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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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was Eva Brand so getrieben hat.«
    »Gut. Zuerst war sie im Sicherheitsministerium, wo sie nach einer Stunde mit Peregrine Palfry zusammen herauskam. Sie verabschiedete sich von Palfry, nahm sich ein Taxi und fuhr in ihre Wohnung. Ich habe mich an ihr Wohnzimmerfenster geschlichen und hineingeschaut. Und jetzt kommt der Hammer: Sie hat einen kleinen Gebetsteppich ausgerollt, sich hingekniet und mehrere Male in Richtung Osten verbeugt. Dann ist sie wieder aufgestanden, hat den Teppich zusammengerollt, und ihn unter dem Sofa versteckt.«
    »Eva, eine Muslima! Ist denn das zu fassen?!«, stieß Paula hervor.
    »Deshalb auch meine Frage von vorhin«, sagte Marler. »Was macht Sie, Tweed, so sicher, dass der führende Kopf der hiesigen El-Kaida-Zelle ein Mann ist?«
    Tweed gab keine Antwort und sah Marler nur zu, wie dieser nachdenklich an seiner Zigarette zog.
    »Soll ich Ihnen noch erzählen, was sie danach gemacht hat?«, fragte Marler grinsend.
    »Was ist denn heute mit Ihnen los, Marler?«, raunzte Tweed. »Spannen Sie uns doch nicht so auf die Folter!«
    »Immer mit der Ruhe, ich bin ja schon dabei: Also, nach einer halben Stunde kam Eva wieder heraus und setzte sich hinter das Steuer ihres Saab. Vorher hatte sie noch etwas im Auto verstaut...«
    »Und was war das, Himmelherrgott noch mal?«, polterte Tweed.
    »Das wollte ich gerade erzählen. Als sie aus dem Haus kam, hatte sie zwei Tragetaschen bei sich. Eine größere von Harrods und dann noch eine kleinere ohne Aufdruck. Beide hat sie jedenfalls ganz vorsichtig im Kofferraum verstaut. Und jetzt raten Sie mal, wo sie dann hingefahren ist. Nach Carpford! Dort parkte sie den Saab hinter Martin Hogarths Bungalow, und zwar so, dass ihn von der Straße aus niemand sehen konnte...«
    »Sie ist zu Martin gegangen? Nicht zu Billy?«, fragte Paula nach.
    »Wenn Sie mich ausreden ließen, würden Sie es erfahren«, sagte Marler gereizt. »Eva stieg dort also aus und holte beide Tüten aus dem Kofferraum. An der Tür des Bungalows wartete bereits Martin auf sie, der sie auch sofort hereinließ. Sie blieb zwei Stunden bei ihm und fuhr anschließend wieder zurück in ihre Wohnung in Fulham. Ich war bis vorhin noch dort, aber sie hat das Haus seitdem nicht mehr verlassen. Deshalb bin ich jetzt auch wieder hier.«
    »Seltsam«, sagte Beaurain. »Die Dame würde ich wirklich gern mal kennen lernen.«
    »Das werden Sie bestimmt noch«, sagte Marler schmunzelnd. »Und sie wird Sie faszinieren. Dessen bin ich mir ganz sicher.«
    »Sieht sie denn so gut aus?«
    »Gut wäre noch untertrieben.«
    »Nach allem, was Marler erzählt hat, sollten wir Martin Hogarth noch genauer überprüfen«, sagte Tweed. »Aber morgen fühlen wir erst einmal diesem Mr Pecksniff auf den Zahn, dem Anwalt, der für die New Age Development die Mieten aus Carpford kassiert.«
     
    Ali wartete in einem abgelegenen Dorf in einer Telefonzelle. Beim zweiten Läuten nahm er ab.
    »Ja?«
    »Mit wem spreche ich?« Die Stimme am anderen Ende klang elektronisch verzerrt.
    »Ali.«
    »Abdullah hier. Sind die Lieferungen am Bestimmungsort eingetroffen?«
    »Die sechs Milchtanklaster mit den Raketen...«
    »Idiot! Ich habe von ›Lieferungen‹ gesprochen. Tu das gefälligst auch. Ich höre?«
    »Die sechs Lieferungen sind angekommen und werden gerade weitertransportiert. Unsere Leute sind mittlerweile auch alle vor Ort und...«
    Fluchend hängte Ali den Hörer ein. Abdullah hatte einfach aufgelegt. Während er die Telefonzelle verließ und hinaus in den Nieselregen trat, überlegte er sich ein weiteres Mal, ob die Person am anderen Ende ein Mann oder eine Frau war.
     
    Die Anwaltskanzlei Pecksniff und Partner lag in einer der schlechteren Gegenden von Bermondsey, wo auf den Gehsteigen neben anderem Müll auch zerbrochene Backsteine herumlagen, die sich aus dem maroden Mauerwerk der dreistöckigen Häuser gelöst hatten. Die Fenster der Kanzlei waren offenbar seit Ewigkeiten nicht mehr geputzt worden, und auf dem angelaufenen Messingschild an der Hauswand fehlten mehrere Buchstaben, sodass nur noch »sniff und Partner« zu lesen war.
    »Sieht nicht gerade sehr Vertrauen erweckend aus«, sagte Butler. »Ziemlich heruntergekommen, sogar für das East End. Und Ganoven gibt es hier bestimmt an jeder Ecke.«
    »Dann bleiben Sie am besten hier und passen auf den Wagen auf«, sagte Tweed.
    Nachdem er und Paula ausgestiegen waren, verriegelte Butler die Türen von innen und holte aus dem Handschuhfach eine Spraydose mit

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