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Dollar.»
«Dann öffnen Sie jetzt bitte den Safe.» Marjorie drehte am Zahlenrad, schaffte es aber auch im zweiten Versuch nicht, die Tür zu öffnen. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie die Kombination nicht einstellen konnte.
«Weg vom Tresor!», raunzte Stone sie an. «Sagen Sie mir die Zahlen und lassen Sie mich das verdammte Schloss aufmachen.»
Mit bebender Stimme rief sie Stone die Zahlen zu. Stone gab sie ein, drehte am Griff und riss die Tür auf. Er nahm einige Bündel mit Geldscheinen heraus sowie eine Kasse für Kleingeld, mehrere Vordrucke für Flugtickets, ein streng geheimes CI A-Telefonverzeichnis , einen ebenfalls als geheim eingestuften Bericht mit dem Titel «Perspektive Kurdistan» und ein Glas mit löslichem Kaffee, das Marjorie seltsamerweise im Safe aufbewahrte.
«Das gehört bestimmt Ihnen», sagte Stone und reichte ihr das Glas. Als er die anderen Gegenstände aus dem Safe in seinem Karton untergebracht hatte, sah er auf die Uhr.
«Großer Gott!», murmelte er. Es war fast halb zehn. «Sie können jede Minute hier sein.»
«Wer?», winselte Marjorie. «Bitte, Mr. Stone, was ist denn auf einmal los?»
Stone sah ihr in die Augen. «In einer knappen Stunde wird es hier einen feindlichen Überfall geben.»
«Von wem?», fragte Marjorie perplex. «Den Russen?»
«Nicht direkt», gab Stone zurück. «Aber von ihren Freunden.»
«Jesus, Maria und Josef», sagte Marjorie. Sie wirkte verängstigt, aber auch aufgeregt.
Stone ließ die Blicke noch einmal durch den Raum streifen und sah eilig Taylors und Annas Schreibtische durch, aus denen er allen Krimskrams entfernte, den die beiden dort liegen gelassen hatten: Einen Hamburger-Karton aus einer Bar namens McGillicuddy’s in Rockville, Briefpapier aus dem Hilton in Athen, ein Türkisch-Englisch-Lexikon, eine zerlesene Ausgabe von
Die vierzig Tage des Musa Dagh
. Stone warf alles in seinen Karton, bevor er alle Schubladen der Schreibtische noch einmal durchging, um sicherzustellen, dass er nichts übersehen hatte.
«Meine liebe Marjorie», wandte er sich schließlich an die Sekretärin. «Wieso fahren Sie nicht ein bisschen fort?»
«Aber ich habe doch im August schon meine zwei Wochen Urlaub gehabt.»
«Die Firma zahlt Ihnen einfach einen zweiten Urlaub, wie finden Sie das? Hätten Sie vielleicht Lust auf Cancun? Oder Rio? Waren Sie schon mal in Rio?»
«Aber ich bin doch nicht geimpft!»
«Wozu müssen Sie denn geimpft sein?»
«Wenn man nach Rio fährt, braucht man doch Impfungen. Für Diphterie, Malaria und so Zeug. Die haben doch schlimme Krankheiten dort.»
Stone verdrehte die Augen. «Vielleicht sollten Sie dann doch lieber im Land bleiben. Wo würden Sie denn gerne hinfahren?»
«Ich könnte meine Mutter in Florida besuchen.»
«Wo wohnt sie denn?»
«In Lakeland.»
«Wunderbar. Haben Sie ihre Adresse und Telefonnummer dabei?»
«Die weiß ich auswendig. Ich rufe meine Mutter jeden Sonntag an.» Während sie ihm die Informationen auf einen Zettel schrieb, holte Stone aus der Pappschachtel mehrere Geldbündel und zählte zehntausend Dollar ab.
«Hier, nehmen Sie das, Marjorie», sagte er. «Damit kaufen Sie sich ein Flugticket nach Florida, und für den Rest machen Sie sich einen schönen Urlaub. Bitte benützen Sie dort keine Schecks oder Kreditkarten, das wäre zu gefährlich. Wenn Sie wieder da sind, rechnen wir ab.»
Marjorie nickte ernst.
«Ich möchte, dass Sie bei Ihrer Mutter bleiben, bis ich mich bei Ihnen melde», fuhr Stone fort. «Und nehmen Sie, solange sie in Florida sind, mit niemandem Kontakt auf, nicht einmal mit Ihrer besten Freundin. Damit bringen Sie sich in Gefahr. Ich kann Ihnen jetzt nicht erklären, weshalb, aber glauben Sie mir bitte.»
«Das tue ich. Versprochen», sagte Marjorie, während sie versuchte, das Geld in ihrer Handtasche unterzubringen. Zum Glück war es eine große Handtasche, und nachdem Marjorie einen dicken Roman von Danielle Steele herausgenommen hatte, passten die Dollarbündel gerade hinein. Stone sah wieder auf die Uhr.
«Und jetzt sollten wir besser von hier verschwinden», sagte er. «Ich möchte, dass Sie direkt zum Flughafen fahren und die erste Maschine nach Florida nehmen – egal ob sie nach Miami, Tampa oder Orlando fliegt – und von dort aus nach Lakeland fahren.»
«Kann ich nicht zuerst nach Hause und meine Sachen holen? Ich habe ja nichts zum Anziehen.»
«Dazu ist jetzt keine Zeit mehr. Kaufen Sie sich unten in Florida neue Sachen.»
«Aber ich
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