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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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schwitzt!
    Auf den Messen geht der Erfinder natürlich auch ähnliche Stände besuchen. Ihn treibt die berechtigte reale Angst, dass andere Erfinder gleichartige oder gar bessere Produkte entwickelt haben. Er bekommt Herzflattern, wenn er solche findet. Dann fragt er ängstlich, ob »die anderen schon viel weiter sind« und vergleicht mit rotem Kopf, ob er seine eigene Entwicklung im schlimmsten Fall wegwerfen muss. In seinem Unbehagen sieht er nicht, dass es im Grunde genommen gut ist, wenn andere auf ähnliche Ideen kommen, weil das ein Zeichen dafür ist, dass die Welt für die neue Idee reif ist. Wenn man mutterseelenallein auf der Welt eine Idee hat, die kein anderer auch nur annähernd hatte, dann ist es hochwahrscheinlich, dass die OpenMinds den Erfinder für einen Spinner halten.
    Erfinder schauen wie gebannt auf andere Erfinder, die ähnliche Ideen haben. Die sind seine Feinde! Die vernichten seine Arbeit! Die spionieren ihn aus und betrügen ihn um sein Werk! Deshalb fixiert sich der vermeintlich bedrohte Erfinder im Denken auf die anderen Protagonisten, nicht auf die OpenMinds. Das aber vernichtet ihn wirklich.
    Wenn andere Erfinder Ähnliches anbieten, ist ja nichts verloren. Es gibt ja mehr als eine Brauerei oder eine Suchmaschine. Das Problem ist es doch, die Innovationshürde zum Kunden zu überspringen! Prototypen bauen können noch viele. Nun gilt es, die OpenMinds durch explorierendes Zuhören auszuhorchen. Weil aber der Erfinder Angst vor den anderen Erfindern hat, hört er nicht so sehr seinen späteren Kunden zu, sondern er lässt seine sorgenden Gedanken um sein Werk an sich kreisen. Er beginnt, sich innerlich zu rechtfertigen. »Ich kann das nicht so gut hinbekommen wie die da am Stand des Großkonzerns, die haben bestimmt mehr Geld im Rücken.« Oder: »Ihr Design ist hässlicher, und sie haben auch keinen zweiten Knopf dran wie wir, da sind wir ihnen noch ein paar Wochen voraus. Wir müssen verhindern, dass sie unseren Vorsprung sehen, sie werden sonst bei uns abkupfern.«
    Gleichzeitig bekommt der Erfinder auf Messen Besuch von anderen Wissenschaftlern an seinem Stand. Die wollen penibel genau wissen, was es alles so gibt. Sie fragen ihm ein Loch in den Bauch. Sie wollen gar nichts kaufen, absolut nichts, sie wollen nur den allerneuesten Stand erfahren. Sie sind selbst Protagonisten des Neuen und forschen vielleicht auf diesem Gebiet. Wieder erfüllt den Erfinder ein Gemisch von Stolz und Angst. Er will sich vor den anderen Erfindern und Professoren hervortun, will aber andererseits keine Geheimnisse verraten. Alle sollen ihn bewundern, aber nichts abkupfern können. Er ist innerlich um seinen Ruf besorgt und denkt nicht so sehr an das eigentliche Business, das er auf der Messe betreiben sollte.
    Ja, was sollte er genau tun? Er muss seine Schaustücke möglichst vielen Protagonisten zeigen, um die Möglichkeiten seiner Erfindung voll auszuloten. Er muss die vielen kleinen Einwände der OpenMinds notieren und später wohlwollend prüfen. Nur so bekommt er ein Gefühl für die Praxistauglichkeit eines späteren Produkts. Er soll sehr genau auf die Worte von CloseMinds hören – sehr genau! CloseMinds kommen gar nicht so häufig auf Messen. Es bietet sich nicht so oft die Gelegenheit, einmal die andere Seite zu hören. Am Anfang einer Entwicklung sind die Protagonisten noch zu sehr unter sich und wundern sich später, wenn sie harsche Kritiken einstecken müssen. Heute wird in der Öffentlichkeit fast ein Krieg um Datenschutzproblematiken bei Facebook geführt. Und da fragt man sich: Ist das den Topmanagern von Facebook denn nicht klar, dass diese Auseinandersetzung irgendwann kommen musste? Jeder beliebige CloseMind hätte sie auf die Problematik der Privatheit der Daten hingewiesen. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine fabelhafte Nusscreme erfunden – Nutella. Sie testen sie an Kindern (»Protagonisten«), die sind hell begeistert. Jetzt gehen sie mit Nutella in den Markt und schon weht ein eisiger Wind. »Nutella hat viele Kalorien und ist nicht gut für die Zähne.« So etwas ist aber doch vorhersehbar? Man muss als Erfinder auch die kritischen Stimmen hören, vielleicht gibt es sogar Antagonisten, die seine Erfindung politisch umbringen.
    Ich selbst habe so eine Erfahrung schon hinter mir. Ich habe ein Patent angemeldet (über meinen Arbeitgeber IBM), dass Cola-, Blumen- oder Pommes-Frites-Automaten die Preise variieren, je nachdem,wie sie gefüllt sind, welches Wetter herrscht und ob

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