Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
suchen würde, was ich brauche. Du bist nur Mittel zum Zweck. Und sobald sich das erledigt hat, heißt es Hasta, la vista, Baby.
» Ich glaube, das ist ganz einfach«, sagte sie. Bei der Aussicht, seine Hoffnungen zunichte zu machen, überkam sie eine Welle der Befriedigung. Er hatte ein persönliches Geständnis aus ihr herausgepresst, außerdem war er unangekündigt aufgetaucht und hatte sie schon wieder ins Bett gelockt. Höchste Zeit zurückzuschlagen.
» Der große Unterschied war der, dass die anderen Jungs waren. Frank dagegen– war ein Mann.«
18
Dienstagmorgen in der Krabbelgruppe merkte Mo vor lauter Elend erst nach einer Stunde, dass sie nicht die Einzige war, die litt.
» Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie Benedict. » Du siehst noch blasser aus als sonst.«
Einer seiner Mundwinkel zuckte kurz nach oben. » Danke.«
» Tut mir leid«, sagte Mo und schnitt eine Grimasse. » Noch mal von vorn. Alles in Ordnung mit dir?«
Benedict behielt Harry im Auge, der wie üblich bei der Kiste mit den Eisenbahngleisen war. Es gab einen Jungen in der Gruppe, der immer heimlich alle Züge aus der Kiste klaute, sodass für Harry, wenn er seine Bahn fertig gebaut hatte, keiner mehr da war. Es hatte schon Tränen gegeben– bei Harry, der andere Junge hatte hämisch gelacht. Jetzt war Benedict fest entschlossen, eine Wiederholung zu verhindern. Harry konzentrierte sich so sehr auf den Bau der Bahnstrecke, dass er das heimliche Manöver des anderen Jungen nicht mitbekam. Benedict schob die Hand in seine Jackentasche, um sich zu vergewissern, dass die rote Holzlok– die beste – noch da war.
» Mir geht’s gut«, sagte Benedict.
» Du lügst doch.«
Benedict sah sie direkt an. » Es ist nichts«, sagte er. » Trotzdem danke.«
Mo wartete eine Weile. » Hat es mit Aishe zu tun? Führt sie dich an der Nase rum?«
Sein entsetzter Blick aus hervorquellenden Augen war wie aus einem Comic. Mo unterdrückte ein Grinsen und ließ im Geist eine Fanfare erschallen.
Nachdem Benedict sich hastig umgesehen hatte, ob jemand zuhören konnte, neigte er seinen Kopf an ihr Ohr. » Wieso weißt du davon?«
» Sie hat es mir erzählt«, antwortete Mo. » Das heißt, nein, eigentlich nicht. Aber sie hat sich verraten.« Sie grinste ihn an. » Als sie mich beschuldigte, was mit dir zu haben.«
» Wie bitte?«
» Ja, ehrlich. Sie ist ganz aus dem Häuschen, dass ich dich verführt haben könnte. So wie Kate Winslet in diesem Film, in dem sie eine KZ -Wärterin spielt.«
» Du meinst Der Vorleser ?«
» Kann sein. Der Film jedenfalls, in dem sie den altklugen Jungen vögelt und dann vor Gericht kommt, weil sie eine miese Mörderin ist.«
» David Hare wäre wahrscheinlich nicht der Meinung, dass diese Beschreibung alle Nuancen seiner Buchverfilmung trifft«, grinste Benedict.
» Dann kann David Hare sich mal ins Knie ficken.«
Benedicts Grinsen schwand. Nachdenklich runzelte er die Stirn. » Ich will das nochmal ganz genau wissen: Aishe hat dir vorgeworfen, mich zu verführen?«
» Ja, hat sie.«
» Und sie hat sich deswegen aufgeregt?«
» Allerdings.«
» Bist du dir da absolut sicher?«
Mo nickte. » Absolut. Sie war eifersüchtig.«
Der Klappstuhl aus Holz knarzte, als Benedict sich zurücklehnte.
» Das ergibt keinen Sinn«, sagte er ins Leere hinein.
» Also, verarscht sie dich?«, wiederholte Mo ihre Frage.
Benedict zuckte hilflos die Achseln. » Ich bin mir nicht sicher. Sie hat mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie von mir nur…«
Er verstummte abrupt, und Mo erblickte zwei leuchtend rote Flecken auf seinen Wangen.
» Ist schon in Ordnung«, beruhigte sie ihn. » Ich bin erwachsen. Ich weiß alles über…«, sie senkte die Stimme, » S-E-X .«
Das Rot auf seinen Wangen vertiefte sich. » Ja, aber nicht in Verbindung mit mir!«
» Hast du jemanden, mit dem du darüber reden kannst?«, fragte Mo.
Widerstrebend schüttelte er den Kopf.
» Dann spuck’s aus.« Sie presste die Lippen zusammen. » Außerdem brauche ich dringend etwas Zerstreuung, weil mein geliebter Mann abgehauen ist.«
Fassungslos blinzelte Benedict sie an. » Ich– äh– dachte, er ist auf Geschäftsreise? Das hat mir jedenfalls Harry erzählt.«
» Das haben wir Harry so gesagt«, erklärte Mo. » Er ist nicht für immer weg«, fügte sie hinzu. » Zumindest, soweit ich weiß…«
» Äh«, setzte Benedict an. » Darf ich fragen, wieso er…?«
» Um sich selbst zu finden«, antwortete Mo knapp.
» Im
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