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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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weite Reise ins Ausland schicken.»
    «Für wie lange?»
    «Einen Monat oder so. Dann kann er nach Hause fliegen. Treiben Sie irgendwo Geld auf und geben Sie es ihm, ich erstatte es Ihnen später zurück.»
    Stone legte auf, und Taylor sagte dem Verwaltungsbeamten, dass ihm etwas ganz dringend dazwischengekommen sei und dieSache mit dem mit dem Mietzuschuss deshalb leider bis morgen warten müsse. Dann fuhr er sofort hinaus zu Munzer, wobei er ein türkisches Taxi nahm und keinen Wagen vom Konsulat.
    Taylor kam zu spät. Als er die Tür von Munzers Wohnung aufschloss, wartete dort neben dem Usbeken schon ein stämmiger junger Mann vom Sicherheitsbüro auf ihn. Er war tags zuvor aus London gekommen und hatte über Taylors Stellvertreter die Adresse von Munzers Wohnung herausgefunden, wo er Achmedow nun schon seit fünfzehn Stunden verhörte. Jetzt beugte er sich über den Usbeken wie ein Hilfssheriff, der einen wichtigen Zeugen zu bewachen hat.
    «
Allah sukur!
», rief Munzer aus, als er Taylor sah. «Gott sei Dank, dass Sie da sind.»
    «Wer sind Sie?», fragte der Mann vom Sicherheitsbüro und steckte eine Hand in die Jacke, als wolle er eine Waffe ziehen.
    «Das geht Sie einen feuchten Kehricht an», erwiderte Taylor. «Wer sind Sie?»
    Der Mann klappte seine Brieftasche auf und hielt Taylor eine Dienstmarke und einen CI A-Ausweis unter die Nase. Er sah aus wie jemand, der zu Hause einen großen Stapel Waffenmagazine auf dem Nachttisch liegen hat.
    «Was soll dieser alberne Ausweis?», fragte Taylor. «Diese Dinger kann man inzwischen in jedem Woolworth kaufen.»
    «Spielen Sie hier nicht den Witzbold», knurrte der Sicherheitsbeamte. Er machte einen drohenden Schritt auf Taylor zu, aber Munzer stand auf und stellte sich mit ausgestreckten Armen zwischen die beiden.
    «Bitte, mein Freund. Dieser Mann erzählt so viele Lügen über Sie. Schreckliche Lügen. Sie müssen ihm sagen, dass das nicht stimmt.»
    «Was, zum Beispiel?»
    «Gestern ist er hierhergekommen und hat gesagt, dass er ein Freund von Ihnen ist. Also habe ich mit ihm geredet und ihm einiges erzählt. Aber heute fängt er plötzlich mit diesen Lügen über Sie an. Er sagt, dass Sie nicht Mr.   Goode, sondern Mr.   Taylor heißen. Okay. Kein Problem. Ist ja normal bei Spionen. Und dann sagt er, dass Sie gar nicht für die CIA arbeiten und dass Sie die ganze Geschichte über den großen amerikanischen Plan zur Befreiung Turkestans frei erfunden haben. Er sagt, dass in der amerikanischen Regierung niemand etwas für Turkestan tut und dass ich alles vergessen soll. Aber ich sage ihm nein, das ist eine Lüge. Mein Freund Mr.   Goode hat es mir versprochen, und die CIA kann ihr Versprechen an die Turkvölker nicht noch einmal brechen. Das ist unmöglich.»
    «Sie kommen mit mir, Munzer», sagte Taylor und nahm ihn am Arm. «Packen Sie ein paar Sachen ein, ich erkläre Ihnen alles auf dem Weg zum Flughafen.»
    «Nicht so schnell», sagte der Sicherheitsbeamte und zog einen Revolver aus dem Schulterhalfter. «Keiner von euch beiden bewegt sich von der Stelle.»
    «Stecken Sie das Ding sofort wieder ein», befahl Taylor, der selbst nicht daran gedacht hatte, eine Waffe mitzunehmen. «Wen glauben Sie, dass Sie vor sich haben? Ich bin in Istanbul der CI A-Chef , und deshalb habe ich hier das Sagen.»
    «Das war einmal.»
    «Was soll das bedeuten?»
    «Dass seit gestern Ihr Stellvertreter der Chef hier in Istanbul ist. Ich handle mit seiner Zustimmung.»
    «Dieser elende Mistkerl», knurrte Taylor.
    Munzer, der langsam erkannte, was gespielt wurde, stieß einen tiefen Seufzer aus. «Und was ist mit Turkestan?», fragte er. «Was ist mit meinen geliebten Turkvölkern?»
    «Halt’s Maul, Opa», sagte der Sicherheitsbeamte.
    Munzers Gesicht lief rot an, und seine mandelförmigen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. In Usbekistan gehörte es zu den ehernen Grundregeln des Anstands, ältere Menschen mit Respekt zu behandeln. Dieser schlecht erzogene junge Amerikaner hatte mit seinem Benehmen nicht nur Munzer Achmedow, sondern auch die Seele Usbekistans beleidigt. Der alte Mann ballte die rechte Hand zur Faust und sah einen Augenblick lang so aus, als wolle er den Sicherheitsbeamten schlagen.
    «Beruhigen Sie sich, Munzer», sagte Taylor.
    Der Usbeke wandte sich mit einem flehenden Ausdruck im Gesicht an ihn. «Sagen Sie mir, dass der Mann lügt. Sagen Sie ihm, dass es die Befreiungsbewegung Turkestans wirklich gibt.»
    Taylor sagte nichts. Er konnte es

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