Das Netz
seinen Bungalow zu überlassen. Er zieht derweil in ein Hotel in Bloomsbury, wo ich ihn gerade abgeliefert habe. Noch heute Nacht fahre ich zurück nach Carpford.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Tweed. »Wir müssen jetzt in die Offensive gehen.«
»Ich komme mit Ihnen mit, Jules«, meldete sich Paula zu Wort. »Sie brauchen jemanden als Wachablösung.«
Die Tür ging auf, und Marler, der gerade aus Carpford zurückgekehrt war, kam herein. Er machte sich sofort daran, von seinem Besuch bei Martin Hogarth zu erzählen.
»Irgendetwas ist an dem Mann nicht in Ordnung«, schloss er seinen Bericht.
Als Tweed ihm daraufhin Beaurains Entschluss mitteilte, hatte Marler nur eine einzige Frage.
»Kann man Billy Hogarth denn vertrauen?«
»Ich glaube schon«, sagte Paula. »Ich hatte ein längeres Gespräch mit ihm und bin mir sicher, dass er mit der Terrorzelle nichts zu tun hat. Sein Bruder Martin ist da eher der faule Apfel im Korb.«
»Und beileibe nicht der einzige, mit dem wir es zu tun haben«, ergänzte Beaurain.
»Trotzdem sollten wir Billy im Auge behalten«, sagte Tweed. »Sie sind mir dafür verantwortlich, dass er in dem Hotel bleibt, Pete. Paula wird Ihnen beschreiben, wie er aussieht.«
Nachdem Paula ihrem Kollegen Pete Nield eine ausführliche Beschreibung von Billy Hogarth gegeben hatte, schrieb Beaurain ihm die Adresse des Hotels auf.
»Marler, Sie verbreiten jetzt unter Ihren Informanten das Gerücht, dass demnächst die Armee in London für die Sicherheit sorgen wird«, sagte Tweed. »Ich will den Oberstrategen der Terroristen gehörig unter Druck setzen. Vielleicht macht er dann ja einen Fehler und verrät sich.«
Nachdem Marler und Nield gegangen waren, meldete sich Newman zu Wort: »Kann denn Marler seine Informanten überhaupt mitten in der Nacht kontaktieren?«
»Das ist sogar die beste Zeit für so was«, antwortete Butler grinsend. »Marler kennt eine Menge Callgirls, die wiederum mit vielen Leuten zusammenkommen. Auf diese Weise kann sich ein Gerücht in Windeseile über die ganze Stadt verbreiten. Und solche Damen arbeiten nun einmal vornehmlich nachts, falls Ihnen das bisher entgangen sein sollte.«
Paula holte aus einem der Schränke eine Reisetasche, die sie für den Notfall dort deponiert hatte, und Monica reichte Beaurain einen großen Leinenbeutel.
»Ich haben Ihnen noch rasch eine Thermoskanne mit Kaffee und ein paar Sandwiches gemacht. Hoffentlich mögen Sie Schinken und Käse. Obst ist auch dabei.«
»Vielen Dank, Monica, aber Billy Hogarth hat eine gut bestückte Küche«, sagte Paula. »Wir wären also auch ohne Ihr Carepaket nicht verhungert.«
Während Beaurain Monica umarmte und sie als die »weltbeste Sekretärin« lobte, kam Butler, der ein paar Minuten zuvor das Büro verlassen hatte, mit zwei Geigenkästen herein. Einen davon gab er Beaurain mit den Worten: »Hier, das können Sie vielleicht gebrauchen. Man weiß ja nie.«
Als Beaurain den Geigenkasten öffnete, entdeckte er darin eine Uzi-Maschinenpistole mit mehreren Ersatzmagazinen.
»Vielen Dank«, sagte er. »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen.«
»Jetzt verfügen wir über fast so viel Feuerkraft wie eine kleine Armee«, sagte Paula, der Butler den zweiten Geigenkasten überreicht hatte. »Nun sollten wir aber wirklich aufbrechen, Jules.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden«, rief Tweed ihnen noch hinterher.
»Und was ist mit mir?«, brummte Butler, nachdem die beiden fort waren.
»Keine Bange, auch für Sie habe ich einen Auftrag. Gehen Sie zu Ihren Informanten und verbreiten Sie unter ihnen dasselbe Gerücht wie Marler. Auf diese Weise wird sich alles noch schneller herumsprechen.«
»Wird erledigt.«
Als Butler gegangen war, stand Newman auf und nahm sich aus dem Garderobenschrank einen langen schwarzen Mantel, der ihm fast bis an die Knöchel reichte. Dann bat er Monica, ihm ebenfalls einen »Geigenkasten« zu holen, und schaute aus dem Fenster.
»Paula und Jules sind gerade in seinem Wagen weggefahren«, sagte er. »Ich lasse ihnen ein paar Minuten Vorsprung und folge ihnen dann nach Carpford. Dort werde ich zur Abwechslung mal die mysteriöse schwarze Gestalt spielen, die am Rand des Black Wood herumschleicht. Und versuchen Sie bloß nicht, mich daran zu hindern, Tweed...«
»Macht denn hier jetzt jeder, was er will?«, sagte Tweed lächelnd. »Erst Paula, und jetzt Sie. Aber meinetwegen, fahren Sie nach Carpford. Erstatten Sie mir aber über Ihr Handy regelmäßig Bericht.«
Monica
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