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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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das erlaubt? Das ist nicht vorgesehen. Bitte füllen Sie folgenden Fragebogen aus.« Gute Systeme wollen alles automatisch regeln – da sind ihnen Leute, die Ausnahmen produzieren, von Herzen zuwider, weil diese Ausnahmen einzeln »per Handarbeit« geregelt werden müssen. Ausnahmen werden also nach Möglichkeit und oft mit aller Macht bekämpft. Besonders die zwanghaften Menschen im System sehen in Ausnahmen so etwas wie Abweichlertum oder gar »Sünde«. Wer sich nicht an die Regeln hält, ist wie ein Feind. Sie kennen sicher Erziehungsprediger mit Sätzen wie diesem: »Wenn du es einmal einreißen lässt, ist Tür und Tor offen für Willkür und Anarchie.«
    In diesem Sinne bildet ein Unternehmen oder ein System in natürlicher Weise eine Art Immunsystem, das alle nicht vorgesehenen Situationen wie Störungen behandelt.
    Innovationen, Veränderungen und jeder Wandel werden vom Immunsystem sorgfältig gecheckt. »Freund oder Feind?« Was ist noch tolerierbar, was nicht? Auch wir Menschen haben ein Immunsystem, das zum Beispiel Krankheitsbakterien abwehrt. Die nützlichen Millionen Darmbakterien aber lässt es natürlich in Ruhe! Wenn wir infremde Länder reisen, wo ganz andere Bakterien vorkommen, müssen wir meist unter Durchfallerkrankung unser Immunsystem anpassen. Wenn unser Körper das nicht könnte, müsste er ja sterben oder schwere Schäden hinnehmen!
    Für ein Unternehmen ist es ebenso lebenswichtig, ein gutes Immunsystem zu haben. Das muss gut im Regelfall funktionieren, sich aber auch wandeln und anpassen können. Die Bewahrer des Systems wollen dabei ein möglichst starkes Immunsystem, das gegen Einwirkungen von außen resistent ist. Die Innovatoren wollen das System hingegen ändern oder weiterentwickeln, im Extremfall sogar neu konzipieren – sie möchten es flexibel und durchlässig haben. Was gut ist, liegt in der Mitte, auf die man sich weise verständigen muss. Das geschieht leider kaum. Statt weiser Verständigung gibt es meistens Streit, den die Mächtigen nur allzu oft gewinnen – das sind fast immer die Bewahrer des Unternehmens. Das ereifert die Innovatoren, die das herrschende Zwanghafte als Unterdrückung empfinden. Leider sind die Vertreter des Neuen oft so ungeschickt, dass sie den Streit selbst erst anzetteln. Ich habe ja schon gesagt, dass ich auch zum Anzetteln neigte – bis Gifford Pinchot mir klarmachte, dass ich das System nicht zu sehr reizen soll, am besten gar nicht. »Halt die Klappe und mach!«
Das Resistenzmodell
    Die Innovationstheorien sind zu sehr darauf fokussiert, die Idee in die Welt zu setzen und dann per Marketing am besten allen Menschen auf dem Erdball zu verkaufen. Bei meiner Erörterung des hysterischen und zwanghaften Konzepts haben wir gesehen, dass es eigentlich bei
jeder
Innovation und bei
jedem
vorgeschlagenen Wandel zum Teil erbitterte oder zumindest hämende Gegner gibt. Im politischen Raum zum Beispiel gibt es absolut gar keine Reformvorschläge ohne starken Widerstand, weil sich die jeweilige Opposition zur reflexhaften Gegenrede verpflichtet fühlt und auf alles vom Gegner Vorgeschlagene erst einmal beherzt draufhaut. Aus Prinzip! Es wird dabei angenommen,dass opponierendes Dauerkritisieren zu mehr Wählerstimmen und damit Machtgewinn führt.
    Wer zum Beispiel Innovationen propagiert, die in einer Zeitung diskutiert werden könnten, bekommt Gegenwind, wieder fast aus Prinzip. Steuern rauf oder runter? Es gibt Opposition. Reiche be- oder entlasten? Gegner schimpfen. Privaten Waffenbesitz abschaffen? Da traut sich kaum noch jemand, auf seinem Waffenbesitz zu bestehen, aber das Schweigen ist noch groß genug – es passiert nichts. Frauen an die Managementspitze? Da sind wieder alle laut dafür, geben nur zu bedenken, dass es so viele gute Topfrauen nicht
sofort
gibt – es passiert nichts. Die Beharrungskräfte eines Systems sind unglaublich hoch. Selbst etwas, was von 90 Prozent befürwortet wird, muss nicht unbedingt verwirklicht werden.
    Genauso wird absolut jeder Topmanager glühende Lippenbekenntnisse zur Innovation ablegen. Wie aber wird er im Einzelfall agieren? Engagiert er sich? Oder sieht er der Entwicklung nur wohlwollend zu? Viele da ganz oben »sind dafür«, nicht dagegen. Sie meinen damit, dass sie die Innovationen nicht verhindern. Sie gehen nicht so weit, sich für sie energisch in die Bresche zu werfen. Bloßes wohlwollendes Zuschauen aber überlässt das Feld dem Immunsystem, es ist gegen das Neue resistent und stößt es unter den

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