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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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eigentlich auf ihn hinunterschauen sollten.«
    Aishe dachte an ihre eigene Kindheit. Die Hernes waren zwar nicht gerade arm, hatten aber auch nie viel Geld übrig. Jedes Kind wusste, dass es für Extrawünsche arbeiten musste. Und das haben wir auch, dachte Aishe. Uns wurde beigebracht, auf eigenen Füßen zu stehen. Gleichzeitig konnten wir uns immer auf die Familie verlassen. Wir wussten, dass wir dort immer geschützt sein würden. Zumindest, solange ihr Dad noch lebte. » Warst du unglücklich als Kind?«, fragte sie.
    Die Frage schien Benedict zu überraschen. » Ich war ein Einzelkind. Meine Mutter war – ist – ein ziemlich anständiger Mensch, und ich glaube, mein Vater mochte sie wirklich. Jedenfalls hat er sie gut behandelt. Aber er achtete auch darauf, immer an erster Stelle zu stehen. Sie musste ihn mir immer vorziehen. Woraus folgte, dass ich meist mir selbst überlassen blieb. Ich hatte nichts dagegen. Es war mir sogar lieber. Es hat den ständigen Druck verringert, der Sohn meines Vaters zu sein.«
    » Welchen Druck? So zu werden wie er– wie er zu sein?«
    Benedict lächelte sie ironisch an. » Du kannst dir denken, dass ich nicht ganz das war, was er sich erhofft hatte. Als ich noch klein war, verkörperte ich alles, was er verachtete. Ich war ein schüchterner, schwächlicher Bücherwurm. Es gab tatsächlich einen Augenblick…« Er verstummte und warf ihr einen Blick zu. » Wahrscheinlich glaubst du, ich übertreibe, aber es gab einen Augenblick, da dachte ich wirklich, er wollte mich loswerden.«
    » Was? Jetzt mach mal halblang!«
    » Wenn ich es dir sage!«, erwiderte Benedict. » Ich war zehn damals– genau in dem Alter, in dem er kriminell wurde. Er kam in mein Zimmer. Ich las gerade. Er schob mit einem Finger das Buch zurück, um den Titel zu lesen. Es war Der letzte Kampf, der letzte Band aus der Narnia-Reihe. ›W er gewinnt?‹, fragte er. Da ich kaum sagen konnte: ›Ein paar Kinder und ein Haufen magischer Geschöpfe‹, antwortete ich: ›Die Guten.‹ Er nickte, was mich unendlich erleichterte. Aber dann sagte er: ›Komm mit.‹
    In der Nähe des Hauses gab es ein Wäldchen. Es war nicht besonders schön, sondern dunkel und feucht und voller Unterholz. Da führte er mich hinein. Als wir so gingen, meinte ich, ein Winseln zu hören. Es wurde immer lauter, und irgendwann erreichten wir eine Art Lichtung, auf der ich einen Hund, einen Straßenköter, kauern sah.«
    Aishe holte scharf Luft. » Wenn die Sache schlecht für den Hund ausgeht, will ich nichts mehr hören.«
    Benedict warf ihr einen gequälten Blick zu. » Und wenn es schlecht für mich ausgeht?«
    » Du sitzt ja hier«, erklärte sie. » Gesund und munter. Allerdings könnte sich das schnell ändern, wenn du dem armen Hund was angetan hast.«
    » Er war in einer alten Falle gefangen«, fuhr Benedict nach einer bedeutungsschwangeren Pause fort. » Und in sehr schlechtem Zustand. Die Einzelheiten erspare ich dir– sagen wir nur, dass er versucht hatte, sich einen Weg freizubeißen. Mein Vater sagte: ›Die Falle kann nicht mehr geöffnet werden, dazu ist sie zu alt und verrostet. Was würdest du also tun?‹ Da ich gelernt hatte, vorsichtig zu sein, fragte ich: ›W elche Wahl habe ich?‹ Er holte eine Pistole aus seiner Jackentasche und sagte: ›Eine wäre die hier.‹«
    » Das wäre human gewesen. Wenn du es auf der Stelle getan hättest«, sagte Aishe.
    » Ich war damals zehn!«, widersprach Benedict. » Ich hatte noch nie eine Waffe in der Hand gehalten, geschweige denn abgefeuert! Die Chancen, den Hund beim ersten Schuss zu töten, waren ziemlich gering.«
    » Also, was hast du gemacht?«
    » Ich sah, dass die Falle nicht fest im Boden verankert war, und dachte eine verrückte Sekunde, wenn ich sie nur anheben würde, könnte ich sie zusammen mit dem Hund aus dem Wäldchen tragen. Doch der Hund war rasend vor Schmerzen. Kaum machte ich einen Schritt auf ihn zu, stürzte er sich knurrend auf mich. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass mein Vater lächelte und mir die Pistole hinhielt. Also machte ich Folgendes: Ich nahm Reißaus.«
    Aishe zuckte zusammen. » Au!«
    » Ja, rückblickend nicht die schlaueste Entscheidung. Aber ich konnte den Hund weder retten noch ihn töten. Was hätte ich anderes tun sollen?«
    » Was ist mit dem Hund passiert?«
    » Dir ist dieser verdammte Köter wirklich wichtiger als ich, oder?«, bemerkte Benedict hitzig.
    » Hunde müssen eher geschützt werden als Menschen.«
    » Und wenn ich

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