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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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noch auf fünfunddreißigtausend. Falls Sie mir garantieren können, dass Sie die Ware innerhalb von zwei Wochen transportieren.»
    «Nein. Sie suchen jemand anders. Tut mir leid. Und liefern Sie Ali ruhig griechischer Polizei aus. Das ist ganz egal. Mein Stolz ist heilig.»
    «Vierzigtausend. Das ist mein letztes Angebot.»
    «Fünfundfünfzigtausend.»
    «Fünfundvierzigtausend. Mein allerletztes Angebot. Und den griechischen Pass behalte ich als Sicherheit.»
    «Warum Sie quälen Ali bloß so sehr? Fünfzigtausend. Bester Sonderpreis. Sie können Pistole nehmen und erschießen Ali, aber niemals weniger als fünfzigtausend. Auf keinen Fall.»
    «Mein Freund   …» Hoffman hielt ihm die Hand hin. «Wir sind im Geschäft.»
     
    Als Anna ein paar Stunden später zurückkam, war Ascari fort und Hoffman lag schlafend auf dem Sofa. Auf dem Tisch vor ihm stand ein Tablett des Zimmerservice mit den Resten einer Mahlzeit, daneben ein halbes Dutzend leerer Bierflaschen. Offensichtlich hatte er gefeiert.
    «Aufwachen, Frank», rief Anna.
    «Waa   …?»
    «Aufwachen!»
    Er rappelte sich hoch und setzte sich auf dem Sofa auf. «Sie waren großartig!» Anna gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    «Wie meinen Sie das denn?»
    «Ascari. Das war ein richtiges Lehrstück, wie man jemanden unter Kontrolle bringt. Ihnen zuzusehen ersetzt ein ganzes Jahr Ausbildung.»
    «Blödsinn», brummte Hoffman. «So was zieht nur bei echten Ekelpaketen wie Ascari. Bei allen anderen hat es keinen Sinn.»
    «Ach, kommen Sie! Irgendwer hat mal gesagt, wenn man sieerst mal bei den Eiern hat, kommen Herz und Kopf schnell hinterher.»
    «Alles Quatsch. Hören Sie bloß nicht auf solche Machosprüche. Angst ist nie eine gute Motivation.»
    «Sie sind viel zu bescheiden. Was soll denn besser sein als Angst?»
    «Positive Macht», sagte Hoffman. Er nahm sich eine Bierflasche und schlürfte die letzten paar Tropfen daraus. Das schien ihn zu erfrischen.
    «Und was heißt das?»
    «Das heißt, wenn Sie jemanden rekrutieren, besteht Ihr eigentliches Ziel darin, dass er sich darauf einlässt, weil er glaubt, einen Vorteil aus der Sache zu ziehen – und nicht, weil Sie ihm sonst die Eier abreißen. Fälle wie dieser Ascari, der ein echtes Arschloch ist und nur auf Geld aus, sind eher die Ausnahme.»
    «Das ist ja lustig. Sie klingen genau wie eine Agentin, die ich ganz gut kenne. Sie hat mir vor Monaten dasselbe gesagt.»
    Hoffman grinste. «Margaret Houghton», sagte er.
    «Stimmt. Wie sind Sie denn darauf gekommen?»
    «Es gibt einfach nicht so viele Agentinnen, Süße. Zumindest nicht so viele, die wissen, wie der Laden läuft. Woher kennen Sie Margaret denn?»
    «Sie ist eine alte Freundin der Familie. Mein Vater und sie kannten sich noch von früher, als er gerade beim auswärtigen Dienst angefangen hatte. Ich kenne sie also praktisch schon mein Leben lang.»
    Hoffman schien eine Zeit lang in Gedanken versunken. «Sagen Sie mir nochmal Ihren richtigen Namen. Ich kann mir richtige Namen immer so schlecht merken.»
    «Barnes. Anna Barnes.»
    «Dachte ich’s mir doch.»
    «Warum fragen Sie?»
    «Ich kannte mal jemanden bei der CIA mit demselben Nachnamen. In Deutschland. Den Vornamen weiß ich nicht mehr hundertprozentig. Frederick vielleicht oder Philip.»
    «Mein Vater hieß Philip.»
    «Dann war er das wohl.»
    «Ganz sicher nicht. Mein Vater war eigentlich die ganze Zeit beim Außenministerium.»
    «Als Botschafter, richtig?»
    «Ja. Erst in Kuala Lumpur, dann in Helsinki.»
    «Doch, das ist er. Er war mit mir zusammen beim Büro für politische Koordination, kurz nach der Gründung der CIA, 1948 oder 1949.   Später ist er dann zu den Anzugträgern übergelaufen.»
    Anna schüttelte den Kopf. Sie hatte es immer vermutet, es sich immer ausgemalt, und trotzdem war es ein Schock, es so klar zu hören. «Mein Vater war bei der CIA?»
    «Jep.»
    «Was hat er dort gemacht?»
    «Einen richtigen Scheißjob. Deswegen hat er ja auch aufgehört.»
    «Und was für ein Job war das? Ich wollte schon immer wissen, was mein Vater nach dem Krieg gemacht hat, aber er wollte nie darüber reden.»
    «Wundert mich gar nicht. Im Wesentlichen hat er einen Haufen bedauernswerter Russen in den Tod geschickt.»
    «Was soll das heißen?»
    «Es war nicht seine Schuld. Es war einfach nur sein Job. Wir haben in den D P-Lagern nach russischen Agenten gesucht, nach Leuten, die wir umdrehen und gegen die Sowjetunion einsetzen konnten. Die Russen hatten eine Heidenangst. Die

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