Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
Holz geschnitzt.
» Etwa zwanzig Sekunden«, sagte Mo. Die Frage: Entschuldigen Sie sich für alles? behielt sie für sich.
» Oh, da bin aber froh.« Connie fächelte sich Luft zu. » Ich hatte gerade ein Riesendrama mit meiner Haushälterin. Ich kann ihr einfach nicht begreiflich machen, dass man auch um die Wasserhähne herum wischen muss!«
Kein Wort, warnte sich Mo. Nicht ein einziges verdammtes Wort.
» Wie bekommen Sie Ihre Haushälterin denn in den Griff?«, erkundigte sich Connie und wirkte aufrichtig interessiert.
» Ich erledige die Hausarbeit selbst«, antwortete Mo. Es hatte keinen Sinn zu lügen. » Obwohl ich zugeben muss, dass ich bei zwei kleinen Kindern den Versuch aufgegeben habe, die Wasserhähne tropfenfrei zu halten. Und das Drumherum– da finde ich, sieht man am besten gar nicht erst hin.«
» Oh.«
Connies Miene war eine Mischung aus Verwirrung und Gekränktheit, und sie sah aus wie ein Kind, das an Mommys Ton merkt, dass es etwas falsch gemacht hat, aber nicht weiß, was. Mo kam sich wie ein Schuft vor.
» Aber ich habe eine Kinderbetreuung«, fügte sie eilends hinzu. » Er brauchte bisher jedoch keine Anleitungen.«
Connie riss die Augen auf. » Er?«
» Meine Damen.« Die Empfangsdame war erschienen, um sie zu ihrem Tisch zu führen.
Als sie saßen, starrte Connie Mo über die Speisekarte hinweg an. » Ich habe zwar schon davon gehört, dass männliche Nannys jetzt in Mode sind. Aber ich persönlich weiß nicht, ob ich das könnte.«
» Warum nicht?«
» Ja, nun«, wand sich Connie. » Sie wissen schon. Männer und Kinder…«
Was ist bloß mit diesen besser verdienenden Amerikanern los, fragte sich Mo. Sind die alle ein Opfer republikanischer Propaganda oder begreifen sie einfach nicht, dass nicht alle unverheirateten Männer verkappte Kinderschänder sind?
» Ist er…« Connie brach ab und änderte ihre Frage. » Über welche Agentur ist er denn gekommen?«
» Benedict ist Engländer«, erklärte Mo. Eine juristische Ausbildung kam einem schon gelegen, wenn man nur den Anschein erwecken wollte, eine Frage zu beantworten.
» Ach so!« Connie wirkte erleichtert. » Eine englische Kinderbetreuung.«
Ich könnte behaupten, dass er schwarz ist, dachte Mo. Das würde sie vollkommen umhauen. Glücklicherweise kam der Kellner, um ihre Bestellung aufzunehmen.
» Ich nehme einen Caesar-Salat«, sagte Connie. » Aber ohne Croutons und Parmesan. Und könnten Sie das Dressing getrennt servieren?«
Durch die Speisekarte hatte Mo eine Ahnung bekommen, warum Connie sich ausgerechnet für dieses Restaurant entschieden hatte: Neben jedem Gericht stand eine Kalorienangabe. Nach Mos Rechnung hatte Connies Bitte den Kaloriengehalt des Caesar-Salats von 700 auf etwa 250 gesenkt.
Gute Güte, dachte Mo. Warum streicht sie den Salat nicht auch noch und lässt sich einen leeren Teller servieren?
» Ich nehme das 900-Kalorien-Steak und Pommes frites«, sagte Mo. Sie war versucht hinzuzufügen: und ein Glas Wein. Aber die Erinnerung an ein rot bespritztes Tischtuch ließ sie immer noch fast vor Scham im Boden versinken.
» Sie können sich ja so glücklich schätzen«, sagte Connie. » Weil Sie nicht darauf achten müssen, was Sie essen.«
Mo witterte eine versteckte Spitze, sah in Connies Miene aber nur augenscheinlich aufrichtige Bewunderung.
» Sie doch auch nicht«, erwiderte sie. » Sie sind doch spindeldürr.«
» Oh!« Connie errötete und senkte den Blick. » Nein, nein. Wenn ich nicht strikt darauf achte, was ich esse, gehe ich auf wie ein Hefekuchen!«
» Ich bin schon aufgegangen«, erklärte Mo. » Und ein Teil von mir findet das gar nicht gut. Aber dem Rest ist es piepegal. Das Leben ist zu kurz, Essen nicht zu genießen. Und irgendwann trainiere ich es mir wieder ab.« Sie legte den Kopf zur Seite. » Wahrscheinlich.«
Connie runzelte die Stirn. » Und Ihr Mann, macht Chad…?«
» Keine Bemerkungen über meinen fetten Arsch?«
» Oh! Äh…«
Innerlich schüttelte Mo den Kopf. Also machte Phil Bemerkungen über die Figur seiner Frau. Was für ein unglaublicher Saftsack!
» Nein, macht er nicht«, sagte sie zu Connie. » Ich meine, wenn ich plötzlich hundert Kilo zulegen würde, würde ihm vermutlich eine leicht besorgte Bemerkung entschlüpfen. Aber im Allgemeinen schert er sich einen Scheiß darum, wenn ich ein bisschen Speck auf den Hüften habe.«
Zumindest dachte ich das, seufzte sie innerlich. Aber sie weigerte sich zu glauben, dass ihr Gewicht irgendetwas zu
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