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Das neue Philosophenportal

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Titel: Das neue Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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imWesten als »Averroes« bekannte Ibn Ruschd mit seinen Aristoteles-Interpretationen, die ihm den Beinamen »der Kommentator«
     einbrachten. Gegen den Neuplatonismus wertete Ibn Ruschd diese Vernunft jedoch erheblich auf. Wie sein Schüler, der ebenfalls
     aus Cordoba im damals islamisch beherrschten Spanien stammende jüdische Philosoph Moses Maimonides, erhob er den Anspruch,
     der in eine Bildersprache eingekleideten religiösen Überlieferung eine rationale Deutung geben zu können.
    Mitte des 13.   Jahrhunderts wurden die Schriften des Aristoteles erstmals vollständig von Wilhelm von Moerbeke ins Lateinische übersetzt
     und erreichten damit endgültig das westliche Europa. Von da an bestimmte die Auseinandersetzung zwischen dem neuplatonisch-augustinischen
     und dem aristotelischen Denken die Scholastik. Albert kannte die islamischen und jüdischen Aristoteles-Vermittler und war
     maßgeblich an der Verbreitung des aristotelischen Denkens beteiligt. Aristoteles wurde durch ihn zur wichtigsten philosophischen
     Autorität des Dominikanerordens.
    Die Kirche wehrte sich zunächst gegen diese neuen Einflüsse, da die Philosophie des Aristoteles im Widerspruch zu wichtigen
     Glaubensinhalten stand. So war die Lehre von der Ewigkeit der Welt unvereinbar mit der Lehre von der Welt als göttlicher Schöpfung.
     Auch die von den islamischen Interpreten vertretene These von einer überpersönlichen Vernunft schuf Probleme. Wie konnte es
     dann ein individuelles Seelenheil geben? Die Kirche musste auf der Unsterblichkeit der Seele und der Willensfreiheit des einzelnen
     Menschen bestehen.
    Deshalb verbot der Papst im Jahr 1215, die aristotelische Philosophie an den Universitäten zu lehren. Die Dominikaner mussten
     einen jahrzehntelangen Kampf gegen die kirchlichen Autoritäten ausfechten, um der Lehre des Aristoteles Einzug in die offiziellen
     universitären Lehrpläne zu verschaffen. Albert und sein Schüler Thomas waren an diesem Prozess aktiv beteiligt. Mitte des
     13.   Jahrhunderts war die Philosophie des Aristoteles schließlich ein akzeptierter Bestandteil des Studiums an der Pariser Universität.
     Grundlage dafür war die lateinische Übersetzung. Auch Thomas las Aristoteles nicht im griechischen Original.
    Nach Erwerb des ersten akademischen Grades, des Baccalaureus, trennte sich Thomas 1252 von seinem Lehrer und ging wieder nach
     Paris, um sein Studium mit einem Magister im Fach Theologie, der mittelalterlichen Königsdisziplin, abzuschließen. In Paris
     erhielt er erstmals Gelegenheit, selbstständig zu lehren, eine Erfahrung, die auch die Form seiner Schriften beeinflusste.
     Viele dieser Schriften wurden als theologische Auseinandersetzungen oder als Argumentationsanleitung für Geistliche verfasst.
     In ihnen wurde eine imaginäre Diskussion inszeniert und wurden Thesen als Antwort auf vorweggenommene Einwände formuliert.
     Eine seiner bekanntesten frühen Schriften,
Das Seiende und das Wesen
, verfolgt die Absicht, seine Studienbrüder mit der Lehre des Aristoteles vertraut zu machen. Sie entstand um 1255, das Jahr,
     in dem Thomas in Paris seinen Magistertitel erwarb.
    Bis an sein Lebensende stand Thomas nun als Lehrender im Dienste seines Ordens, der ihm immer wieder neue Aufgaben übertrug.
     1259 schickte man ihn wieder nach Italien, wo er der päpstlichen Kurie an verschiedenen Orten, so in Viterbo, Rom und Orvieto,
     diente. Etwa 1264 schloss er sein erstes großes Hauptwerk ab, die
Summe gegen die Heiden
. Der Titel
Summe
für ein theologisches Werk war in der zeitgenössischen Literatur üblich und bedeutete, dass hier ein Lehrstoff systematisch
     zusammengefasst wurde. Die
Summe gegen die Heiden
sollte Dominikanermönchen Argumente an die Hand geben, um ihre theologische Position gegenüber Andersdenkenden vertreten zu
     können.
    Das Projekt einer Verbindung von aristotelischem und christlichem Denken hatte allerdings zwei Seiten: Nicht nur nahm das
     Christentum Gedanken des Aristoteles auf, auch die Philosophie des Aristoteles musste sich christlichen Vorgaben anpassen.
     Es ging also darum, sich gegenüber denjenigen Aristoteles-Interpretationen abzugrenzen, die mit der christlichen Lehre unvereinbar
     waren. In diesem Zusammenhang entstanden jeweils in den Jahren 1269 und 1270 zwei kleinere Schriften: In
Einheit des Verstandes
richtet sich Thomas gegen die von Avicenna und Averroes vertretene Lehre einer überpersönlichen Vernunft. Die zweite Schrift
Über die Ewigkeit der

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