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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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CI A-Leute spielen nach Regeln. Aber Sie spielen nicht nach Regeln.»
    «Sie haben’s erfasst. Ich habe meinen Kollegen gegenüber nämlich den Riesenvorteil, dass ich verrückt bin. Regeln interessieren mich einen Scheißdreck. Also, sehen Sie sich vor.»
    «Ich habe verstanden. Hundertprozentig.»
    «Gut. Dann fangen wir doch nochmal mit den Waffen an.»
    «Ja. Ich werde erzählen.»
    «Süße», sagte Hoffman, an Anna gewandt. «Würden Sie uns mal ein bisschen allein lassen? Das betrifft jetzt nur noch den Geheimdienst.»
    Anna nickte. Das war Teil des Szenarios, das sie gemeinsam ausgearbeitet hatten. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Anna sich verabschieden würde, sobald Hoffman die Lage unter Kontrolle hatte – in der Hoffnung, so zumindest einen letzten Rest ihrer Tarnung aufrechtzuerhalten. Es fiel ihr schwer, das Gespräch gerade jetzt zu verlassen, wo es endlich zum Wesentlichen kam, doch ein Trost blieb ihr immerhin. Mit etwas Glück würde sie Ali Ascari nie mehr wiedersehen.
     
    «Also, Kumpel», sagte Hoffman, als Anna fort war. «Dann fangen wir mal ganz vorne an.»
    «Ali weiß viel zu viel. Was genau Sie wollen wissen?»
    «Alles, von vorn bis hinten. Wir wollen ein paar Dinge über die Grenze schaffen und dachten uns, wir könnten vielleicht bei Ihnen aufspringen. Also erzählen Sie mir alles.»
    «Da gibt es nicht viel zu erzählen. Das meiste wird geschmuggelt von Täbris im Norden. Einiges geht von Khvoy nach Nakhichevan, anderes geht von Ardebil über die Berge nach Astara und Masally und Puschkino. Manche fahren mit dem Boot überKaspisches Meer, von Bandar Anzali zu geheimen Häfen in Aserbaidschan.»
    «Und wie kommen sie über die Grenze?»
    «Das kommt darauf an. Die meisten Schmuggler sind einfache Leute. Halbe Familie wohnt auf einer Seite der Grenze, halbe Familie auf anderer. Sie kommen und gehen die ganze Zeit. Und sie sind alle Aserbaidschaner, was kümmert sie also die Grenze? Sie hassen die Russen, sie hassen die Iraner. Alles ein und dasselbe.»
    «Werden sie manchmal geschnappt?»
    «Nicht oft. Sie kennen bestimmte Wege über die Berge, bestimmte Verstecke, Fluchtwege, um KG B-Patrouillen an Grenze zu entkommen. Sie schmuggeln schon lange Zeit. Manche Familien sind seit Generationen in Geschäft. Sie schicken Verwandte nach Aserbaidschan, für Familienunternehmen. Aber das sind bloß die kleinen Schmuggler.»
    «Und wer sind die großen Schmuggler?»
    «Große Schurken. Sie machen alles anders.»
    «Wie?»
    «Mit Geld. Sie bestechen Sowjets. Sie bestechen Grenzbeamte oder Chefs von Grenzbeamten oder den KG B-Mann , der oberster Chef ist von Grenzbeamten. Oder den Parteivertreter, der oberster Chef ist von allem. Manchmal die schnappen jemanden, um zu zeigen, dass sie machen ihre Arbeit. Große Geschäfte, ich kann Ihnen sagen.»
    «Mich interessieren mehr die kleinen, die Familienbetriebe. Kennen Sie diese Leute?»
    «Sicher. Manche sind Verwandte von mir.»
    «Würden Ihre Verwandten ein paar Sachen für uns mit über die Grenze nehmen?»
    «Warum nicht? Geschäft ist Geschäft. Was haben Sie?»
    «Hauptsächlich Bücher.»
    «Bücher? Bücher sind Mist! Hören Sie auf Ali. Wenn Sie klug sind, schicken Sie Videorekorder und Pornofilme. Das wollen die Leute in Baku.»
    «Wir schicken Bücher, Sie geiler Bock, Bücher und Kassetten mit religiösen und nationalistischen Inhalten.»
    «Aber wozu?»
    «Um eine gottverdammte Revolution anzuzetteln!»
    «Gut, aber Pornofilme laufen besser. Im Ernst. Auch die ganz alten.
Deep Throat
.
Behind Green Door

    «Hören Sie endlich auf mit Ihren Filmen! Wann können Ihre Verwandten die erste Ladung transportieren?»
    «Sofort. Sie geben Ali, wir bringen über die Grenze ein paar Wochen später. Aber es kostet viel Geld. So etwas ist nicht billig. Meine Verwandten sind gierig.»
    «Das kann ich mir vorstellen. Und wie viel wollen Sie?»
    «So viel, wie Sie wollen.»
    «Schluss mit dem Scheiß. Nennen Sie mir einen Preis.»
    «Einhunderttausend Dollar.»
    «Vergessen Sie’s. Sie kriegen zwanzigtausend, sobald Sie die Sachen abgeliefert haben.»
    «Ali kann doch nicht Verwandte riskieren lassen ihr Leben für weniger als fünfundsiebzigtausend. Im Voraus.»
    «Dreißigtausend. Das ist mein letztes Wort.»
    «Für Sie Ali sagt fünfundsechzigtausend. Das heißt, kein Geld für Ali selbst. Aber gut. Wir sind Partner.»
    «Vergessen Sie’s. Keine Chance.»
    «Sie kränken Ali in der Seele. Sechzigtausend.»
    «Vielleicht erhöhe ich

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