich früher des Öfteren mit Informationen versorgt. Hier auf dem Zettel steht seine Adresse.«
    Als Tweed erkannte, dass die Adresse mit der übereinstimmte, die Marler von Jasper Buller bekommen hatte, erzählte er Beaurain, was Marler über den Chef der Special Branch herausgefunden hatte.
    »Ich hoffe, dieser Buller kann gut auf sich aufpassen«, sagte Beaurain mit einem nachdenklichen Blick zur Decke.
    »Ich denke schon«, sagte Tweed. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Mario Murano ein mit allen Wassern gewaschener Ganove und Spitzel ist, der enge Kontakte zur Mafia unterhält. Er erfährt hochbrisante Dinge, die er gegen fürstliche Bezahlung an die italienische Polizei und ausländische Ermittler wie beispielsweise mich weitergibt. Auf diese Weise hat er schon etliche Mafiabosse hinter Gitter gebracht, aber dieses gefährliche Doppelspiel wird ihm vermutlich irgendwann einmal zum Verhängnis werden. Die Mafia braucht ihm bloß auf die Schliche zu kommen, und dann heißt es ›Ciao, Mario‹.«
    »Das steht zu vermuten«, sagte Tweed. »Er muss aufpassen, dass er nicht eines Tages im Betonpfeiler einer neuen Autobahnbrücke endet.«
    »Ich war heute übrigens nicht nur in Brüssel, sondern auch in Paris«, erzählte Beaurain weiter. »Ist ja nur ein Katzensprung, wenn man schon mal drüben auf dem Kontinent ist. Ich habe dort mit einem guten Freund von Ihnen gesprochen, dem Leiter der französischen Spionageabwehr. Er hat mich gebeten, Ihnen etwas auszurichten, Tweed, aber

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