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der in Beyoglu ein blühendes Import-Export-Geschäft mit mehreren Staaten des Ostblocks unterhielt. Dieser noble Herr wurde am Tag darauf bei einem Immobilienmakler am Taksim-Platz gesehen, der nach dem Besuch einem von Serif Osmans türkischen Agenten auf dessen massives Drängen erzählte, dass er ihm im Stadtviertel Zeytinburnu eine Wohnung mit Blick aufs Marmarameer vermietet habe. Eine Wohnung in dem penetrant nach Tierkadavern und Chemikalien stinkenden Gerberviertel der Stadt war ideal für jemanden, der sich verstecken wollte.
Sobald Taylor die Adresse hatte, war es nicht schwer, die Wohnung unter ständiger Beobachtung zu halten. Und eines Morgens nahm dann die Überwachungskamera im Flur einen großen, blonden Mann auf, der mit einem Schlüssel die Wohnungstür aufsperrte. So kam es, dass Taylor wieder auf Rawls aufmerksam wurde. Nun musste Rawls nur noch auf ihn und seine Aktivitäten aufmerksam werden.
Als Nächstes versuchte Taylor, eine Wanze in Rawls’ neuer Wohnung zu installieren. Am einfachsten wäre es gewesen, eine derNebenwohnungen anzumieten und von der aus zu versuchen, Rawls durch die Wand abzuhören, aber das war unmöglich, weil alle Wohnungen in dem Haus vermietet waren, und ihre Bewohner zu bestechen oder behördlich entfernen zu lassen, wäre zu auffällig gewesen. Als sich aber herausstellte, dass eine Wohnung im Haus gegenüber mit direktem Blick auf Rawls’ Wohnzimmerfenster frei war, ließ Taylor sie sofort über einen türkischen Strohmann anmieten.
Nun brauchte Taylor noch einen Abhörspezialisten. Stone hatte ihm zwar verboten, mit offiziellem CI A-Personal zu arbeiten, aber in George Trumbos Fall war das etwas anderes. George war sein Freund, und außerdem konnte er den Mund halten. Also ließ er seine Sekretärin Trumbo in Athen anrufen und ihm mitteilen, dass Sonja aus Omars Bar ihn dringend zu sehen wünsche. Obwohl George überzeugt war, dass ihn da jemand auf den Arm nahm, flog er am nächsten Tag nach Istanbul. Bei seiner Ankunft holte ihn Taylor vom Flughafen ab und brachte ihn direkt nach Zeytinburnu, wo er ihm die beiden Wohnungen zeigte.
«Hier stinkt es nach Hundescheiße», sagte George, als sie aus dem Wagen stiegen.
«Ignorier das einfach», erwiderte Taylor. «Sag mir nur, wie ich die Wohnung abhören kann.»
«Das ist kein Problem, wenn man die richtige Ausrüstung hat.»
«Welche denn?»
«Du musst bloß die Fensterscheibe des Typen da drüben als Membran eines Mikrophons verwenden», antwortete der Techniker. «Dazu brauchst du einen Infrarot-Laser. Der Strahl wird auf das Fenster gerichtet und von einem speziellen Gerät, das die Schwingungen der Fensterscheibe messen kann, wieder aufgefangen.Bingo! Auf diese Weise lassen sich die Schallwellen so einfach auslesen wie die Bewegungen einer Grammophonnadel in der Rille einer Schallplatte.»
«Super», sagte Taylor. «Dann richte mir das doch bitte gleich mal ein.»
«Soll das ein Witz sein? Ich habe doch die Ausrüstung gar nicht dabei.»
«Dann flieg zurück nach Athen und hol das Zeug.»
«Al, du kapierst mal wieder überhaupt nichts. Ich habe die Sachen auch nicht in Athen. So etwas gibt die Zentrale nicht einfach an Techniker im Außendienst raus. Das Zeug ist so geheim, dass sie einen nicht einmal allein damit in einem Raum lassen. Ohne einen Riesenpapierkrieg und irrsinnige Sicherheitsauflagen bekommt man es nicht zu Gesicht.»
«Hast du denn keine Freunde in Langley, die es dir ohne den ganzen Zirkus beschaffen können?»
«Vielleicht. Aber ich weiß nicht, ob ich die ausgerechnet jetzt unter der Hand um einen solchen Gefallen bitten will. Vielleicht hat es sich noch nicht bis zu dir herumgesprochen, aber ich sitze wegen unseres kleinen Abenteuers vor ein paar Monaten noch immer bis zum Hals in der Scheiße.»
«Wie meinst du das?»
«Dass vor ein paar Wochen jemand von der Generalinspektion bei mir war und mir jede Menge Fragen über dich gestellt hat. Er wollte wissen, was du vorhast und ob ich kürzlich einen Auftrag für dich erledigt hätte. Und dann wollte er wissen, wie viel mir eigentlich an meinem Job liegt.»
«Was hast du ihm geantwortet?»
«Nichts Konkretes. Nur das, was er sowieso schon wusste.»
«Danke. Dafür bin ich dir was schuldig.»
«Vergiss es. Aber was treibst du denn, dass die Generalinspektionso an dir interessiert ist? Diese Typen wollen doch nur Stunk machen.»
«Es ist besser, wenn ich dir das nicht sage, Georgie, glaub mir.»
«Warum stellst du nicht
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