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mir, der mir noch ein paar Gefallen schuldet. Das Problem ist nicht er, sondern unser Direktor,Mr. Hinkle, der offenbar glaubt, dass er für den Kongress und nicht für die Exekutive arbeitet.»
«Ich sage es Ihnen ja nur ungern, Boss, aber die Generalinspektion zieht schon seit längerem Erkundigungen ein», sagte Taylor. «Vor ein paar Wochen haben sie meinem Freund George Trumbo in Athen einen Besuch abgestattet.»
«Das ist mir bekannt.»
«Sie wussten, dass sie George ausgefragt haben?»
«Natürlich. Ich will ja nicht prahlen, aber es gibt kaum etwas, von dem ich nicht auf die eine oder andere Weise erfahre.»
«Das hätten Sie mir sagen müssen.»
«Wozu? Warum hätte ich Sie mit etwas belasten sollen, was letzten Endes keine Bedeutung hat? Wenn Ihr Freund George etwas Unüberlegtes gesagt und uns damit Probleme gemacht hätte, dann hätte ich Sie das natürlich wissen lassen. Aber das ist nicht der Fall. Er sagte, er könne sich an nichts mehr erinnern.»
«Der gute, alte George», sagte Taylor und nahm sich vor, Sonja bei Gelegenheit nach Athen zu schicken.
«Haben Sie noch weitere Fragen?», wollte Stone wissen.
Taylor und Anna sagten nichts.
«Gut. Dann reden wir jetzt darüber, wie wir unsere Operation beenden. Als hoffnungsvolle Jungtalente haben Sie sicherlich gelernt, dass das man sich eigentlich vor dem Beginn jeder Unternehmung als Erstes überlegen müsste, wie man sie auf sauberem Weg wieder beenden kann. Wir sind damit zwar ein wenig spät dran, aber nicht zu spät. Alan, wie sieht es mit Ihrem Munzer Achmedow aus?»
«Der entwickelt sich prächtig. Die Emigranten aus Turkestan halten ihn für den größten Lichtblick seit Tamerlan, aber trotzdem dürfte es nicht allzu schwer sein, ihn wieder aus dem Verkehr zu ziehen. Wir müssen ihm nur sagen, dass seine Dienstezur Befreiung Turkestans in Amerika benötigt werden und ihn in ein Flugzeug nach Hause setzen.»
«Und wie sieht es mit dem Finanziellen aus?»
«Munzer hat gute Arbeit geleistet, deshalb sollten Sie ihm die Pension bezahlen, auf die er glaubt, ohnehin einen Anspruch zu haben. Und wenn Sie sich besonders großzügig zeigen wollen, dann behalten Sie ihn noch ein Jahr lang unter Vertrag. So oder so glaube ich nicht, dass er uns Schwierigkeiten machen wird.»
«Wird er reden, wenn ihm jemand Fragen stellt?»
«Nicht, wenn ich es ihm verbiete.»
«Wieso sind Sie sich da so sicher?»
«Weil Munzer mich mag. Außerdem hat er Angst vor mir. Er hält mich nämlich für ein wenig verrückt.»
«Der Mann ist gar nicht so dumm.»
«Etwas würde ich Sie gerne fragen, Mr. Stone», sagte Taylor.
«Fragen Sie.»
«Was haben unsere ganzen Aktionen in Usbekistan bewirkt?»
«Sie haben die Suppe zum Brodeln gebracht.»
«Wie meinen Sie das genau?»
«Ihnen beiden ist doch bestimmt bewusst, dass sich das kleine Drama, das wir inszeniert haben, auf zwei verschiedenen Bühnen abspielt. Die eine ist Zentralasien, die andere Afghanistan. Beide schaukeln sich gegenseitig hoch und suggerieren den Männern im Kreml, dass sie ein ganz generelles Problem mit den Muslimen haben. Und zwar ein ziemlich gravierendes. Gut für uns ist daran, dass Moskaus Gegenmaßnahmen das Problem nur zusätzlich verschlimmern.»
«Was für Gegenmaßnahmen sind das genau?»
«Der Einmarsch in Afghanistan. Wenn die sowjetischen Truppen das tun, werden Leute wie Ihr Mr. Munzer wissen, dass der Krieg nun wirklich begonnen hat. Und wenn die Sowjets dannin ein paar Jahren als Verlierer das Land wieder verlassen, kann er sich damit brüsten, an einer ihrer bedeutendsten Niederlagen im zwanzigsten Jahrhundert einen gewissen Anteil gehabt zu haben.»
Stone ist besessen, dachte Anna. Er ist so sehr auf sein Ziel fixiert, dass er nichts anderes mehr wahrnimmt.
«Und wenn die Russen gewinnen?», fragte sie.
«Das werden sie nicht», erwiderte Stone. «Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.»
Er sah Anna an, als wäre sie ein Tier, das erst vor kurzem festgestellt hatte, dass es Zähne und Klauen hat. «Und jetzt zu Ihnen, meine Liebe. Was ist mit Mr. Ascari, Ihrem Iraner? Wie ziehen wir ihn aus dem Verkehr?»
«Das dürfte eigentlich kein Problem sein», sagte Anna. «Obwohl er mich nicht mag und sich auch nicht vor mir fürchtet. Aber er hat eine Heidenangst vor Frank Hoffman und tut alles, was der ihm sagt. Wenn Frank ihm befiehlt, dass er aufhören soll, hört er auf. Wenn er sagt, er soll weitermachen, macht er weiter.»
«Glauben Sie, wir müssen ihm
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