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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Rettungsring.
    «Was ist eigentlich das da?», fragte sie und deutete auf den Anhänger, um das Thema zu wechseln und damit Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
    «Ein Doughnut», sagte Hoffman.
    «Und warum tragen Sie den?»
    «Weil ich Doughnuts mag.»
    «Ach so.»
    «Meinen saudischen Freunden erzähle ich manchmal, es wäre ein Orden, den ich beim Geheimdienst gekriegt habe. Dann sage ich, das ‹O› steht für ‹Operationen›. Kommt immer gut an.»
    «Aber es ist kein Orden.»
    «Nein. Wie gesagt, es ist ein Doughnut. Aber letztlich ist es auch egal, was genau es ist. Den Saudis gefällt’s, weil es groß und schwer und teuer aussieht. Saudis sind ganz scharf auf solche protzigen Sachen. Einer wollte es mir sogar mal abkaufen.Stellen Sie sich das mal vor. Wie soll man vor solchen Leuten noch Respekt haben?»
    «So, so», sagte Anna.
    «Also. Was für einen Job haben Sie denn nun für mich?»
    «Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass ich einen Job für Sie hätte.»
    «Schon klar. Aber falls Sie einen hätten, was wäre das dann für einer?»
    Während des Gesprächs war Anna zu dem Schluss gekommen, dass sie seit ihrem Eintritt in den Geheimdienst nur einen Menschen getroffen hatte, der ebenso unmöglich war wie Hoffman, wenn auch ungleich unangenehmer und gefährlicher: Ali Ascari. Und mit einem Mal kam ihr der Gedanke, dass die beiden Männer eigentlich das perfekte Gespann abgeben würden. Frank und Ali.
    «Ich werden Ihnen jetzt ein paar grundsätzliche Dinge über die Operation erzählen», sagte sie zu Hoffman. «Der Rest ist top secret.»
    «Ja, ja, schon klar. Top secret.»
    «Wir haben da einen Iraner, den wir gern als externen Agenten aufbauen würden. Ursprünglich stammt er aus Baku in Aserbaidschan. Er behauptet, Kontakte zu Schmugglern zu unterhalten, die Radios, Videorekorder und Koranausgaben über die Grenze bringen, möglicherweise auch Waffen. Dieses Netzwerk möchten wir anzapfen und für unsere Zwecke verwenden.»
    «Was für Zwecke sind das genau?»
    «Unsere Operation.»
    «Sagen Sie mir nochmal schnell, worum es da geht. Ich kann mich nicht mehr an besonders viel von gestern erinnern.»
    «Ich habe Ihnen auch nicht besonders viel erzählt.»
    «Dann erzählen Sie mir jetzt eben ein bisschen mehr. Kann ich noch was von Ihrer Marmelade haben?»
    «Klar.» Anna reichte ihm das Marmeladenschälchen.
    «Nun reden Sie schon. Und wo wir gerade dabei sind, geben Sie mir auch noch ein Stück Toast ab?»
    Anna musste lachen. Irgendwie musste man Hoffman einfach mögen, zumindest so früh am Morgen, wenn er noch nichts getrunken hatte. «Stone geht übrigens von derselben Prämisse aus wie Sie», sagte sie.
    «Ach ja?»
    «Er glaubt, der Geheimdienst hat sich festgefahren.»
    «Da hat er recht.»
    «Und er glaubt, dass die einzige Möglichkeit, die wir im Augenblick noch haben, darin besteht, den Russen Angst zu machen und uns damit etwas Zeit zu erkaufen.»
    «Wie sollen wir das anstellen?»
    «Indem wir Leute wie den besagten Iraner dafür nutzen, die Sowjets glauben zu machen, dass Zentralasien und das Kaukasusgebiet kurz vor dem Auseinanderbrechen stehen.»
    «Und Sie suchen jemanden, der den Iraner und seine Schmuggler steuert?»
    «Genau.»
    «Ist ja abgefahren. Und klingt eigentlich gar nicht nach Stone. Viel zu verrückt.»
    «Ich weiß nicht. Vielleicht geht ja auch Stone langsam vor die Hunde.»
    «Hübsche Vorstellung.»
    «Also, was sagen Sie?»
    «Es klingt bizarr und gefährlich, und ich habe das ungute Gefühl, dass es nicht mal ganz legal ist. Aber wen interessiert das? Mir gefällt’s.»
    «Was meinen Sie mit ‹nicht ganz legal›?»
    «Vergessen Sie’s. Ich hab schließlich keine Ahnung. Bin ich etwa Anwalt? Wichtig ist nur, dass es mir gefällt. Ich bin dabei.»
    «Aber ich habe Sie doch noch gar nicht gefragt.»
    «Klar, aber das machen Sie schon noch. Seien Sie ehrlich: Sie brauchen so einen nörglerischen, frauenfeindlichen alten Drecksack wie mich.»
    «Ich werde darüber nachdenken.»
    «Wie heißt der Iraner?»
    «Ali Ascari.»
    «Und wo wohnt er?»
    «In London und Teheran. Aber er reist sehr viel, mit drei verschiedenen Pässen. Es ist übrigens auch ein griechischer dabei.»
    «Was Sie nicht sagen. Dieses kleine Detail wird sich noch als nützlich erweisen.»
    «Als Druckmittel?»
    «Worauf Sie einen lassen können. Wann können wir ein Treffen arrangieren?»
    «Ich habe Ihnen den Job noch immer nicht angeboten.»
    «Na, dann denken Sie doch nochmal in Ruhe nach, und

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