Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
hat vielleicht eine Affäre«, sagte Connie mit gepresster Stimme. » Kann ich mich damit bewerben?«
» Herrgott, Connie! Hast du ihn immer noch nicht gefragt?«, rief Mo. » Du musst ihn fragen! Es würde mich nicht wundern, wenn diese Zicke Becca das erfunden hätte. Quäl dich nicht so! Find’s raus!«
» Mit wem soll er’s denn treiben?«, fragte Aishe.
» Mit seiner Sekretärin«, erklärte Mo und verzog das Gesicht. » Sie heißt Brandi. Mit ›i‹.«
» Allein dafür könnte man sie schon erschießen.« Aishe brach ein Taco in zwei Hälften. » Und kein Gericht der Welt würde einen dafür verurteilen.«
» Aber wann soll ich ihn denn fragen?«, wandte Connie ein. » Wenn er sein Müsli isst? Wenn er sich seine Krawatte bindet? Wenn er mir einen Abschiedskuss gibt, bevor er zur Arbeit geht? Wenn er nach Hause kommt und seine Schuhe auszieht? Wenn er fragt: ›Sollen wir Leno gucken?‹ Oder wenn wir zusammen ins Bett gehen? Wann?«
» Connie, so wie du grade geredet hast, klingt dein Leben wirklich scheißlangweilig«, bemerkte Aishe. » Aber ich verstehe, was du meinst. Ist wirklich keine geschmeidige Überleitung von Frühstücksflocken zu Ehebruch.«
» Ich sag dir, wie du’s machst, Connie.« Mo klopfte mit dem Finger auf den Tisch. » Wenn er fragt: ›Sollen wir Leno gucken?‹, sagst du: ›Nein, Phil, ich will nicht Leno gucken, sondern über dich und dieses Flittchen reden.‹ Ganz einfach! Ohne langes Vorspiel, wenn du mir den Ausdruck verzeihst. Obwohl ich wette, dass das bei Brandi eh nicht nötig ist. Ist bei solchen Weibern immer so. Die fangen sofort an zu stöhnen.«
Aber Connie schien ihr gar nicht zuzuhören.
» Es stimmt«, sagte sie. » Mein Leben ist langweilig.«
» Hör nicht auf Aishe«, widersprach Mo. » Die ist eine grobe Straßendirne!«
Connie verbarg das Gesicht in ihren Händen. » Ich hab noch nie was Interessantes gemacht! Nicht einmal!«
» Sentimental nach nur einem Schnaps!«, sagte Aishe zu Mo. » Beeindruckend.«
» Connie«, setzte Mo an und klopfte ihr auf den Rücken. » Krieg dich wieder ein. Wir sind was trinken gegangen, um unsere Probleme zu vergessen und nicht, um neue zu erfinden.«
» Wenigstens habt ihr beide einen Mann!«, bemerkte Aishe. » Ich nicht. Mein Bett ist so kalt und öd wie die Arktis.«
» O mein Gott«, sagte Mo. » Unser Schwips verfliegt. Schnell! Mehr Alkohol!«
Sie winkte dem lächelnden Schnurrbartmann. » Wir brauchen Sprit! Presto!«
» Sie meint pronto«, sagte Aishe zu dem Mann. » Oder vielleicht auch Simsalabim.«
» Das ist es!«, rief Mo. » Können Sie uns einen Drink herzaubern?«
Der Mann hob entschuldigend die Hände. » Leider nein. Wir haben keine Ausschankgenehmigung.«
» Aber Sie werden doch irgendwo was bunkern, oder?«, sagte Mo. » Könnten Sie uns nicht ein bisschen davon in drei hohe Gläser füllen? Wenn Sie einen lustigen Strohhalm reinstecken, merkt das kein Mensch! Wir versprechen auch, erst draußen umzukippen.«
Der Mann ließ den Schnurrbart hängen. » Das geht nicht. Tut mir leid. Die könnten uns sonst dichtmachen.«
Er eilte davon, bevor Mo die Frage neu formulieren konnte.
» Das ist ein Familienrestaurant«, erklärte Aishe. » Deswegen auch die Modelleisenbahn.«
» Gibt’s in der Nähe einen Spirituosenladen?«, fragte Mo. » Dann könnte ich was reinschmuggeln.«
» Und riskieren, dass er und seine Familie auf der Straße landen und alle als Drogenhändler für irgendeinen bösen, kolumbianischen Psychopathen schuften müssen?«
» Oh, nein, alles klar«, antwortete Mo. » Dann esst schnell auf, damit wir uns wieder mit dem Gott des Alkohols vereinigen können, bevor er vergisst, wie sehr wir ihn lieben.«
Etwas später, draußen vor dem Lokal, unterdrückte Mo einen Rülpser und fragte: » Und wohin jetzt? Zurück in den Saddle?«
» Ich weiß nicht, ob es dort nicht ein bisschen gesundheitsgefährdend war«, sagte Connie. » Da standen Spucknäpfe auf dem Boden! Und in der Ecke hockte ein Mann mit langen Haaren und Lederjacke, der uns anglotzte. Ich hab’s gesehen.«
» Echt?«, sagte Mo. » Sah er gut aus?«
» Er hatte Bloodrunners auf seine Stirn tätowiert.«
» Aha, aber sah er gut aus?«
Während sie sich noch berieten, hielt ein Bus neben ihnen.
» Los, den nehmen wir«, sagte Aishe. » Wir müssen uns eine Ortschaft suchen, in der es mehr als eine Bar gibt.«
» Ein Zug durch die Kneipen!«, rief Mo. » Au ja!«
» Gütiger Gott«, sagte Connie.
Zwei
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