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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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wieder.«
    » Du«, sagte Benedict und wirbelte zu Rosie zurück, » bist anspruchsvoller als Jennifer Lopez auf Tournee. Gott steh uns allen bei, wenn du erst mal anfängst, ganze Sätze zu bilden.«
    » Ich glaube, sie wird sich damit begnügen, einsilbige Befehle zu bellen«, bemerkte Mo. » Bei mir zumindest hat das immer funktioniert.«
    » Guck«, sagte Benedict und zeigte Rosie den leeren Joghurtbecher. » Leer.«
    Rosies Miene verfinsterte sich und sie schlug nach dem bösen Plastikbecher. Daraufhin zauberte Benedict aus dem Nichts einen Keks hervor und hielt ihn hoch. Rosie riss die Augen auf und kniff sie dann zusammen.
    » Meins!«, sagte sie und entriss ihm den Keks.
    Benedict und Mo sahen sich verdutzt an.
    » War das ihr erstes Wort?«, fragte Mo.
    » Hat sie sonst schon mal was gesagt?«
    » Nein. Bis jetzt waren wir auf Brüllen, Kreischen und diesen schrillen Ton beschränkt, der sogar die Königin der Nacht in der Zauberflöte erblassen lassen würde.«
    » Mozart hat diese Arie für seine Schwägerin komponiert«, erklärte Benedict. » Sie war ein Koloratursopran. Die höchste Note in diesem Stück ist das dreigestrichene F.«
    » Die F-Note?«, grinste Mo. » Das passt. Wenn Rosie schreit, sagen die Leute meistens das F- Wort.«
    Sie blickte zu ihrem Sohn, der sich immer noch durch seinen Waffelberg arbeitete.
    » Hast du das gehört, Harry?«, fragte sie. » Rosie hat ihr erstes Wort gesagt.«
    Harry schluckte. » Was für eins?«
    » Meins!«, sagte seine Mutter.
    Harry zuckte die Achseln. » Klar.« Dann widmete er sich wieder seinem Essen.
    Und dein Vater hat es verpasst, dachte Mo im Stillen. Er wird es erst in einem Monat erfahren, weil ich ihm versprochen habe, ihn nur im Notfall anzurufen. Und er wird sich auch nicht melden. Chad hat Harry erzählt, dass er geschäftlich wohin muss, wo es keine Telefone gibt. Gott sei Dank ist Harry zu klein um zu wissen, dass selbst Polarforscher und Beduinen in der Wüste Gobi Handys haben. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, was sie überraschte und ärgerte. Ich sollte wütend sein, schimpfte sie mit sich, nicht traurig! Ich habe ein Recht, wütend zu sein. Aber sie konnte keine Wut aufbringen; ihr einziges Gefühl war Trauer.
    » Alles in Ordnung?«
    Leicht besorgt sah Benedict sie an. Er hat wirklich wunderschöne Augen, dachte Mo. So groß und rauchiggrün und dazu diese langen, blonden Wimpern. Außerdem ist er so ein netter Junge. Kein Schlappschwanz, sondern einfach nur anständig. Was ist bloß mit Aishe los?, fragte sie sich. Wenn ich sie wäre, würde ich ihn mir schnappen.
    Wieder musste sie mit sich schimpfen. Was ist bloß mit mir los? Ich habe mir einen anständigen, hübschen, blonden Jungen geschnappt. Ihn mir geschnappt und unverzüglich vor den Traualtar gezerrt. Aber anscheinend hatte er eigene Pläne.
    » Ich wünschte, mein Mann wäre nicht weggegangen«, sagte sie zu Benedict.
    Mit einem raschen Blick vergewisserte sie sich, dass Harry vollends mit seinem Essen beschäftigt war. Trotzdem senkte sie die Stimme. » Und ich mach mir fast in die Hose, dass er vielleicht nicht mehr wiederkommt.«
    » Besteht diese Möglichkeit wirklich?«
    Mo schüttelte den Kopf. » Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Und das ist das Problem. Früher wusste ich immer alles ganz genau. Aber jetzt…«
    » Das ist hart, stimmt’s?«, sagte er. » Wenn man lange Zeit auf einem Weg unterwegs war, hat man so viel Fahrt aufgenommen, dass man unbarmherzig mitgerissen wird, egal, wie gern man abspringen will.«
    Einen Augenblick lang sah er aus wie ein Zwölfjähriger, und Mo musste an sich halten, ihn nicht zu packen und an ihren Busen zu drücken. Das wäre zu gefährlich, warnte sie sich. Wir sind beide einsam und bedürftig– ich sehe förmlich, wie leicht es wäre, einen Schritt zu weit zu gehen.
    Trotzdem ist es schön, jemanden zum Reden zu haben. Schön, jemanden zu haben, der mit mir reden will. Dabei ist er doch mein Kindermädchen. Und die waren schon immer dafür da, sich die Probleme ihrer Dienstherren anzuhören: Mary Poppins, Calpurnia, Mammy in Vom Winde verweht. Solange ich mich nicht betrinke und Dummheiten mache, beschied Mo, sollten wir gut klarkommen.
    » Komm schon«, sagte sie zu Benedict. » Bringen wir die zwei nach Hause. Auch wenn Rosie vielleicht kein Mittagsschläfchen machen will, Harry wird sich auf jeden Fall hinlegen. Dann hätten wir ein bisschen mehr Ruhe zum Reden.«
    Sie sah, dass er zögerte. » Oder hast du für

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