Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
Arbeitszuweisungen erwarten, wird tendenziell scheitern.
Diese Entwicklung der agilen Software-Entwicklung im letzten Jahrzehnt wirft uns ein helles Licht auf die Innovation:
Innovationen sollten besser gelingen, wenn sie nach agilen Prinzipien von agilen Menschen betrieben werden, die sich während der Dauer des Innovationsprojekts draußen beim Kunden darum bemühen, dass die Neuheit reißenden Absatz und frohen Zuspruch genießt. Bei Innovationen muss man erwarten und verlangen können, dass alle am Projekt Arbeitenden agile Persönlichkeiten sind.
Natürlich gibt es gar nicht so viele »agile Menschen«, bestimmt nicht annähernd so viele, dass alle Software-Entwicklung damit geschafft werden könnte. Wie sollte das denn gehen?, ein ganze Industrie nur mit solchen Ausnahmemenschen zu betreiben? Ein solcher »agiler Ansatz« wird also für die Software-Entwicklung als Ganzes nicht wirklich umsetzbar sein. Die bürokratischen Prozesse dagegen lassen sich ja mit normalen Menschen durchführen!
Innovationen aber sollten in einem Unternehmen mit Ausnahmebegabungen betrieben werden können, oder? So viele »Sondertalente« solle es doch geben? Das ist der Hoffnungsschimmer, und deshalb versuche ich jetzt, das Agile im Kontext der Innovation zu predigen.
Zum Business-Case gehört auch die Meisterschaft
Abstrakt gesehen gibt es zwei verschiedene Konzepte, ein Ziel zu erreichen:
Man erarbeitet einen Plan, mit dem das Ziel erreicht wird, und setzt ihn um – ähnlich wie es das Wasserfallmodell der Software-Entwicklung in Phasen vorsieht.
Man vertraut besonders agilen Menschen, die auf große Erfahrung im Erreichen von Zielen zurückblicken können, die Aufgabe an und »lässt sie machen«.
Ich will jetzt keinesfalls schwarz-weiß werden und Ihnen jetzt vortragen, dass Pläne grundsätzlich schlecht oder schlechter sind. Wahrscheinlich geht es ohne Plan gar nicht wirklich. Auch die tollsten Professionals haben einen Plan, aber sie wissen, wie sie im Ungewissen damit umgehen müssen.
Aber das zwanghafte Erarbeiten von Businessplänen oder Business-Cases treibt zu große Blüten.
Seit etlichen Jahren verlangt das strukturierte Management, dass absolut jeder Innovator einen Business-Case einreichen muss, in dem er die zukünftige Entwicklung seiner Idee zum Geschäft möglichst detailliert darlegt. Die Business-Cases sehen alle sehr ähnlich aus, sie folgen einer weithin vorgeschriebenen Liturgie. Sie
müssen unbedingt
folgendermaßen aussehen:
Executive Summary (eine Seite, vielleicht zwei, damit man alles sofort versteht)
Beschreibung der Innovation – worum es sich handelt
Wie groß ist der Markt dafür? Welche Wettbewerber gibt es?
Wie wird das Neue vertrieben, wie wird Marketing gemacht?
Beschreibung des Geschäftsmodells – wodurch und wie wird Geld verdient?
Wie soll das neue Unternehmen organisiert sein?
Wie wird alles realisiert?
Wo lauern dabei Risiken?
Langer detaillierter Abschnitt über die Finanzierung und den zu erwartenden Gewinn, insbesondere wird eine Aufstellung der Kosten und der geplanten Umsätze der nächsten fünf Jahre erwartet. Es muss ersichtlich sein, dass ein Investor mit seinem Geld einen erheblichen Gewinn erzielen kann. Das ist natürlich die Voraussetzung für das ganze Projekt.
Schlussempfehlung für das Projekt – ganz positiv.
Die Antworten auf die Fragen ergeben eine Art Rezept oder Plan, wie demnächst mit der innovativen Idee Geld verdient wird. So einen Plan sollte man wirklich haben, ganz ohne Vorgehensvorstellungen ist Innovation unsinnig. Es ist klar, dass man sich über Finanzen und Wettbewerber Gedanken machen muss. Dann aber – das ist der wichtige Punkt dabei – dann aber muss man Meister genug sein, das Rezept wirklich zuzubereiten. Selbst erprobte Rezepte aus Kochbüchern brauchen Erfahrung, und ein ganz neues Gericht gelingt auch dem Erfahrenen nicht immer! Oder meistens beim ersten Mal nicht so gut!
Wenn das beim Kochen schon so ist – wie sieht es dann erst bei Innovationen aus? Man braucht ganz gehörige Meisterschaft dazu, damit etwas gleich beim ersten Mal klappt. Innovatoren müssen in der Lage sein, in einem absolut unsicheren und ungewissen Terrain mit allen Unwägbarkeiten umzugehen. Innovation findet eben mitten in Zufällen, zwischen Pech und Glück, zwischen Gelingen und immer wieder drohenden Schieflagen statt. Innovatoren müssen trotzdem alles stemmen können und am besten alle Zufälle als Chancen ummünzen und zu ihrem Glück mitnehmen.
Fragt
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