Das Netzwerk
Geld zahlen, damit er Ruhe gibt?»
«Ascari hat keinen Grund, sich zu beklagen. Frank zahlt ihm für jeden Trip über die Grenze eine großzügige Pauschalsumme. Das ist viel, selbst für einen Gauner wie Ascari.»
«Was erzählen wir London?»
«Wie meinen Sie das?»
«Sollen die in London Ascari als Informanten behalten oder nicht? Soviel ich weiß, wollten Sie ihn an einen dort stationierten Agenten übergeben.»
«Darf ich ehrlich sein?»
«Ich bitte darum.»
«Schmeißen Sie ihn raus. Er ist ein Trottel. Am besten werfen Sie ihn den Wölfen zum Fraß vor.»
«Ich glaube nicht, dass er ihnen schmecken wird», sagte Stone mit einem liebenswürdigen Lächeln. Es folgte eine lange Pause, bis Stone Anstalten machte, die Besprechung zu beenden.
«Einen Augenblick noch», sagte Anna. «Was ist mit meinem armenischen Agenten?»
«Auf den wäre ich schon noch zu sprechen gekommen», erwiderte Stone.
«Was für ein armenischer Agent?», fragte Taylor.
Anna wollte antworten, aber Stone hob die Hand.
«Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Miss Barnes vor ein paar Wochen den Vorschlag gemacht hat, jemanden aus Armenien für unsere Aktion anzuwerben. Jetzt hat sie eine geeignete Person gefunden und will ihren Vorschlag in die Tat umsetzen.»
Taylor sah hinüber zu Anna, die sich in ihrem Stuhl nach vorn beugte, als wolle sie jeden Augenblick aufspringen. Auf eine ganz subtile, ihm bisher unerklärliche Weise war sie eine andere Frau als die, von der er sich in Rockville verabschiedet hatte. «Ist es jetzt nicht ein bisschen zu spät dafür?», fragte er.
«Nein», erwiderte Anna. «Warum denn?»
«Weil wir die Aktion im November abblasen», erklärte Taylor. «Und es ist schon fast Oktober.»
«Das ist doch Zeit genug, vorausgesetzt wir hören wirklich erst Ende November auf. Das stimmt doch, Mr. Stone, oder?»
«Ich denke schon», antwortete Stone.
«Na also. Dann kann ich es also doch machen.»
«Vielleicht sollten Sie jetzt Alan und mir erst einmal erklären, was Sie genau machen wollen.»
Anna nickte, holte tief Luft und fing an zu erzählen. «DerArmenier ist ein Arzt, der in der Forschung tätig ist und zwei Jahre lang in Paris studiert hat. Er gehört zu einem kleinen Netzwerk armenischer Aktivisten, das innerhalb und außerhalb der Sowjetunion aktiv ist. In zehn Tagen geht er zurück nach Eriwan und braucht unsere Hilfe bei einem Vorhaben, das perfekt in unseren Plan passt.»
«Was für eine Hilfe bei was für einem Vorhaben?»
«Er will von uns ein technisches Gerät, mit dem er und seine Freunde Satellitenfernsehen aus dem Westen empfangen können. Er sagt, dass sich in der Sowjetunion alles ändern wird, wenn die Menschen dort erfahren, wie es anderswo auf der Welt zugeht.»
«Damit könnte er recht haben. Aber was genau will er von uns?»
«Eine phasengesteuerte Satellitenantenne.»
«Was, um Himmels willen, ist denn das?»
Anna nahm die Zeichnung aus ihrer Handtasche und reichte sie Stone.
«Das hier», sagte sie. «Eine Satellitenantenne mit phasenweise verschalteten Einzelempfangsköpfen.» Stone betrachtete das Blatt eine Weile und reichte es dann an Taylor weiter. Der drehte es in alle möglichen Richtungen, hielt es ans Licht und besah sich auch die Rückseite, bevor er es an Stone zurückgab.
«Keine Ahnung, was das soll», sagte er. «Aber ich kenne jemanden, der sofort etwas damit anfangen könnte.»
«Wen?», fragte Anna.
«George Trumbo, ein Freund von mir, der in der technischen Abteilung unseres Büros in Athen arbeitet. In technischen Dingen ist er einfach genial, vorausgesetzt, er hat nicht zu viel getrunken.»
«Könnte er eine solche Antenne bauen?»
«Möglicherweise. Aber jemand muss ihm die Bauteile dafür beschaffen.»
«Und würde er den Mund halten?»
«Mit Sicherheit. Aber bist du dir sicher, dass die Sache den Aufwand auch wert ist?»
«Ja», antwortete sie. «Hundertprozentig.»
«Nehmen wir mal an, dass George so ein Ding bauen kann, wie würde es dein Armenier denn bekommen?»
«Er sagt, dass er einen Weg weiß, es über die Grenze zu schmuggeln. Aber was für ein Weg das genau ist, will er mir erst nächste Woche sagen, falls wir mit seinem Vorschlag einverstanden sind.»
«Ich weiß nicht so recht», meinte Taylor. «Irgendwie kommt mir die Sache nicht ganz koscher vor.»
Stone gab keinen Kommentar ab. Er studierte noch einmal die Skizze und rieb sich die Augen. Anna hatte eigentlich erwartet, dass er ihren Vorschlag rundheraus ablehnen
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