Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)
riesiger Badewannenabfluss: Alles, was sich in seiner Umgebung befindet, gerät in seinen Sog und ist dazu verdammt, in das Loch zu stürzen. Das sind genau die Bedingungen, die man braucht, um Synchrotronstrahlung zu erzeugen. Der Space Roar wäre damit am Ende doch ein Signal der ersten Sterne, genauer gesagt ein Signal des Friedhofs der ersten Sterne.
Entweder mehr Galaxien oder mehr Schwarze Löcher sollen also die Erklärung für den Space Roar sein. Erst mal klingt das enttäuschend. Immerhin handelt es sich um eine rätselhafte Radiostrahlung, da hätte man wenigstens auf irgendeine neue Art Himmelsobjekt gehofft, etwas, von dem man noch nie zuvor gehört hatte, oder zumindest ein paar →Außerirdische. Aber dann doch nur mehr von dem, was man schon kannte? Gibt man sich jedoch etwas Mühe, ist nicht so schwer zu verstehen, warum die Astronomen so aufgeregt sind: Immerhin stammt der Space Roar eventuell aus der Kindheit des Universums, über die wir sehr wenig wissen. Es mag nicht vollkommen überraschend sein, wenn im jungen Universum die Dinge anders sind, als man es sich vorher spekulativ ausmalte, aber interessant ist es allemal.
Zum Schluss noch eine gute Nachricht für Radioastronomen: Rings um die Erde entstehen derzeit neue hochauflösende Radioteleskope, die unter anderem die Frühzeit des Universums genauer unter die Lupe nehmen werden. 2010 und 2011 nahmen drei neue Teleskope mit den interessant klingenden Abkürzungen LOFAR, e-Merlin und MeerKAT in Europa, England und Südafrika den Betrieb auf. Und nur 10 bis 20 Jahre später wird ein neues Superding mit dem leider eher langweiligen Namen «Square Kilometre Array» (SKA) alles über das Radiouniversum herausfinden, was wir bis dahin nicht schon wissen.
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Tiefseelaute
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Wenn der Mensch ins Wasser geht, macht er oft Geräusche. Ist das Wasser angenehm temperiert, vielleicht ein tiefes, zufriedenes Brummen, ist das Wasser sehr kalt, wird es eher ein Zischen oder Jammern werden, und hat man die Wanne versehentlich zu heiß einlaufen lassen, hallt es in allen Badezimmern wie Geschrei. Das alles ist unkontrovers und auch schon lange bekannt. Etwas neuer ist die Erkenntnis, dass auch Geräusche im Wasser sind, selbst ohne dass der Mensch hineinsteigt, aber furchtbar neu nun auch wieder nicht, weil man das ja aus Pfütze, Teich und Meer kennt, dass sich ein gedämpfter Klangteppich ausbreitet, sobald man untergetaucht ist. Na gut, wenn man in einer Pfütze untertaucht, hört man vermutlich eher das Gras wachsen, aber ab Teich aufwärts stimmt’s dann. Was man von Pfützen und Teichen aber nicht kennt, sind geheimnisvolle Geräusche aus Kilometertiefen, die sich um die halbe Erde ausbreiten und sich anhören, als kämen sie von riesigen Tieren. Schon weil riesige Tiere in Pfützen und Teiche gar nicht reinpassen, würde man solche Geräusche eher in den Ozeanen erwarten. Und in den Ozeanen wurden weltumspannende, unerklärliche Geräusche aus großer Tiefe vor einigen Jahren auch tatsächlich aufgezeichnet. Weil daran so ziemlich alles erstaunlich ist, holen wir jetzt erst mal etwas weiter aus.
Der Grund dafür, dass sich Geräusche unter Wasser anders anhören als darüber, liegt in der Natur des Schalls. Für uns Bodenbewohner ist Schall in der Regel angeschubste Luft, allgemeiner gesagt: ein angeschubstes Trägermedium. Schall entsteht, wenn Dinge sich bewegen. Wenn zum Beispiel im Wald ein Baum umfällt, macht das ein Geräusch, selbst wenn gar niemand da ist. Das auf der Erde aufschlagende Holz erzeugt dabei Druckwellen in der Luft, die sich von der Baumleiche aus in alle Richtungen ausbreiten. Wenn die Druckwelle auf das menschliche Ohr trifft, wird sie über das Trommelfell und die Knochenwerkzeuge der Paukenhöhle – also Hammer, Amboss und Steigbügel – an das Vorhoffenster übertragen und von dort wiederum in die Hörschnecke. Im Innern der Schnecke werden dann aus den Druckwellen elektrische Nervenimpulse gemacht. Das klingt abenteuerlich, funktioniert aber ganz gut, wie man hört.
Die Übertragung vom Trommelfell aufs Vorhoffenster könnte einem auf den ersten Blick unnütz erscheinen. Beides sind schließlich schwingende Membranen, und alles, was man mit der einen machen kann, hätte man auch gleich mit der anderen erledigen können, ganz ohne dazwischengeschaltete Hämmer, Meißel und Steigeisen. Was man dabei allerdings
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