Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
ich nicht alt werden. Ich komme mir vor, als hätte ich mein Verfallsdatum bereits erreicht, und würde von jetzt an nur noch sang- und klanglos verblassen.«
» Warum hast du keine Kinder?«, fragte Mo. » Hat Phil zu wenig Schwimmer?«
» Nein, wir waren Rhesus negativ«, erklärte Connie. » Ich hatte drei Fehlgeburten, bevor wir uns testen ließen. Wir hätten bei der nächsten Schwangerschaft Medikamente nehmen können, aber das brachte ich nicht über mich. Ich hatte zu große Angst, es würde wieder schiefgehen. Phil hat mich nicht gedrängt.«
Sie warf Mo ein kurzes, ironisches Lächeln zu. » Er war wirklich supernett. Du solltest ihm gegenüber nicht so hart sein.«
» Du meine Güte!« Mo atmete tief aus. » Connie, das ist wirklich schrecklich. Ich komme mir so gemein vor.« Sie neigte den Kopf. » Eigentlich weiß ich ja, dass ich ein Miststück bin, aber meistens ist mir das egal.«
Auf dem Tisch stand ein Teller mit Kuchen. Sie schob ihn zu Connie. » Mehr kann ich dir nicht anbieten. Traurig, aber wahr.«
Connie tupfte sich die Augen ab. » Du hast doch dich«, sagte sie und lächelte zaghaft. » Zählt das etwa nicht?«
» Was?«, sagte Mo. » Im Ernst? Ich meine, ich würde mich wirklich sehr freuen, deine Freundin zu sein. Aber meinst du nicht, das wäre in etwa so, als würde man mit dem Rauchen anfangen oder mit Nordic Walking? Mehr Nachteile als Vorteile?«
» Das riskiere ich«, sagte Connnie. » Zumindest ist es eine neue Erfahrung.« Dann schnappte sie nach Luft.
» Du liebe Güte!« Mo sprang auf. » Was ist denn?«
» Mir ist jemand eingefallen! Ein Mädchen!«
» Spuck’s aus!«
Connie zählte die Eigenschaften mit Hilfe ihrer Finger auf. » Jung. Alleinstehend. Hübsch. Ziemlich sicher nicht lesbisch. Beccas neue Nanny!«
» Noch eine Nanny?«, fragte Mo. » Das ist ja unheimlich, wie gut das passt. Wie heißt sie?«
» Isabel«, antwortete Connie. » Aber Beccas Kinder nennen sie Izzy.«
» Ich wette Becca nicht«, bemerkte Mo düster. » Wahrscheinlich nennt sie sie ›Nanny‹ oder sonstwie, womit sie sie in einem Aufwasch herabsetzen und entpersönlichen kann.«
» So schlimm ist Becca auch wieder nicht«, sagte Connie.
» Connie! Hast du denn gar nichts gelernt? Becca ist eine gemeine Kuh! Wiederhole: K-U-H!«
» Nein, das tue ich nicht«, sagte Connie mit spröder Entschiedenheit. » Aber ich spreche mit Izzy und höre mal, was sie davon hält. Dein Benedict ist doch ein netter Junge?«
» Ein richtiger Schatz«, erwiderte Mo. » Mit geheimnisvoller Vergangenheit, aber sonst in jeder Hinsicht ein Gentleman und Gelehrter, und obendrein noch gut aussehend. Abgesehen davon stehen die meisten Mädchen auf eine geheimnisvolle Vergangenheit. Wo kommt Izzy her?«
» Ich glaube, aus Neuseeland.« Dann wurde ihr klar, was sie gesagt hatte. » Ach! Vielleicht kennst du sie ja!«
» Neuseeland ist ein Staat, keine Gemeinde«, protestierte Mo. » Er hat vier Millionen Einwohner, und bevor ich umzog, hatte ich noch nicht alle kennengelernt.«
» Wenn sie einverstanden ist…« Connie hatte eindeutig schon darüber nachgedacht, » sollten wir dann ein Blind Date für sie einfädeln oder besser als Anstandsdamen dabei sein?«
» Connie, seit 1855 hat kein Mensch mehr eine Anstandsdame!«
» Ich schon! Bei meiner ersten Verabredung!«
» Warst du unter zwölf? Obwohl, nein, vergiss es«, sagte Mo, » du brauchst das nicht zu beantworten. Jedenfalls hast du etwas Wichtiges zur Sprache gebracht.« Sie trommelte mit den Fingern leicht auf den Tisch. » Ich hab noch gar nicht darüber nachgedacht, wie ich das Benedict verkaufe.«
» Wenn nötig, könnte ich ein Foto von ihr besorgen«, schlug Connie vor.
» Jetzt sieh uns nur an«, sagte Mo. » Wir sind wie zwei Yentas, die eine Ehe arrangieren wollen.«
» Eigentlich ist das korrekte jiddische Wort dafür Shadchen«, korrigierte Connie sie. » Eine Yenta ist nur ein altes, harmloses Klatschweib.«
» Naja, das sind wir doch auch«, erwiderte Mo. » Außer ›alt‹ natürlich. Und in meinem Fall würde ich auch das Wort ›harmlos‹ austauschen.«
» Wenn wir einen unauffälligen Vorwand brauchen«, sagte Connie, » könnten wir Benedict doch einfach erzählen, Izzy wäre neu in der Stadt, und ihn bitten, ihr etwas zu zeigen. Das wäre nicht mal gelogen!«
» Das wäre ein wohlüberlegtes Komplott«, entgegnete Mo. » Aber du hast recht– eine komplette Lüge wäre es nicht. Also wäre unser Gewissen fast rein.«
»
Weitere Kostenlose Bücher