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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Schiff.
Gunther der kühne · ein Ruder selber nahm.
Da huben sich vom Lande · die schnellen Ritter lobesam.
    Sie führten reichlich Speise · dazu guten Wein,
Den besten, den sie finden · mochten um den Rhein.
Ihre Rosse standen · still in guter Ruh;
Das Schiff ging so eben · kein Ungemach stieß ihnen zu.
    Ihre starken Segelseile · streckte die Luft mit Macht:
Sie fuhren zwanzig Meilen · eh' niedersank die Nacht,
Mit günstigem Winde · nieder nach der See;
Ihr starkes Arbeiten · tat einst noch den Beherzten weh.
    An dem zwölften Morgen · wie wir hören sagen,
Da hatten sie die Winde · weit hinweggetragen
Nach Isenstein der Feste · in Brunhildens Land,
Das war ihrer keinem · außer Siegfried bekannt.
    Als der König Gunther · so viel der Burgen sah
Und auch der weiten Marken · wie bald sprach er da:
»Nun sagt mir, Freund Siegfried · ist euch das bekannt?
Wem sind diese Burgen · und wem das herrliche Land?«
    Zur Antwort gab ihm Siegfried · »Das ist mir wohl bekannt:
Das ist Brunhilden · Volk und auch Land
Und Isenstein die Feste · glaubt mir fürwahr:
Da mögt ihr heute schauen · schöner Frauen große Schar.
    »Ich will euch Helden raten · seid all von einem Mut
Und sprecht in gleichem Sinne · so dünkt es mich gut.
Denn wenn wir heute · vor Brunhilden gehn,
So müssen wir in Sorgen · vor der Königstochter stehn.
    »Wenn wir die Minnigliche · bei ihren Leuten sehn,
Sollt ihr erlauchte Helden · nur einer Rede stehn:
Gunther sei mein Lehnsherr · und ich ihm Untertan;
So wird ihm sein Verlangen · nach seinem Wunsche getan.«
    Sie waren all willfährig · zu tun, wie er sie hieß:
In seinem Übermute · es auch nicht einer ließ,
Sie sprachen, wie er wollte · wohl frommt' es ihnen da,
Als der König Gunther · die schöne Brunhild ersah.
    »Wohl tu' ich's nicht so gerne · dir zu lieb allein,
Als um deine Schwester · das schöne Mägdelein.
Die ist mir wie die Seele · und wie mein eigner Leib;
Ich will es gern verdienen · daß sie werde mein Weib.«

Siebentes Abenteuer
Wie Gunther Brunhilden gewann
    Ihr Schifflein unterdessen · war auf dem Meer
Zur Burg heran geflossen · da sah der König hehr
Oben in den Fenstern · manche schöne Maid.
Daß er sie nicht erkannte · das war in Wahrheit ihm leid.
    Er fragte Siegfrieden · den Gesellen sein:
»Hättet ihr wohl Kunde · um diese Mägdelein,
Die dort hernieder schauen · nach uns auf die Flut?
Wie ihr Herr auch heiße · so tragen sie hohen Mut.«
    Da sprach der kühne Siegfried · »Nun sollt ihr heimlich spähn
Nach den Jungfrauen · und sollt mir dann gestehn,
Welche ihr nehmen wolltet · wär' euch die Wahl verliehn.«
»Das will ich,« sprach Gunther · dieser Ritter schnell und kühn.
    »So schau' ich ihrer eine · in jenem Fenster an,
Im schneeweißen Kleide · die ist so wohlgetan:
Die wünschen meine Augen · so schön ist sie von Leib.
Wenn ich gebieten dürfte · sie müßte werden mein Weib.«
    »Dir hat recht erkoren · deiner Augen Schein:
Es ist die edle Brunhild · das schöne Mägdelein,
Nach der das Herz dir ringet · der Sinn und auch der Mut.«
All ihr Gebaren · dauchte König Gunthern gut.
    Da hieß die Königstochter · von dem Fenster gehn
Die herrlichen Maide · sie sollten da nicht stehn
Zum Anblick für die Fremden · sie folgten unverwandt.
Was da die Frauen taten · das ist uns auch wohl bekannt.
    Sie zierten sich entgegen · den unkunden Herrn,
Wie es immer taten · schöne Frauen gern.
Dann an die engen Fenster · traten sie heran,
Wo sie die Helden sahen · das ward aus Neugier getan.
    Nur ihrer Viere waren · die kamen in das Land.
Siegfried der kühne · ein Roß zog auf den Strand.
Das sahen durch die Fenster · die schönen Frauen an:
Große Ehre dauchte · sich König Gunther getan.
    Er hielt ihm bei dem Zaume · das zierliche Roß,
Das war gut und stattlich · stark dazu und groß,
Bis der König Gunther · fest im Sattel saß.
Also dient' ihm Siegfried · was er hernach doch ganz vergaß.
    Dann zog er auch das seine · aus dem Schiff heran:
Er hatte solche Dienste · gar selten sonst getan,
Daß er am Steigreif Helden · je gestanden war'.
Das sahen durch die Fenster · diese schönen Frauen hehr.
    Es war in gleicher Weise · den Helden allbereit
Von schneeblanker Farbe · das Roß und auch das Kleid,
Dem einem wie dem andern · und schön der Schilde Rand:
Die warfen hellen Schimmer · an der edeln Recken Hand.
    Ihre Sättel wohlgesteinet · die Brustriemen schmal:
So ritten sie herrlich · vor

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