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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Carpford dort drüben in dem Aktenschrank sind?«, herrschte Butler den noch immer völlig verdatterten Anwalt an. »Na los, holen Sie sie. Und zwar ein bisschen fix!«
    »Was für Unterlagen?«, fragte Pecksniff beleidigt.
    »Versuchen Sie nicht, mich für dumm zu verkaufen! Ich spreche von der Firma New Age Development!«
    »Ich kenne keine...«
    Harry Butler stand auf und packte Pecksniff an seinen altmodischen Kragenaufschlägen, bis dem Mann die Luft wegblieb. Dann zerrte er ihn so weit über die Schreibtischplatte, dass ihre Gesichter sich fast berührten.
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie windiger Rechtsverdreher«, zischte Butler bedrohlich. »Ich bin normalerweise eine Seele von Mensch, aber wenn mir der Geduldsfaden reißt, dann kann ich für nichts mehr garantieren. Hier geht es nicht um irgendwelche dubiosen Grundstücksspekulationen, sondern um Mord, haben Sie mich verstanden? Und wenn Sie hier weiterhin den Ahnungslosen spielen, kriege ich Sie wegen Beihilfe dran, und dann sind Sie die längste Zeit Anwalt gewesen. So, und jetzt machen Sie endlich den Schrank auf und geben Sie mir die Akten, sonst werde ich wirklich ungemütlich.«
    »Um Mord...?«, wiederholte Pecksniff, den Butler noch immer fest am Kragen gepackt hielt, mit heiserer, halb erstickter Stimme. Butler lockerte den Griff und ließ den Anwalt in seinen Stuhl zurückfallen. Schon an der Tür hatte er Pecksniffs Whiskyfahne bemerkt, weshalb er jetzt ein mit Fingertappern übersätes Glas von dem Beistelltisch holte und es vor dem Anwalt auf den Schreibtisch stellte.
    »Wo ist die Flasche?«, fragte er. »Ich glaube, Sie brauchen jetzt erst mal einen kräftigen Schluck. Das beruhigt die Nerven.«
    Der kreidebleich gewordene Pecksniff zog wortlos die unterste Schublade seines Schreibtischs auf und holte dort eine Flasche Johnnie Walker hervor. Er schraubte sie auf und wollte gerade einen Schluck daraus nehmen, als Butler sie ihm aus der Hand riss.
    »Nicht so hastig, mein Freund, erst kriege ich die Unterlagen, und dann bekommen Sie was zu trinken.«
    Butler goss drei Fingerbreit Whisky in das Glas und hielt es Pecksniff dann vor die Nase.
    »Haben Sie wirklich von Mord gesprochen?«, fragte Pecksniff.
    »Ja. Und zwar an einer gewissen Mrs Gobble, die von Ihnen ein Antiquitätengeschäft in Carpford gemietet hat, sowie an Linda Warner, der Frau des Sicherheitsministers. Wir haben genügend Beweise, um Sie mit beiden Verbrechen in Verbindung zu bringen. Es sei denn, Sie entschließen sich doch noch, mit uns zu kooperieren.«
    Mit einem Seufzer stand Pecksniff auf und ging leicht schwankend zu dem Aktenschrank, wo er umständlich einen Schlüssel aus der Tasche holte. Dann schloss er die Türen auf und zog einen dicken grünen Ordner heraus. Er legte ihn vor Butler auf den Tisch.
    »Hier finden Sie sämtliche Belege über die finanziellen Transaktionen hinsichtlich Carpford.«
    Butler nahm den Ordner und blätterte ihn durch. »Und was sind das hier für große Beträge, die kürzlich überwiesen wurden?«, fragte er. »Einmal 200 000 und einmal 400 000 Pfund, das können doch nicht alles Mieteinnahmen sein.«
    »Er hat gesagt, dass er das Geld für Renovierungsarbeiten in Carpford braucht.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Gerald Hanover. Der Besitzer von New Age Development, dem fast ganz Carpford gehört. Er hat sich die Mieter persönlich ausgesucht, ich sollte lediglich eine allein stehende Frau für den Antiquitätenladen finden. Ich habe also eine Anzeige in der Times aufgegeben und mir die Frauen, die sich daraufhin gemeldet haben, genau angesehen. Mr Hanover wollte eine Witwe mit schlichtem Gemüt, und Mrs Gobble war die ideale Besetzung dafür. Natürlich kam mir das alles ziemlich merkwürdig vor, aber Hanover hat mich großzügig bezahlt.«
    »Wie sieht dieser Hanover aus?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe meine Anweisungen immer telefonisch bekommen.«
    »Und wie hört er sich an?«
    »Ziemlich seltsam. Die Stimme muss irgendwie elektronisch verzerrt sein, sodass ich nicht einmal weiß, ob er nicht in Wirklichkeit eine Frau ist. Hanover war wütend, als er erfahren hat, dass sich Victor Warner in Carpford ein Grundstück gekauft hat. Er selbst hatte es nämlich einfach übersehen. Aber dieser Grundstückskauf ist nicht über mich gelaufen. Wahrscheinlich hat Warner damit eine Kanzlei in der City beauftragt.«
    Butler wusste nicht, ob es an seiner Einschüchterungstaktik oder an Pecksniffs Gier nach dem Whisky lag, auf jeden Fall

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