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Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)

Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)

Titel: Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz , Kai Schreiber
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in dem der Bloop ein Kommunikationssignal einer tiefseebewohnenden intelligenten Spezies ist. Weil der Bloop über ein weitgestreutes Netzwerk von Messstationen verzeichnet wurde, konnte man aufgrund der unterschiedlichen Laufzeiten der Schallwellen zu den einzelnen Stationen auch seine Quelle einigermaßen bestimmen. Sie liegt im Südpazifik, nur einige hundert Seemeilen von der von H. P. Lovecraft erfundenen und mit exakten Koordinaten versehenen Stadt R’lyeh entfernt, in der die Gottheit Cthulhu schlafen soll. Möglicherweise ist der Bloop also auch einfach nur göttliches Unterwasserschnarchen.
    Eher unwahrscheinlich ist, dass der Bloop etwas mit dem ebenfalls in dieser Gegend gelegenen «Pazifischen Pol der Unzugänglichkeit» zu tun hat, also dem Ort im Pazifik, der am weitesten vom Land entfernt ist. Obwohl natürlich denkbar ist, dass die postulierten Tiefseekreaturen einfach genauso viel Angst vor dem Land haben wie wir vor der Tiefsee und sich deshalb dorthin geflüchtet haben.
    Vielleicht gibt es auch einen Zusammenhang mit einer weiteren Sorte unerklärter Tiefseelaute, den in den 1970er Jahren häufiger von sowjetischen U-Boot-Besatzungen berichteten sogenannten Quakern. Wenn diese U-Boote bestimmte Regionen durchfuhren, wurden im umgebenden Meer manchmal Geräusche hörbar, die sich wie Froschquaken anhörten. Die Quellen der Geräusche bewegten sich um die U-Boote herum und waren für die Sonarortung unsichtbar. Die Geräusche selbst schienen sich zwar zu verändern, wenn die U-Boot-Besatzungen per Sonar, also durch eigenes Zurück-Quaken, Kontakt aufzunehmen versuchten, aber eine Unterhaltung kam nie in Gang. Ob die Geräuschveränderungen tatsächlich Reaktionen waren, ist umstritten.
    Auch für diese Quaker gibt es keine allgemein akzeptierte Erklärung. Die prosaischste ist, dass es sich um von Menschen – den USA oder der NATO – gemachte Ortungsfahrzeuge gehandelt hat. Das scheint allerdings höchst fraglich, denn zum einen schwammen die Quaker schneller als jedes bislang von Menschen gemachte Unterwasserfahrzeug, und zum anderen könnte man erwarten, dass in den vergangenen vierzig Jahren Details ans Licht gekommen wären. Es gibt aber nach wie vor keinen Hinweis auf entsprechende menschliche Geräte. Eine alternative Erklärung ist, dass es sich um eine noch nicht beschriebene Spezies von Meeressäugern handeln könnte. Dafür spricht, dass die Quaker sich offenbar anhörten wie weibliche Killerwale beim Sex. Dagegen spricht allerdings, dass nur ungefähr ein Jahrzehnt lang gequakt wurde und jegliches Quaken dann eingestellt wurde. Es müsste sich also um eine Spezies mit schnell wechselnden Moden handeln, und von denen kennen wir bislang eigentlich nur eine: uns selbst. Und wir können zwar quaken, aber wiederum nicht schnell genug um U-Boote herumschwimmen. Das Rätsel bleibt.
    Wenn man selbst ein bisschen mitraten will, kann man übrigens unter der im Anhang genannten URL den Kopf ins Internet halten und Upsweep, Julia und ihren Freunden beim Quaken zuhören.

[zur Inhaltsübersicht]
    Übergewicht
    – Ich dachte immer, wo eine Korrelation ist, ist auch ein Kausalzusammenhang. Dann habe ich einen Statistikkurs belegt. Jetzt bin ich klüger.
    – Der Kurs hat also geholfen?
    – Weiß nicht. Vielleicht.
    xkcd.com
    Übergewicht ist – anders als etwa Stringtheorie oder die Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers – eins der Themen, zu denen praktisch jedermann eine Meinung hat. Meist rührt diese Meinung daher, dass der Diskussionsteilnehmer selbst erfolgreich Gewicht verloren hat oder jemanden kennt oder von jemandem gehört hat, dem das gelungen ist. Die Art seines Beitrags heißt in der Wissenschaft «anekdotische Evidenz». Es geht um ein undokumentiertes Experiment mit einer Stichprobe von 1, dessen Rahmenbedingungen nicht besonders genau festgelegt sind: «Ich hatte ein paar Monate lang nur linksdrehenden (→Rechts und links) Lauch zum Abendessen, und wenn es alle so machen würden wie ich, gäbe es kein Übergewichtsproblem. So einfach ist das!» Diese Form der Argumentation ist – zumindest für die Person, die das Argument vorträgt – außerordentlich überzeugend, aber gleichzeitig recht weit entfernt von dem, was man Wissenschaft nennt.
    Wenn man wissenschaftlicher vorgehen wollte, müsste man mehrere Personen betrachten, denn mit einer Stichprobe von 1 ist nicht gut forschen. Ideal wäre es, wenn man sicherstellen könnte, dass diese Personen an ihrem Leben während

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