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Das neue Philosophenportal

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Titel: Das neue Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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verdankt
Trost der Philosophie
vor allem der Überzeugung, dass das Leben und nicht der Schreibtisch der Ernstfall der Philosophie ist.
     
    Ausgabe:
    Boethius: Trost der Philosophie. Übersetzt von Ernst Gegenschatz und Olof Gigon. Mit einem kleinen Nachwort von Kurt Flasch.
     München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2005.

Der Superdom der mittelalterlichen Scholastik
    Thomas von Aquin: Summe der Theologie (1266   –   1273)
    Was hat der griechische Philosoph Aristoteles mit der katholischen Kirche zu tun? Nicht sehr viel, so scheint es. Zwar gibt
     es auch bei Aristoteles einen Gott, doch weder hat er die Welt aus dem Nichts geschaffen, noch hat er einen Sohn, der zugleich
     Gott und Mensch ist und die Menschen erlöst hat. Überhaupt unterhält er keinerlei persönliche Beziehungen zu den Menschen.
     Der Gott des Aristoteles ist ein »unbewegter Beweger«, Ursache und Zielpunkt aller Wirklichkeit. Als ein kosmologisches Prinzip
     ist er eine sehr rationale Konstruktion, ein typischer Philosophengott. Hätte Aristoteles die christliche Religion gekannt,
     hätte er wahrscheinlich die Nase über eine primitive Volksreligion gerümpft, in der mythische Vorstellungen über eine rationale
     Weltdeutung triumphieren.
    Thomas von Aquin jedoch, den viele für den bedeutendsten mittelalterlichen Philosophen halten, sah dies ganz anders. Für ihn
     war Aristoteles, den er schlicht »den Philosophen« nannte, der christliche Philosoph »avant la lettre«, ein Philosoph also,
     der in rationaler Form wichtigen Erkenntnissen des Christentums Ausdruck verliehen hat, bevor sich dieses durch die Offenbarung
     des Neuen Testaments in voller Gestalt zeigte.
    Wie unter den großen Werken des Mittelalters üblich, ist auch das voluminöse Hauptwerk des Thomas, die
Summe der Theologie
, Philosophie und Theologie zugleich. Eine Philosophie unabhängig von religiösen Vorgaben gab es im Mittelalter nicht. Das
     Vertrauen, das Thomas in die Rationalität, in die menschliche Vernunft, setzte, war dabei keineswegs selbstverständlich. Frühchristliche
     Philosophen wie Augustinus hatten immer wieder auf die Irrwege der Vernunfthingewiesen und behauptet, dass der Weg zu Gott nur über den Glauben und die göttliche Gnade führe.
    Unter allen Versuchen, die Vernunft zu rehabilitieren und sie zur Stütze des Glaubens zu machen, ist das Werk des Thomas von
     Aquin anerkanntermaßen die eindrucksvollste Leistung. Mithilfe der aristotelischen Weltdeutung errichtete er ein Denkgebäude,
     das alle anderen philosophischen Bauwerke seines Zeitalters überragt. Es ist der Superdom der Scholastik, der Philosophie
     des Hochmittelalters (von lat. »doctores scholastici« = die »Schulgelehrten«). Es ist ein riesiges, komplexes und staunenerregendes
     Werk, in dem griechisches und christliches Denken zu einer Einheit verschmelzen. Mit seiner
Summe der Theologie
lieferte Thomas nicht nur der Theologie einen rationalen Unterbau und verhalf ihr, sich als eigene Disziplin im Kanon der
     Wissenschaften zu etablieren; seine Rehabilitierung der Vernunft gab auch der Philosophie jenen Anschub, der sie wieder zu
     einem eigenständigen Ort der Weltorientierung werden ließ.
    Wie die Baumeister der großen mittelalterlichen Kirchen, so war auch Thomas ein ebenso kompetenter wie fleißiger und hartnäckiger
     Arbeiter, der sich nie von seinem Ziel abbringen ließ. Geboren 1225 im Schloss Roccasecca bei Neapel als siebtes Kind eines
     Landadligen, sollte Thomas später einmal, seinem Stand entsprechend, eine wohlhabende und herrschaftliche Stellung einnehmen.
     Im Alter von fünf Jahren gab man ihn in das Stammkloster der Benediktiner in Montecassino, wo er bis 1239 blieb. Noch im selben
     Jahr schickte man ihn zum Studium nach Neapel. Nach dem Wunsch der Familie sollte Thomas später einmal Benediktinerabt werden.
    Der im 6.   Jahrhundert gegründete Benediktinerorden galt im 13.   Jahrhundert als etablierter Teil der feudalen Gesellschaft. Anders dagegen die noch jungen Bettelorden, die ein Gegengewicht
     zur zunehmenden Verweltlichung der Kirche bilden wollten. Zu ihnen gehörten die Dominikaner, die sich vor allem Lehr- und
     Bildungsaufgaben widmeten. 1244 entschloss sich Thomas gegen den ausdrücklichen Willen der Familie, dem Dominikanerorden beizutreten.
     Der Orden wurde zu seiner geistigen Heimat.
    Als die Dominikaner ihr neues Mitglied zum Studium nach Parisschicken wollten, kam es auf dem Weg dorthin zu einer Szene, die jedem Abenteuerfilm zur

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