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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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und bringe ihn dann durch begeisternde Prototypen dazu, in meinem Unternehmen ernsthaft nachzufragen, wann es das in voller Schönheit zu kaufen gibt. Das wirkt intern im Unternehmen viel besser, fast wie ein Zauberstab. Natürlich will das Unternehmen immer noch Daten, Logik, Markterhebungen, Kausalzusammenhänge und einen Business-Case, aber nicht mehr in einem eher blockierenden Prozess, sondern um in aller guter Ordnung nur noch formal korrekt das abzuhaken, wozu sich das Unternehmen im Herzen schon entschlossen hat. Kundenanfragen wirken wirklich Wunder in Bezug auf interne Hürden.
Visionen, Hype, Trigger-Meme und Resonanz
    Schauen wir einen Moment in die Politik. Dort ringen die Mächtigen um den Machtgewinn oder Machterhalt. Die Macht bekommen sievon ihren Wählern, so wie ein Unternehmen das Geld von den Kunden bekommt. Wenn nun ein einzelner Politiker eine neue »Vision« hat, zum Beispiel »Einheitsstaatsrente für alle« oder »Verbot privaten Waffenbesitzes«, dann kann er seine Vorstellung in seiner Partei und draußen bei den potenziellen Wählern diskutieren. In beiden Fällen bekommt er Feedback. Die Partei fängt an zu rechnen: Kann sie Wähler gewinnen, wenn sie sich die neue Vorstellung zu eigen macht? Wie viele Wähler verliert sie im Gegenzug? Gibt es einen positiven Saldo? Die Partei bereitet einen Business-Case vor. Zugleich geht es in der Partei um Machtverschiebungen unter den Parteifunktionären. Wird der Visionär aufsteigen? Müssen andere einen internen Machtverlust hinnehmen? Passt die neue Vorstellung gut in den Gesamtkontext des Parteiprogramms? Stellen Sie sich vor, mit der neuen Vorstellung würden zwar die Wahlen garantiert gewonnen, aber nur mit einem neuen Parteivorsitzenden. Wehrt sich der alte Vorsitzende, der bisher immer unbedingte Loyalität im Interesse der Partei gefordert hat? Jetzt setzt eine oft groteske Diskussion ein, die sehr an Machtschacherei erinnert und zu seltsamsten Kompromissen führt, die bei jedem Windhauch immer wieder neu und noch komplizierter ausgehandelt werden.
    Da fragt sich der naive Laie: Warum diskutiert man neue Vorstellungen nicht gleich mit dem Wähler? Die Antwort: Der naive Laie denkt, die neuen Vorstellungen sind für ihn selbst gedacht, als Wohltat der Politik, die ja den Job hat, Gutes im Staat zu wirken. Die Politiker aber denken mehr an die Macht … Genauso ist es in Unternehmen, wo es auch um Geld und Macht geht, um Shareholder-Value und Karrieren. Letzten Endes, so sagt der naive Beobachter, muss ja der
Kunde
zufrieden sein, und deshalb müsste ein Unternehmen unbedingt kundenorientiert agieren! Aber das Unternehmen steht beim Aufkommen von Innovationen vor einer unter Umständen gravierenden Verschiebung von Macht, Karriere und Geld. Diese Verschiebungen werden so sehr gefürchtet, dass diese Furcht sich fast ganz auf die Innovationen überträgt. Bloß nichts Neues!
    Der wirkliche Unternehmer, Innovator oder Effectuator denkt so nicht. Er sucht die Chance, nicht die Karriere oder den Machterhalt. Der wahre Politiker agiert für die Menschheit, nicht für sich oder für fragile Parteikonstellationen. Er sucht das Heil der Menschen. Werselbstständiger Unternehmer ist, ist viel freier, den Chancen nachzugehen. Wer in einer Partei oder in einem größeren Unternehmen tätig ist, braucht aber so einigen Schneid, um seine Vorstellung gleich dem Wähler oder dem Kunden vorzustellen. Das wird oft in Lehrbüchern vergessen, die unbedingte Kundenorientierung oder den Dienst am Bürger als beste Möglichkeit hinstellen. Wenn ich hier diskutiere, »da draußen« eine Vision aufzubauen, dann denken Sie daran, dass es interne CloseMinds und Antagonisten gibt!
    Haben Sie eine Vision? Dann testen Sie die bei Ihrem Kunden oder Ihren Wählern. Stellen sie fest, wie die Stimmung dazu ist. Wie sonst kommen Sie weiter?
    Heute kam die Forderung auf, alle Orte zu Tempo-30-Zonen zu erklären. Die ersten Politiker äußern sich positiv, einige Ortsunkundige freuen sich, dass jetzt die Kinder in den Innenstädten Ball spielen können, die Mehrheit schweigt verkniffen und ist dagegen, weil sie den Zeitverlust oder generell eine weitere Gängelei fürchtet. Oder: Viele junge Leute fordern das bedingungslose Grundeinkommen – denn wenn niemand mehr Angst ums Überleben haben muss, atmen die Seelen auf und alle Menschen beginnen vernünftig zu arbeiten. Die Älteren unter uns stöhnen, weil sie nicht mehr so sehr an das Gute im Menschen glauben. Die Experten

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