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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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einer allgemeinen Perspektive. Sie wollen ausschließen, dass eine Innovation zu sehr in das Leben eingreift und Regeln verändert. Diese mehr Zwanghaften möchten auch keine Ausnahmeregeln für das Neue, um es einmal unter noch nicht geklärten Umständen zu probieren. »Wenn ich das
einmal
erlaube, kommt ihr
immer
damit. Da bricht der Damm. Das reißt ein.
Einmal
Smartphone für
einen
Enkel, dann
immer
Smartphone für
alle
Enkel. Wir müssen uns über die Konsequenzen für unser Leben klarwerden. Darf man beim Essen Mails checken? Doch nicht, oder? Werde ich nach und nach selbst gezwungen sein, ein Smartphone zu bedienen? Haltet mich da raus.« CloseMinds sehen die Gefahr im Vordergrund, wenn sie das Neue betrachten. Insbesondere fürchten sie sich vor persönlichen Konsequenzen – das sagen sie nicht gerne offen, aber sie drücken es dadurch aus, dass sie »im Namen der Schwächeren« argumentieren – dass es also Menschen gibt, denen das Neue schadet. Ich bin zum Beispiel jemand, der in der Öffentlichkeit als Protagonist für höherwertige Erziehung und Bildung eintritt. Viele schleudern mir entgegen, dass dann die Schwächeren noch weiter als bisher schon abgehängt werden. Niemand spricht über ein eigenes Unwohlsein bei dem Gedanken, sich höchstpersönlich selbst weiterentwickeln zu müssen.
    Antagonisten
sind grundsätzlich gegen eine vorgeschlagene Innovation. Sie verbreiten Angst (»Smartphones strahlen gefährlich«), appellieren an Ethik und Heiliges (bei Stammzellenforschung oder Abtreibung) oder verdammen das Neue als Unkultur (»Fernsehen macht dumm, aber Internet noch mehr!«). Sie sind polar und grundsätzlich auf der Seite der militanten Gegner. Sie kämpfen aktiv gegen das Neue.Dies sind die vier Standpunkte der Parteien
im Augenblick der Entscheidung
, ob es eine Idee zur Innovation schafft oder nicht. Innovation ist wie die Erschließung eines neuen Landes. Die Protagonisten schwärmen, dass dort wahrscheinlich Milch und Honig fließt, wenn erste Besiedlungen einsetzen würden. Die OpenMinds warten, bis die ersten Siedlungen zu besichtigen sind. Sie wollen Milch und Honig tatsächlich vor Augen sehen. CloseMinds wollen nicht umziehen, das jetzige Land ist seit langer Zeit gut eingerichtet, es bietet gute Lebensqualität. Antagonisten fürchten Schreckliches – wilde Tiere, Gesetzlose und Krankheiten erwarten die wahnsinnigen Abenteurer, die mit dem Leben spielen!
    [Bild vergrößern]
    Verbleibende Resistenzen an der zweiten Hürde
Die zweite Hürde – von der Innovation zur Allgemeinkultur
    Fast alle Innovationsforschung und -anstrengung richtet sich auf den Moment, an dem ein neues Produkt vom normalen Markt angenommen wird. Diese zweite Hürde der Innovation macht ein neues Produktquasi zum Standard. Das geschieht nicht von selbst oder durch Warten, wie es oft suggeriert wird! Es ist eine
Hürde
. Der Übergang von den OpenMinds zu den CloseMinds wird nie wirklich gesehen, ich habe jedenfalls noch nie etwas darüber gelesen oder davon gehört. Und genau diesen wichtigen Punkt sehe ich daher in der Innovationsdiskussion unterrepräsentiert.
    Betrachten wir das Mobiltelefon. In den 90er Jahren war es eine Technologie für Angeber, die so unverfroren waren, im Restaurant, auf der Straße oder im Zug ihre Mitmenschen an ihrem banalen Privatleben teilnehmen zu lassen oder die es hinbekamen, hoch wichtige Anrufe laut inmitten zuhörender Menschen zu beantworten. »Herr Bundespräsident, Sie kommen zu uns? Ich freue mich, ich muss aber unser Gespräch um 20 Minuten verschieben, weil ich erst dann aus dem Fitnessstudio komme.«
    Nach einer langen Zeit der Handy-Protagonisten oder Early Adopters begannen die OpenMinds, ein Handy nützlich zu finden. »Wo bist du jetzt? Kannst du noch Milch mitbringen?« Damit hielt das Mobiltelefon Einzug in unser Leben. Wer jetzt ein Handy gut findet, hat eines. Mit der Zeit gewöhnen sich die OpenMinds an die neue Bequemlichkeit. Jetzt rufen sie jedermann kurz auf dem Handy an. »Vater, es ist zum Haareausraufen. Wir suchen dich dringend. Seit heute Morgen! Schaff dir jetzt endlich mal ein Handy an!« Die OpenMinds finden nun in der Masse, es sei an der Zeit, dass nun absolut jeder die neue Technologie nutzen soll.
    Das sehen die CloseMinds nicht ein. Sie pochen auf ihre eigene Lebensführung. »Ich will nicht immer erreichbar sein. Ich bin kein Hausmeister oder Notarzt.« Das sagen sie, jeder für sich, unendlich oft. Sie warnen vor den negativen psychischen

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