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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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säumte sich nicht mehr,
Liefen hin die Schnellen · wo da ging der Bär;
Doch wollte niemand schießen · von Hunden war's zu voll.
So laut war das Getöse · daß rings der Bergwald erscholl.
    Der Bär begann zu fliehen · vor der Hunde Zahl;
Ihm konnte niemand folgen · als Kriemhilds Gemahl.
Er lief ihm mit dem Schwerte · zu Tod er ihn da schlug.
Wieder zu dem Feuer · das Gesind' den Bären trug.
    Da sprachen, die es sahen · er wär' ein starker Mann.
Die stolzen Jagdgesellen · rief man zu Tisch heran.
Auf schönen Anger saßen · der Helden da genug.
Hei! was man reicher Speise · vor die edeln Jäger trug!
    Die Schenken waren säumig · sie brachten nicht den Wein;
So gut bewirtet mochten · sonst Helden nimmer sein.
Wären manche drunter · nicht so falsch dabei,
So wären wohl die Degen · aller Schaden los und frei.
    Da sprach der edle Siegfried · »Mich verwundert sehr,
Man trägt uns aus der Küche · doch so viel daher,
Was bringen uns die Schenken · nicht dazu den Wein?
Pflegt man so der Jäger · will ich nicht Jagdgeselle sein.
    »Ich möcht' es doch verdienen · bedächte man mich gut.«
Von seinem Tisch der König · sprach mit falschem Mut:
»Wir büßen euch ein andermal · was heut' uns muß entgehn;
Die Schuld liegt an Hagen · der will uns verdursten sehn.«
    Da sprach von Tronje Hagen · »Lieber Herre mein,
Ich wähnte, das Birschen · sollte heute sein
Fern im Spechtsharte · den Wein hin sandt' ich dort.
Heute gibt es nichts zu trinken · doch vermeid' ich es hinfort.«
    Da sprach der edle Siegfried · »Dem weiß ich wenig Dank:
Man sollte sieben Lasten · mit Meth und Lautertrank
Mir hergesendet haben · konnte das nicht sein,
So sollte man uns näher · gesiedelt haben dem Rhein.«
    Da sprach von Tronje Hagen · »Ihr edeln Ritter schnell,
Ich weiß hier in der Nähe · einen kühlen Quell:
Daß ihr mir nicht zürnet · da rat' ich hinzugehn.«
Der Rat war manchem Degen · zu großem Leide geschehn.
    Siegfried den Recken · zwang des Durstes Not;
Den Tisch hinwegzurücken · der Held alsbald gebot:
Er wollte vor die Berge · zu dem Brunnen gehn.
Da war der Rat aus Arglist · von den Recken geschehn.
    Man hieß das Wild auf Wagen · führen in das Land,
Das da verhauen hatte · Siegfriedens Hand.
Wer es auch sehen mochte · sprach großen Ruhm ihm nach.
Hagen seine Treue · sehr an Siegfrieden brach.
    Als sie von dannen wollten · zu der Linde breit,
Da sprach von Tronje Hagen · »Ich hörte jederzeit,
Es könne niemand folgen · Kriemhilds Gemahl,
Wenn er rennen wolle · hei! schauten wir das einmal!«
    Da sprach von Niederlanden · der Degen kühn und gut:
»Das mögt ihr wohl versuchen · wenn ihr mit mir tut
Einen Wettlauf nach dem Brunnen · Ist dies dann geschehn,
Dem soll man's zuerkennen · den wir als den Sieger sehn.«
    »Wohl, laßt's auch uns versuchen« · sprach Hagen der Degen.
Da sprach der starke Siegfried · »So will ich mich legen
Hier vor eure Füße · nieder in das Gras.«
Als er das erhörte · wie lieb war König Gunthern das!
    Da sprach der kühne Degen · »Noch mehr will ich euch sagen:
Gewand und Gewaffen · will ich bei mir tragen,
Den Wurfspieß samt dem Schilde · und all mein Birschgewand.«
Das Schwert und den Köcher · um die Glieder schnell er band.
    Die Kleider vom Leibe · zogen die andern da:
In zwei weißen Hemden · man beide stehen sah.
Wie zwei wilde Panther · liefen sie durch den Klee;
Man sah bei dem Brunnen · den schnellen Siegfried doch eh.
    Den Preis in allen Dingen · vor manchem man ihm gab.
Da löst' er schnell die Waffe · den Köcher legt' er ab,
Den starken Spieß lehnt' er · an den Lindenast.
Bei des Brunnens Flusse · stand der herrliche Gast.
    Die höf'sche Zucht erwies da · Siegfried daran:
Den Schild legt' er nieder · wo der Brunnen rann;
Wie sehr ihn auch dürstete · der Held nicht eher trank,
Bis der König getrunken · dafür gewann er übeln Dank.
    Der Brunnen war lauter · kühl und auch gut;
Da neigte sich Gunther · hernieder zu der Flut.
Als er getrunken hatte · erhob er sich hindann;
Also hätt' auch gerne · der kühne Siegfried getan.
    Da entgalt er seiner höf'schen Zucht · den Bogen und das Schwert
Trug beiseite Hagen · von dem Degen wert.
Dann sprang er zurücke · wo er den Wurfspieß fand,
Und sah nach einem Zeichen · an des Kühnen Gewand.
    Als der edle Siegfried · aus dem Brunnen trank,
Er schoß ihn durch das Kreuze · daß aus der Wunde sprang
Das Blut von seinem Herzen · an Hagens

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