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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Tränengas.
    Tweed drückte auf die Klingel neben der Tür und wartete. Niemand öffnete.
    Erst nachdem Tweed Sturm geklingelt hatte, wurde die Tür geöffnet. Ein Mann in einem fadenscheinigen schwarzen Jackett stand vor ihnen. Mit seinen altmodisch spitz zulaufenden Revers und der goldenen Uhrkette, die aus einer der Taschen hing, erinnerte er Paula tatsächlich an die Figur des Mr Pecksniff aus Charles Dickens’ Roman Martin Chuzzlewit . Der Mann hatte einen leichten Buckel und etwas angegrautes, honigblondes Haar.
    »Mr Pecksniff?«, sagte Tweed. »Wir haben einen Termin bei Ihnen.«
    »Unmöglich. Ich vereinbare keine Termine«, entgegnete der Mann und starrte sie aus verschlagen wirkenden Augen böse an.
    »Wir bekommen immer einen Termin«, erwiderte Tweed und hielt ihm seinen SIS-Ausweis direkt unter die Nase. »Und jetzt würden wir gern hereinkommen. Hier draußen stinkt es nämlich gottserbärmlich.«
    »Aber das passt mir jetzt überhaupt nicht. Ich muss gleich weg...«
    »Das ist mir egal. Sie gehen, wenn ich Sie gehen lasse.«
    Nachdem er Tweed und Paula in ein nur spärlich eingerichtetes und ziemlich verwahrlost wirkendes Büro geführt hatte, schloss er umständlich die Eingangstür ab und schlurfte dann voraus in ein zweites Büro, das aber völlig anders als das vorherige aussah. Es war mit teuren Antiquitäten möbliert und tadellos sauber und aufgeräumt. Als der Anwalt hinter seinem Regency-Schreibtisch Platz nahm, bemerkte Paula, dass er eine Whiskyfahne hatte.
    »Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie Mr Peck Sniff sind?«, sagte Tweed.
    »Pecksniff, wenn ich bitten darf«, antwortete der Anwalt indigniert.
    »Wir sind hier wegen einer Firma namens New Age Development, der in den North Downs fast eine komplette Ortschaft gehört«, sagte Tweed.
    »Eine solche Firma ist mir nicht bekannt«, antwortete Pecksniff. Während er sprach, klapperte sein falsches Gebiss.
    »Sparen Sie sich Ihre Lügen. Die Ortschaft heißt Carpford, und Sie verwalten die Mieteinnahmen der Häuser dort. Das haben uns die Mieter selbst gesagt.«
    Pecksniff klammerte sich mit seinen knochigen Fingern an der Schreibtischplatte fest und starrte Tweed so empört an, als hätte dieser soeben einen Unschuldigen eines Kapitalverbrechens bezichtigt.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Und jetzt verlassen Sie bitte augenblicklich meine Kanzlei.«
    »Dann leugnen Sie also, dass Sie Verbindungen zu der Firma New Age Development unterhalten?«
    »Ich habe von diesem Unternehmen noch nie etwas gehört.«
    »Nehmen Sie doch noch einen Schluck Scotch«, sagte Paula mit einem maliziösen Lächeln. »Vielleicht hilft das ja Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. Andernfalls können wir auch mit einem Hausdurchsuchungsbefehl zurückkommen und diese Bruchbude hier auf den Kopf stellen.«
    »Dagegen werde ich beim Untersuchungsrichter eine einstweilige Verfügung erwirken.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Tweed. »Sie wissen doch ganz genau, dass Sie damit nicht durchkommen.«
    »Dort hat der Zimmermann das Loch gelassen«, sagte Pecksniff und deutete mit zitternder Hand zur Tür. »Ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen.«
    »Gut, wenn Sie es nicht anders haben wollen«, sagte Tweed und stand seufzend auf. »Bemühen Sie sich nicht, wir finden selbst hinaus.«
    Ohne Pecksniff eines weiteren Blickes zu würdigen, verließen sie die Kanzlei. Als Butler sie kommen sah, entriegelte er die Autotüren und legte das Tränengas wieder ins Handschuhfach.
    »Und, waren Sie erfolgreich? Lange hat es ja nicht gedauert.«
    »Aus dem war nichts herauszubekommen.«
    »Das wollen wir doch mal sehen«, sagte Butler. »Warten Sie hier, ich werde dem Burschen mal ein bisschen Feuer unter dem Hintern machen. Aber verriegeln Sie die Türen. Kann sein, dass es etwas länger dauert.«
    Butler stieg aus und ging hinüber zur Tür der Kanzlei, wo er den Daumen eine halbe Minute lang auf dem Klingelknopf ließ. Als Pecksniff öffnete, hielt er ihm kurz seinen Dienstausweis unter die Nase und schob ihn dann vor sich her in die Kanzlei.
    »Special Branch. Ich muss mit Ihnen reden...«
    Butler packte Pecksniff am Arm und zerrte ihn in sein Büro, wo er ihn in den Stuhl hinter dem Schreibtisch drückte.
    »So können Sie nicht mit mir umspringen«, schrie Pecksniff empört. »Ich bin Rechtsanwalt und werde...«
    »Schnauze!«
    Butler zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Unterlagen über die Mietsache in

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