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Das Niebelungenlied

Das Niebelungenlied

Titel: Das Niebelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bierwisch
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bin, wie es nur immer möglich ist. Und ich bitte sie, vor dieser Sonnenwende mit ihrem Gefolge hierherzukommen, wo viele sie verehren, darüber würden wir uns freuen. An den König Sigemunt richtet meinen Gruß aus, und daß wir seiner freundlich gedenken. Und sagt meiner Schwester, sie solle unbedingt zu uns reiten; noch kein Fest habe ihr besser angestanden.« Prünhilt und Uote und alle ihre Frauen trugen den Boten ihre Grüße für Sîfrits Hof auf. Als die Vertrauten des Königs zugestimmt hatten, reisten die Boten ab. Sie waren gut ausgerüstet mit Pferden und Kleidern und beeilten sich mit ihrer Fahrt. Gunther ließ überall verkünden, daß sie unter seinem Schutz ständen.
    Nach drei Wochen ritten sie in Norwegen ein und kamen zur Nibelungenburg, wo sie Sîfrit antreffen sollten. Ihre Pferde waren erschöpft von den langen Wegen. Sîfrit und Kriemhilt wurde überbracht, es seien Boten gekommen, die Kleidung nach burgundischem Schnitt trügen. Kriemhilt sprang auf von dem Ruhebett, auf dem sie gelegen hatte, und schickte eine Magd ans Fenster. Die sah den Markgrafen Gêre mit seinen Begleitern auf dem Hof stehen. Was war das für eine angenehme Nachricht gegen Kriemhilts Heimweh! Auch Sîfrit und König Sigemunt waren die Boten willkommen. Das Hofgesinde lief bei ihnen zusammen und begrüßte sie auf das freundlichste. Nachdem sie und ihre Pferde untergebracht waren, traten Gêre und seine Begleiter vor den König, denn sie hatten freien Zutritt zum Hof. Sîfrit und Kriemhilt erhoben sich und empfingen die Boten ehrenvoll. Gêre wurde ein Sitz angeboten. Aber sie wollten erst die Botschaft ausrichten. »So lange können reisemüde Boten wohl stehen. Wir sollen Euch sagen, was Gunther und Prünhilt uns aufgetragen haben, denenes sehr gut geht. Ebenso haben Frau Uote, Eure Mutter, Gîselher und Gêrnôt uns gesandt und lassen Euch grüßen aus Burgund.« Sîfrit erwiderte: »Gott lohne es ihnen. Aber auch ich habe ihnen bestimmt alles Gute gewünscht, wie es unter Freunden üblich ist. Auch ihre Schwester hat mit Liebe an sie gedacht. Nun sagt mir, ob sie zufrieden sind oder ob seit unserer Abreise jemand ihnen etwas angetan hat? Ich will ihnen treu beistehen mit meiner Kriegshilfe, bis ihre Feinde es leid sind.« Markgraf Gêre antwortete: »Sie befinden sich in jeder Hinsicht wohl und zufrieden. Sie laden Euch zu einem Fest an den Rhein und freuen sich, Euch wiederzusehen. Daran sollt Ihr nicht zweifeln. Und bittet meine Herrin, sie möge Euch begleiten. Wenn der Winter zu Ende ist, soll es sein, vor der Sonnenwende.« – »Das wird kaum möglich sein«, sagte Sîfrit. Aber Gêre fuhr fort: »Eure Mutter Uote läßt Euch auch mahnen, und Gêrnôt und Gîselher, Ihr sollt sie nicht enttäuschen. Täglich bedauern sie, daß Ihr so fern seid. Prünhilt und ihre Frauen wären glücklich, wenn sie Euch wieder einmal sehen könnten.« Kriemhilt freute sich über die Einladung. Sîfrit bat Gêre, der mit ihr verwandt war, sich zu setzen, und ließ den Gästen den Willkommenstrunk bringen.
    Auch Sigemunt kam hinzu und sprach freundlich mit ihnen. »Seit mein Sohn Kriemhilt zur Frau hat, sollte man Euch öfter hierzulande sehen.« Sie antworteten, daß sie gerne kämen, wenn er es wünsche. Die Gesandtschaft wurde zu Tisch gebeten und reichlich mit Speisen versehen, so daß alle ihre Müdigkeit bald vergaßen. Sie blieben volle neun Tage, und endlich fragten sie, wann sie denn zurückreiten sollten.
    Sîfrit rief seine Vertrauten zusammen und teilte ihnen mit, daß Gunther ihn zu einem Fest eingeladen habe, und fragte um ihren Rat. »Ich möchte gern zu ihm reiten, wennauch sein Land so weit entfernt ist. Und sie bitten auch Kriemhilt, mitzukommen; wie soll sie aber die beschwerliche Reise überstehen? Ich würde ja durch dreißig Länder ziehen ihnen zu Gefallen.« Seine Ratgeber redeten ihm zu. Er solle tausend Mann mitnehmen, dann könne er wohl in Ehren auftreten in Burgund. Sigemunt sagte: »Warum laßt Ihr mich nicht wissen, daß Ihr zum Fest fahrt? Wenn es Euch recht ist, begleite ich Euch mit hundert Kriegern.« Sîfrit sagte ihm, daß er sich freue und innerhalb von zwölf Tagen abreisen werde. An alle, die es wollten, wurden nun Pferde und Gewänder verschenkt.
    Er sandte die Boten voraus nach Worms und ließ ausrichten, er wolle gern zu dem Hofgelage kommen. Es wird erzählt, daß er und Kriemhilt die Boten so reich beschenkten, daß ihre Pferde es nicht tragen konnten und sie fröhlich mit Saumtieren

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