Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
anderen. » Irgendwie geht die Tür nicht zu, was ja wohl nicht daran liegen kann, dass ich fett bin.«
Die anderen quetschten sich noch mehr zusammen. Als die Tür zu war, drehte der Fahrer sich um. » Hi, Ladys«, sagte er. » Ich bin übrigens Josh.«
» Na klar«, antwortete Mo. » Und das hier ist Nathan. Und du…«, sie zeigte auf den dritten jungen Mann auf dem Beifahrersitz, » heißt wahrscheinlich Brandon oder Cory oder so ähnlich.«
» Cory!«, sagte er. » Woher wussten Sie das?«
» Hab nur geraten.«
» Okay dann.« Josh setzte den Wagen in Gang. » El Rancho Laredo– wir kommen!«
Die Bar lag fünf Meilen weiter die Straße hinunter in einem so winzigen Ort, dass sich die Einwohner wahrscheinlich gar nicht sicher waren, wirklich da zu wohnen, dachte Aishe. Der offizielle Parkplatz der Bar war so voll, dass Josh seinen Truck auf dem angrenzenden Feld parkte, neben mindestens zwanzig weiteren Wagen. » Mein Gott«, sagte Aishe. » Das hier kenne ich. Hier hab ich früher mit Gulliver immer Kürbisse für Halloween geholt. Aber dieses Jahr nicht– Gulliver meint, er ist zu alt dafür.«
» Harry hat zu viel Angst«, erwiderte Mo. » Ich konnte ihn nicht mal überreden, mit mir an die Tür zu kommen, um Süßigkeiten zu verteilen.«
» Becca lässt ihre Kinder mit Izzy gehen«, erklärte Connie. » Izzy sagte, sie hätte die meisten Süßigkeiten bei sich versteckt, weil die Kinder behauptet haben, Becca würde sie immer konfiszieren. Wahrscheinlich hat sie Angst, es könnten Scherben darin sein oder Gift oder so.«
» Quatsch«, widersprach Mo. » Sie erträgt es einfach nicht, wenn jemand Spaß hat.«
» Komm schon«, sagte Aishe. » Unsere Pfadfinder haben uns im Stich gelassen.«
Das stimmte. Josh, Nathan und Cory waren schon vorausgegangen, schoben sich durch die Menge am Eingang der Bar und warfen verstohlene Blicke zurück zum Truck.
» Das liegt nur daran, dass ich fett bin und Connie so offensichtlich keinen ranlässt«, erklärte Mo. » Und bei Aishe haben sie wohl Angst, sie würde sie im Ganzen verschlingen und hinterher ihre Knochen ausspucken.«
Die Bar war brechend voll, wie Josh versprochen hatte. Der Geräuschpegel war erheblich, und unablässig strömten Leute mit hochroten Köpfen auf die breite Veranda und schnappten nach Luft, als hätten sie versehentlich zwei Durchläufe in einem Wäschetrockner hinter sich.
» Da drin ist kein Platz mehr«, sagte Connie mit einem Anflug von Hoffnung.
» Na klar doch«, widersprach Aishe. » Mir nach.« Unter geschicktem Einsatz ihrer Ellbogen und Stiefelspitzen bahnte sie ihnen rasch eine Schneise durch die Menge, direkt zur Bar. Der Barkeeper war aus demselben Holz geschnitzt wie der im Silver Saddle: älter, schweigsam und mit einer Miene, die eindeutig besagte, dass er sich nicht hetzen ließ und jeder es bereuen würde, der es auch nur versuchte– wenn nicht direkt, dann später, allein auf dem Heimweg, im Dunkeln.
» Was soll’s sein?«, fragte er Aishe.
» Sechsmal Tequila.« Sie wies mit dem Daumen auf Mo und Connie, die sich hinter ihr drängten. » Je zwei für mich und meine Freundinnen.«
» O nein«, sagte Connie. » Ich kann nicht, ehrlich.«
» Du bist doch bis obenhin voll mit Cola«, entgegnete Mo. » Und wenn du sie nicht trinkst, dann eben wir. Was heißt, du kommst vielleicht nie mehr nach Hause.«
» Hier.« Der Barkeeper stellte die Schnapsgläser in einer Reihe auf und füllte sie. Aishe bezahlte und gab ihm ein großes Trinkgeld. Sie wusste, Barkeeper waren wie die Bundessteuerbehörde: Waren sie dir nicht gewogen, wartete eine Welt aus Schmerz auf dich.
Aishe reichte Mo und Connie je zwei Gläser.
» Skol«, sagte sie und leerte ihre.
» Auf Ex!« Mo folgte ihrem Beispiel.
» O mein Gott«, sagte Connie.
Sie sah aus, als bereute sie es, die Bar mit den Spucknäpfen verlassen zu haben. Die hätten sich angeboten, um unerwünschten Alkohol zu entsorgen. Glücklicherweise waren Mo und Aishe abgelenkt, erstens durch die Wirkung der zwei Tequilas auf ihren Organismus, und zweitens durch den lauten Jubel, der die Ankunft der Band auf der kleinen Bühne im hinteren Teil der Bar ankündigte.
» Ich seh nichts«, bemerkte Mo. » Was ja egal ist. Es sei denn natürlich, sie spielen nackt. Und auch das wäre nur einen Blick wert, wenn sie jung und muskulös sind. Auf das Gehänge alter Männer bin ich nicht so scharf.«
» Komm«, sagte Aishe. » Verschaffen wir uns bessere Sicht.«
Wieder einmal bahnte
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