Das Netz
der Lady«, zischte er.
Der Mann ließ Paula los und ging zu Boden. Paula wollte nach ihrer Browning greifen, aber sie konnte den Arm kaum bewegen, so fest war der Griff des Mannes gewesen. Nun kam von hinten Pete Nield herangelaufen und versetzte dem Mann mit der Glatze zunächst einen Handkantenschlag in die Nierengegend, dass dieser sich vor Schmerzen krümmte. Dann holte Nield noch einmal aus und schickte den Unhold mit einem vernichtenden Kinnhaken endgültig zu Boden, während Butler dem Kleinen mit der Schirmmütze den Kopf so lange aufs Pflaster des Gehsteigs schlug, bis der Mann bewegungslos liegen blieb. Inzwischen war Newman auf die Limousine zugerannt, hatte die Tür aufgerissen und eine Rauchbombe durch das offene Fenster hineingeworfen.
Der Fahrer keuchte und hustete und versuchte verzweifelt, den Sicherheitsgurt zu öffnen. Newman rannte grinsend zurück zu seinem Wagen und rief dabei Paula zu: »Taxi gefällig, schöne Frau?«
Paula stieg ein und drehte sich dabei noch einmal zu Nield und Butler um, die ihren Angreifern gerade den Rest gaben. Die beiden Typen würden bestimmt für längere Zeit außer Gefecht sein. »Danke, dass Sie mich wieder mal rausgehauen haben«, sagte sie. »Aber wie kommt es, dass Sie so plötzlich zur Stelle waren?«
»Das war Tweeds Idee. Er hat wohl eine Art Vorahnung gehabt und daraufhin Pete und Harry angewiesen, vor dem Ivy auf Sie zu warten. Ich hatte gerade nichts Besseres vor und habe mich ihnen einfach angeschlossen«, sagte Newman mit einem verschmitzten Grinsen. »Der Fahrer der Limousine, in der Sie eine Fahrt ins Blaue machen sollten, wird übrigens gerade geräuchert.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich habe ihm eine Rauchbombe hineingeworfen. Ich schätze, der rührt so schnell keine Zigarette mehr an. Und wie geht es Ihnen?«
»Ein bisschen mitgenommen bin ich schon, aber sonst ist alles in Ordnung.«
»Und jetzt nichts wie in die Park Crescent.«
Als sie ins Büro kamen, wartete Tweed dort bereits ungeduldig auf Paula und schloss sie sofort in die Arme. Monica, die bemerkt hatte, wie blass Paula war, setzte gleich Teewasser auf. Paula zog ihren Mantel aus, ließ sich auf den Schreibtischstuhl sinken und fing plötzlich an zu zittern. Sie stand ganz offensichtlich noch unter Schock.
»Was ist denn passiert?«, fragte Tweed.
Newman beschrieb kurz, aber präzise, was vor dem Restaurant passiert war. Monica kam ins Büro zurück und stellte eine Tasse Tee vor Paula auf den Schreibtisch. »Trinken Sie das«, sagte sie. »Ich weiß, Sie mögen keinen Zucker im Tee, aber in Ihrem Zustand wirkt er Wunder.« Als Paula die Tasse nahm, bemerkte Monica, wie deren Hände zitterten.
Ein paar Minuten später ging die Tür auf, und Nield und Butler stürmten herein. Butler, dem Paula besonders am Herzen lag, ging zu ihr hinüber und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Paula zitterte jetzt nicht mehr und hatte schon wieder etwas Farbe im Gesicht.
»Sie haben mir das Leben gerettet!«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll! Tweed, was hat Sie eigentlich so misstrauisch gemacht?«
»Es war vielleicht nur so eine Art sechster Sinn.«
»Ich frage mich, was diese Männer von mir wollten«, sagte Paula.
»Vermutlich wollten sie herausfinden, wie weit wir mit unseren Ermittlungen sind«, antwortete Tweed.
»Ermittlungen in welcher Richtung?«
»In alle Richtungen. Mich interessiert an dem Überfall allerdings vor allem, woher Ihre Angreifer wussten, dass Sie sich im Ivy aufhielten. Im Moment fällt mir eigentlich nur Eva Brand ein. Hatte sie eigentlich ein Handy dabei?«
»Vielleicht in ihrer Handtasche, die über der Stuhllehne hing. Aber in meinem Beisein hat sie nicht telefoniert.«
»Das musste sie ja auch nicht. Sie hätte die Typen ja lange vorher anheuern und ihnen nur kurz ein Zeichen zu geben brauchen, nachdem Sie vom Tisch aufgestanden sind«, meinte Tweed.
»Übrigens bin ich mir ziemlich sicher, dass mich jemand verfolgt hat, als ich mit dem Taxi zum Ivy fuhr. Ein Motorradfahrer in Lederkleidung und mit schwarzem Helm.«
Marler, der die ganze Zeit über schweigend an der Wand gelehnt war, meldete sich nun zu Wort: »Ich tippe trotzdem auf Eva Brand. Worüber haben Sie denn mit ihr gesprochen?«
Paula wiederholte die Unterredung Wort für Wort. Als Tweed an einer bestimmten Stelle die Stirn runzelte, hakte sie nach.
»Was denken Sie gerade, Tweed?«
»Ich überlege, was ich davon halten soll, dass Eva Brand Italienisch spricht
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