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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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fand.
Er sprach : »O weh der Reise · hieher in dieses Land!
Wer hat euch euern Gatten · wer hat mir mein Kind
So mordlich entrissen · da wir bei guten Freunden sind?«
    »Ja, kennt' ich den,« versetzte · die edle Königin,
»Hold würd' ihm nimmer · mein Herz noch mein Sinn:
Ich riet' ihm so zum Leide · daß all die Freunde sein
Durch meine Schuld müßten · in Weinen und in Klagen sein.«
    Siegmund der König · den Fürsten umschloß;
Da ward von seinen Freunden · der Jammer also groß,
Daß von dem lauten Wehruf · Pallas und Saal
Und Worms die weite Veste · rings erscholl im Widerhall.
    Da konnte niemand trösten · Siegfriedens Weib.
Man zog aus den Kleidern · seinen schönen Leib,
Wusch ihm seine Wunde · und legt' ihn auf die Bahr;
Allen seinen Leuten · wie weh vor Jammer da war!
    Es sprachen seine Recken · aus Nibelungenland:
»Immer ihn zu rächen · bereit ist unsre Hand.
Er ist in diesem Hause · von dem es ist geschehn.«
Da eilten nach den Waffen · die Degen in Siegfrieds Lehn.
    Die Auserwählten kamen · in ihrer Schilde Wehr,
Eilfhundert Recken · die hatt' in seinem Heer
Siegmund der König · seines Sohnes Tod
Hätt' er gern gerochen · wie ihm die Treue gebot.
    Sie wußten nicht, wen sollten · sie im Streit bestehn,
Wenn es nicht Gunther wäre · und die in seinem Lehn,
Die zur Jagd mit Siegfried · geritten jenen Tag.
Kriemhild sah sie gewaffnet · das schuf ihr großes Ungemach.
    Wie stark auch ihr Jammer · wie groß war ihre Not,
Sie besorgte doch so heftig · der Nibelungen Tod
Von ihrer Brüder Mannen · daß sie dawider sprach:
Sie warnte sie in Liebe · wie immer Freund mit Freunden pflag.
    Da sprach die Jammerreiche · »Herr König Siegmund,
Was wollt ihr beginnen? · Euch ist wohl nicht kund,
Es hat der König Gunther · so manchen kühnen Mann:
Ihr wollt euch all verderben · greift ihr solche Recken an.«
    Mit auferhobnen Schilden · tat ihnen Streiten not.
Die edle Königstochter · bat und gebot,
Daß es meiden sollten · die Recken allbereit.
Daß sie's nicht lassen wollten · das war ein grimmiges Leid.
    Sie sprach: »Herr König Siegmund · steht damit noch an,
Bis es sich besser füget · so will ich meinen Mann
Euch immer rächen helfen · Der mir ihn hat benommen,
Wird es mir bewiesen · es muß ihm noch zu Schaden kommen.
    »Es sind der Übermütigen · hier am Rhein so viel,
Daß ich euch zum Streite · jetzt nicht raten will:
Sie haben wider einen · immer dreißig Mann;
Lass' ihnen Gott gelingen · wie sie uns haben getan!
    »Bleibt hier im Hause · und tragt mit mir das Leid,
Bis es beginnt zu tagen · ihr Helden allbereit:
Dann helft ihr mir besargen · meinen lieben Mann.«
Da sprachen die Degen · »Liebe Frau, das sei getan.«
    Es könnt' euch des Wunders · ein Ende niemand sagen,
Der Ritter und die Frauen · wie man sie hörte klagen,
Bis man des Wehrufs · ward in der Stadt gewahr.
Die edeln Bürger kamen · daher in eilender Schar.
    Sie klagten mit den Gästen · sie schmerzte der Verlust.
Was Siegfried verschulde · war ihnen unbewußt,
Weshalb der edle Recke · Leben ließ und Leib.
Da weinte mit den Frauen · manchen guten Bürgers Weib.
    Schmiede hieß man eilen · und würken einen Sarg
Von Silber und von Golde · mächtig und stark,
Und ließ ihn wohl beschlagen · mit Stahl, der war gut.
Da war allen Leuten · das Herz beschwert und der Mut.
    Die Nacht war vergangen · man sagt', es wolle tagen.
Da ließ die edle Königin · hin zum Münster tragen
Siegfried den Herren · ihren lieben Mann.
Mit ihr gingen weinend · was sie der Freunde gewann.
    Da sie zum Münster kamen · wie manche Glocke klang!
Allenthalben hörte · man der Pfaffen Sang.
Da kam der König Gunther · hinzu mit seinem Lehn
Und auch der grimme Hagen · es wäre klüger nicht geschehn.
    Er sprach: »Liebe Schwester · o weh des Leides dein,
Daß wir nicht ledig mochten · so großen Schadens sein!
Wir müssen immer klagen · um Siegfriedens Tod.«
»Daran tut ihr unrecht« · sprach die Frau in Jammersnot.
    »Wenn euch das betrübte · so wär' es nicht geschehn.
Ihr hattet mein vergessen · das muß ich wohl gestehn,
Als ich so geschieden ward · von meinem lieben Mann.
Wollte Gott,« sprach Kriemhild · »es wär' mir selber getan.«
    Sie hielten sich am Leugnen · da hub Kriemhild an:
»Wer unschuldig sein will · leicht ist es dargetan,
Er darf nur zu der Bahre · hier vor dem Volke gehn:
Da mag man gleich zur Stelle · sich der Wahrheit versehn.«
    Das ist ein großes

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