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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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gut mit einem Tablet zurechtkommen. Damit beginnen sie dann doch zu googeln, bei Amazon zu kaufen oder sich etwas bei eBay zu ersteigern. Diese Unternehmen haben die CloseMinds erreicht, sie haben die zweite Hürde übersprungen. Diese Infrastruktur bildenden Technologien oder Innovationen machen ihre Innovatoren zu Milliardären!
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    Starke Resistenzen an der dritten Hürde
Die dritte Hürde – vom Standard zur verbindlichen Regel
    Innovationen im Bildungsbereich müssen nach der Vorstellung der Länderregierungen oft einheitlich eingeführt werden. Sie werden dann per Verordnung verbindlich. Das kann man wohl erst dann erfolgreich tun, wenn die zweite Hürde übersprungen ist und sich auch die CloseMinds langsam an die neuen Strukturen gewöhnt haben. Wenn sie sich endlich und überhaupt (als mehr Zwanghafte) an etwas gewöhnt haben, wünschen sie meistens, dass es zur allgemeinverbindlichen neuen Lebensregel werden soll. Dann aber heulen die Antagonisten noch viel extremer auf, denn bisher argumentierten sie immer noch einigermaßen sachlich gegen das Neue, nun aber soll es ihnen selbst aufgezwungen werden. Jetzt werden sie militant.
    Innovationen im Bildungsbereich sind ein gutes Beispiel. Sie treffen auf viel längeren Widerstand als normale Innovationen, weil sie eben auch noch die dritte Hürde überwinden müssen.
    Steht man an der dritten Hürde, so ist es vollkommen gleichgültig, ob nun schon 90 oder 95 Prozent der Bevölkerung etwas als verbindlichfestgesetzt haben wollen. Die letzten Antagonisten rufen jetzt eben die höchsten Gerichte an.
    Wir können es schaffen, dass fast gar nicht mehr geraucht wird, aber das Rauchen prinzipiell verbieten? Das gibt Krieg. Wir haben eine beliebige öffentliche Mehrheit gegen privaten Waffenbesitz, aber ein Verbot bekommen wir nicht hin. Die Katholiken machen (glaube ich) in größter Mehrheit von Verhütungsmitteln Gebrauch, aber eine offizielle Erlaubnis bekommen sie nicht.
    Wann also gibt es die ersten Schullehrbücher nur als Software im Netz mit freier Lizenz für alle? Wann Wahlen im Internet (»Geht nicht! Ich habe keinen Internetanschluss und will auch keinen! Dann ist es Wahlfälschung!«)? Verfolgen Sie das Drama um den Stuttgarter Bahnhof? Da gab es eine Volksabstimmung mit einer Mehrheit für das sogenannte S21-Projekt. Nach der Niederlage der Gegner akzeptierten die meisten CloseMinds die demokratische Entscheidung. »Es ist nun so – und wir gewöhnen uns an die neue Lage, die wir eigentlich nicht wollen.« Die Antagonisten aber arbeiten weiter an der Verhinderung, als sei nichts geschehen. Das kann sehr viel Sand ins Getriebe der Projekte streuen! Die Antagonisten erzeugen erhebliche Mehrkosten.
    Viele Innovatoren begehen unverzeihliche Fehler, indem sie ihr Neues so konzipieren, dass es (viel zu) viele Antagonisten erzeugt. Facebook sagt zu Datenschutzproblemen so etwas wie: »So what?«, weil es die OpenMinds nicht so kratzt, wenn die Datenlage nicht total sicher ist. Aber es gibt wütende Angriffe der anderen resistierenden Parteien – und Facebook wundert sich über die Aggression und findet es auch nicht gerecht, dass die Anfeindungen ja nicht von den eigenen Kunden kommen, sondern von außen. Stellen Sie sich einmal vor, es gäbe eine Aggressionskampagne gegen den Geschmack von Erdbeerjoghurt von lauter Leuten, die nie Joghurt essen! Das würden wir nicht verstehen, aber wir können so eine Kampagne sofort erwarten, wenn das Essen dieses Joghurts Pflicht werden soll.
    Immer, wenn etwas für alle gelten soll, kommt leicht solche Aggression auf. Wir nutzen zum Beispiel alle nach und nach die Suchmaschine Google, die uns immer mehr Nutzen bietet und dadurch zum allgemeinen Standard wird. Das Googeln ist nicht direkt verbindlich vorgeschrieben, aber so sehr bestmöglich, dass Google zum »de facto«-Standard gewordenist. Nun aber regt sich sofort Widerstand gegen jede Neuerung von Google, weil Google jetzt nicht mehr nur einfach eine Dienstleistung anbietet oder verändert, sondern weil Änderungen bei Google gleichzeitig unmittelbare Eingriffe in unser Leben darstellen – da müssen wir doch gefragt werden! Dieselben Aggressionen hatten wir vor einem halben Internetzeitalter gegen die Firma Microsoft, die uns das Betriebssystems Windows »aufzwang«. Neuerdings befürchten wir, dass das Unternehmen Apple uns etwas aufzwingt. Alle Innovationen, die bis zur dritten Hürde kommen, müssen sehr vorsichtig sein, sich nicht erbitterte

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