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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hielt inne und strengte sich an, sich etwas zu beruhigen. »Wissen Sie was?«, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme. »Ich werde mich beim Premier persönlich beschweren!«
    »Das bleibt Ihnen unbenommen, Herr Minister«, sagte Tweed gleichmütig.
    »Ich weiß, was mein gutes Recht ist. Das brauchen Sie mir nicht zu sagen.«
    »Herr Minister...« Tweed hatte sich nach vorn gebeugt und sprach ruhig weiter. »… ich hatte gehofft - und hoffe es immer noch -, dass wir in dieser extrem gefährlichen Situation an einem Strang ziehen können. Mir ist wirklich sehr daran gelegen, gemeinsam mit Ihnen gegen diese verbrecherische Organisation vorzugehen. Schließlich bedroht der Terror das ganze Land, und nur mit vereinten Kräften können wir dem Gegner das Handwerk legen.«
    Warner nahm den Zwicker ab, putzte ihn mit dem Taschentuch und klemmte ihn sich dann wieder auf den Nasenrücken.
    »Was Sie sagen, ist nicht ganz von der Hand zu weisen«, sagte er dann in einem erstaunlich ruhigen, fast schon zuvorkommenden Ton. »In den meisten Punkten stimme ich Ihnen ja völlig zu.«
    Auf einmal erkannte Paula, was für einen genialen Schachzug Tweed gerade gemacht hatte. Nachdem ihm klar geworden war, dass Warner vor allem um sein Ansehen als Minister besorgt war, hatte er ihm genau die Argumente geliefert, mit denen er vor seinen Kabinettskollegen das Gesicht wahren konnte.
    Offenbar war Warner jetzt klar, dass er die Entscheidung des Premierministers nicht mehr rückgängig machen konnte und er sich nur dadurch unbeschadet aus der Affäre ziehen konnte, indem er mit Tweed zusammenarbeitete.
    »Ich würde Ihnen gern einen Vorschlag machen«, sagte Tweed.
    »Nur zu. Ich bin ganz Ohr.«
    »Meine Quelle in Whitehall hat durchsickern lassen, dass Sie Tolliver zum kommissarischen Leiter der Special Branch ernannt haben.«
    »Da sind Sie völlig richtig informiert. Tolliver ist ein fähiger Mann.«
    »Mir ist aufgefallen, dass die Agenten der Special Branch in letzter Zeit sozusagen eine Uniform tragen«, fuhr Tweed fort. »Und zwar diese Kamelhaarmäntel. Der Gegenseite ist das bestimmt auch schon aufgefallen, und deshalb schlage ich vor, möglichst viele auf diese Weise gekleidete Agenten ins Zentrum der Stadt abzukommandieren. So könnten sie an wichtigen Orten wie dem Buckingham Palace, der Saint Paul’s Cathedral oder dem Canary Wharf Tower obrigkeitliche Präsenz zeigen.«
    »Was für eine geniale Idee!«, sagte Warner mit einem gequälten Lächeln. »Ich werde das gleich nach unserem Gespräch veranlassen.«
    »Und dann würde ich gern noch etwas anderes mit Ihnen besprechen«, sagte Tweed. »Wer auch immer diesen Anschlag plant, er muss auf irgendeine Art mit seinen Helfern kommunizieren. Möglicherweise finden dafür Funkgeräte Verwendung. Sie haben doch eine Einheit, die praktisch den gesamten Funkverkehr abhören kann. Und sollten die Terroristen verschlüsselte Botschaften senden, verfügen Sie mit Miss Brand ja über eine der besten Kodeknackerinnen weit und breit.«
    »Sie sprühen ja geradezu vor Ideen, Tweed. Den Funkverkehr hören wir zwar bereits ab, aber ich werde meine Leute anweisen, gezielt darauf zu achten, ob bestimmte Frequenzen besonders häufig benutzt werden. Wissen Sie was, Tweed? Wir sollten unser soeben geschlossenes Bündnis mit einem Glas Sherry besiegeln.«
    »Danke für das Angebot, aber ich muss leider ganz schnell zurück in die Park Crescent. Ein andermal vielleicht.«
    »Verstehe. Eva wird Sie hinausbegleiten. Und ich kümmere mich darum, dass Ihre Vorschläge unverzüglich in die Tat umgesetzt werden...«
    Als sie die Tür zum Arbeitszimmer hinter sich geschlossen hatten, fasste Eva Tweed am Arm und flüsterte ihm zu: »Sie sind wirklich ein fähiger Mann, Tweed. Jetzt verstehe ich voll und ganz, weshalb der Premier Ihnen diese Vollmachten übertragen hat. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass es jemandem gelingen könnte, Victor derart rasch umzustimmen.«
    »Alles nur eine Frage der Selbstbeherrschung«, sagte Tweed leichthin. »Nur wer über die verfügt, kann seine Taktik an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen.«
    »Jetzt verblüffen Sie mich schon wieder...«
    Paula und Tweed gingen zurück zum Wagen und stiegen ein.
    »Ich frage mich, wie Marler wohl in Carpford vorankommt«, sagte Tweed nachdenklich, als sie losfuhren.

27
    Bei Martin Hogarths Bungalow handelte es sich um ein solides Gebäude, das halb aus Stein, halb aus Holz gebaut war. Die Eingangstür aus massiver Eiche

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