Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das neue Philosophenportal

Das neue Philosophenportal

Titel: Das neue Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
Vom Netzwerk:
übereinstimmte, denen aber gemeinsam war, dass sie die Naturerklärung der mittelalterlichen
     Scholastik ablehnten, die auf Aristoteles beruhte und nach der die Natur ein Reich von Zwecken und verborgenen Kräften ist.
     In Paris lernte er den Begründer des neuzeitlichen Rationalismus, René Descartes, und den Naturphilosophen Pierre Gassendi
     kennen. Gassendi hatte die in der griechischen Philosophie von Demokrit und Epikur vertretene Lehre, nach der sich alles Naturgeschehen
     aus den Eigenschaften und Bewegungen von Grundbestandteilen, den Atomen, erklären lässt, erneuert.
    Zu der für Hobbes wichtigsten Begegnung kam es aber 1636 in Florenz, wo er Galileo Galilei traf, den wichtigsten Pionier der
     neuen wissenschaftlichen Weltanschauung. Galilei verstand Natur als einen den Gesetzen der Mechanik folgenden Zusammenhang,
     der sich mithilfe der euklidischen Mathematik beschreiben ließ. Demnach hat alles, was geschieht, eine »natürliche« Ursache
     und gehorcht dem Gesetz von Druck und Stoß, von Aktion und Reaktion. Jede Bewegung unterliegt dem »Trägheitsgesetz«, wonach
     ein Körper so lange in Ruhe oder gleichförmiger Bewegung bleibt, bis von außen Kräfte auf ihn einwirken. Diese mechanistische
     Naturerklärung kam immer wieder in Konflikt mit der Kirche, da ihr unterstellt wurde, sie propagiere ein Weltbild, in der
     Gott nicht mehr vorkommt.
    Für Hobbes wurde die Mechanik Galileis die Grundlage seines eigenen philosophischen Denkens. Als er schließlich nach England
     zurückkehrte, war er überzeugt davon, dass man die neue Mechanik der Natur auch auf die Gesellschaft und Politik übertragen
     müsse. Ihm schwebte eine Mechanik der sozialen Welt vor, in der die sozialen Beziehungen zwischen Menschen als gesetzmäßige
     Bewegung von Körpern aufgefasst werden. Dies bedeutete, dass auch der Staat diesen Bewegungsgesetzen unterworfen ist und als
     eine Art Körper aufgefasst wird. Hobbes spricht deshalb nicht zufällig von einem »body politic«, einem »politischen Körper«.
    Hobbes’ politische Philosophie nimmt ihren Anfang mit einerkleinen Schrift, die in Anlehnung an die
Elemente
des Euklid den Titel
Elements of Law, Natural and Politic
– zu Deutsch:
Naturrecht und Staatsrecht in den Anfangsgründen
– trägt. Bereits hier unterscheidet er zwischen zwei gesellschaftlichen Zuständen des Menschen: einer »Lage des Menschen in
     bloßer Natur«, die er mit Chaos und Anarchie identifiziert, und einem politisch organisierten Zustand, in dem die absolute
     Macht beim Souverän liegt. Eine der Absichten des Autors war es dabei, vor den Folgen einer Rebellion zu warnen. Die
Elements
erreichten keine große Öffentlichkeit, sondern wurden in einer Art Privatdruck vervielfältigt und 1840, als sich im englischen
     Parlament die Diskussion um die Machtbefugnisse des Königs zuspitzte, auch an die Parlamentarier verteilt.
    Als sich im selben Jahr die Waage der Macht immer mehr den Puritanern zuneigte, entschloss sich der als königstreu bekannte
     Hobbes, das Land zu verlassen. Außerdem fürchtete er wegen seiner naturphilosophischen Anschauungen den Vorwurf des Atheismus,
     der lebensbedrohend sein konnte. Für etwa ein Jahrzehnt lebte er in Paris, einer Stadt, die er von seinen Reisen kannte und
     in der er einige Kontakte hatte. Hier entstanden seine beiden wichtigsten Werke zur politischen Philosophie, das lateinisch
     geschriebene
De Cive
(
Vom Bürger
) und der in Englisch verfasste
Leviathan
. Beide sind nicht nur Beispiele für die angestrebte »politische Mechanik«, sondern auch indirekte Kommentare zu den Bürgerkriegsereignissen
     in England. Hobbes wollte auf eine neue Art die Notwendigkeit eines gesetzlich geregelten Zustands und einer uneingeschränkten
     souveränen Macht begründen.
    Vom Bürger
war eigentlich als dritter und letzter Teil eines größeren Werks geplant, das, wiederum in Anlehnung an Euklid, den Titel
Elementa Philosophiae
(
Elemente der Philosophie
) tragen sollte. Wegen der drängenden politischen Ereignisse erschien
Vom Bürger
jedoch 1642 vor den beiden anderen Teilen, während Teil 1 und 2,
Vom Körper
und
Vom Menschen
, erst 1655 bzw. 1658 veröffentlicht wurden.
    In der Schrift werden endgültig die Fundamente der Hobbes’schen politischen Philosophie gelegt. Aus der »Lage des Menschen
     in bloßerNatur« ist nun der »Naturzustand« geworden, ein vorstaatlicher Zustand, in dem jeder auf sich selbst angewiesen ist und seine
     Interessen schützen muss.

Weitere Kostenlose Bücher